Zeitreise: Als Steffi Graf vor 40 Jahren Gold in L.A. holte

Steffi Graf war gerade 15 Jahre alt und spielte bereits seit zwar Jahren auf der Tennistour. Trotz ihres jungen Alters belegte sie bereits einen Platz in den Top 50 der Weltrangliste, genauer gesagt stand sie auf Rang 47.

Eigentlich zählte Tennis seit 60 Jahren nicht mehr zu den Disziplinen der Olympischen Sommerspiele. Deshalb fand in Los Angeles ein sogenannter Demonstrationswettbewerb im Tennis statt. Das bedeutet: Tennis wurde zwar im Rahmen der Olympischen Spiele in Los Angeles gespielt, dennoch befand sich die Sportart in einer Art Testphase, um später erneut als offizielle Disziplin bei den Olympischen Spielen anerkannt zu werden.

Der Tenniswettbewerb 1984 war lediglich Spielerinnen und Spielern im Alter von unter 21 Jahren vorbehalten. Es gab zwei Wettbewerbe, den der Herren und den der Damen. Als Nummer 47 der Weltrangliste ging Graf als die an Position acht gesetzte Spielerin in L.A. an den Start. Angeführt wurde die Setzliste von den beiden Amerikanerinnen Kathy Horvath und Andrea Jaeger.

In Deutschland hatte Graf bereits für Aufsehen gesorgt, als sie 1982 als 13-Jährige die Deutschen Jugendmeisterschaften der 18-Jährigen gewann und sich im gleichen Jahr als Profispielerin bei der WTA meldete. Schon in ihrem jungen Alter zog sie die Aufmerksamkeit in Deutschland, aber auch international, auf sich. Graf beeindruckte vor allem durch ihre Schnelligkeit und ihre harte Vorhand. Die deutsche Fachpresse betitelte sie als “Wunderkind”.

Im ersten Satz habe ich noch geschlafen!

Spätestens nach den Olympischen Spielen in Los Angeles war dann klar: Graf zu schlagen, wird in Zukunft eine der größten Herausforderungen. Denn in Los Angeles spielte sie sich souverän ins Spiel um die Goldmedaille. Dort traf die 15-Jährige dann auf Sabrina Goles, 19 Jahre alt, an Position sieben gesetzt, aus Jugoslawien.

“Im ersten Satz habe ich noch geschlafen und hatte Schwierigkeiten, ins Spiel zu finden”, sagte Graf nach einem verlorenen ersten Durchgang. Aber ihre vier Jahre ältere Gegnerin hatte im Verlauf der Partie zunehmend mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Erst war sie von Schulterbeschwerden geplagt, die sie dazu zwangen, langsamer aufzuschlagen. Ab dem zweiten Satz kamen auch Probleme im unteren Rücken hinzu. “Ab dem zweiten Satz fing sie an, leichte Bälle zu verschlagen, also habe ich zurück ins Spiel gefunden”, analysierte Graf damals.

Schließlich setzte Graf sich gegen die Jugoslawin mit 1:6, 6:3 und 6:4 durch und konnte sich über ihre erste olympische Medaille freuen. Ihre Final-Gegnerin hingegen musste mit den Tränen kämpfen. “Hätte mir jemand vor ein paar Wochen gesagt, dass ich eine Silbermedaille haben werde, hätte ich mich gefreut. Aber jetzt fühle ich mich nicht so gut. Ich hatte das Gefühl, ich hatte die Chance, Gold zu gewinnen”, sagte Goles.

Nach Olympia 1984: Startschuss in ein neues Kapitel

Nach den Demonstrationsspielen in Los Angeles zählte der Tenniswettbewerb ab Olympia 1988 in Seoul, Süd-Korea, wieder zum offiziellen Teil der Olympischen Spiele – nach 64 Jahren Abstinenz! Doch nicht nur für den Tennissport war dieses Event in der kalifornischen Stadt ein Startschuss in ein neues Kapitel – auch für Steffi Graf.

Denn im Anschluss startete die deutsche Spielerin so richtig durch. 1985, mit 16 Jahren, zog Graf erstmals in ein Grand Slam-Halbfinale bei den US Open ein. Im darauffolgenden Jahr war sie bei acht WTA-Turnieren erfolgreich und kämpfte sich auf Platz drei der Weltrangliste. Ihr erster Grand Slam-Titel folgte dann 1987, als sie mit 17 Jahren die French Open in Paris gewann. Der Rest ist Tennisgeschichte: 22 Grand Slam-Titel, 377 Wochen auf Rang eins der Weltrangliste, insgesamt 107 Turniersiege, 2 Fed-Cup-Titel.

Steffi Graf: Der einzige Golden Slam der Tennisgeschichte

Nicht zu vergessen ist auch ein bisher unerreichter Erfolg von Steffi Graf – der Golden Slam 1988. In diesem Kalenderjahr gewann sie im Alter von 19 Jahren alle vier Grand Slam-Turniere sowie die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Seoul. Parallel ergatterte sie an der Seite von Claudia Kohde-Kilsch auch die Bronzemedaille im Doppel. Dementsprechend ließ sich ihre Jahresbilanz sehen: 72 Siege zu 3 Niederlagen über die ganze Saison hinweg.

Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren bleibt der Golden-Slam-Erfolg von Steffi Graf bis heute unerreicht. Die nächste Möglichkeit diesen Rekord aufzuholen, haben die Tennisprofis allerdings erst 2028 wieder, wenn die nächsten Olympischen Spiele stattfinden. In vier Jahren geht es dann zurück in die Stadt, in der Graf ihren ersten Medaillen-Erfolg gefeiert hat: Los Angeles.