Lois Boisson Hamburg Ladies Open 2025 Champion

Es sprach alles gegen sie, als Lois Boisson am Mittwoch, den 16. Juli, ihr Zweitrunden-Match gegen Tamara Korpatsch aus Hamburg bestritt. Bei den MSC Hamburg Ladies Open erhielt die Französin erneut eine Wildcard, nachdem sie wenige Wochen zuvor überraschend das Halbfinale von Roland Garros erreicht hatte. Denn bei der Meldefrist für das 250er-Turnier am Rothenbaum war Boisson noch weit von den Top 100 entfernt.

Die Turnierbotschafterin Andrea Petkovic prophezeite Boisson zwar schon früh als eine der Favoritinnen für das Damen-Turnier, doch im zweiten Match in Hamburg geriet die 22-Jährige gegen Lokalmatadorin Korpatsch ins Wanken. Nachdem sie im zweiten Satz bereits bei 5:4 zum Matchgewinn serviert hatte, kämpfte sich die Deutsche zurück in die Partie, breakte ihre Kontrahentin und entschied den Tiebreak für sich.

Obwohl Korpatsch immer wieder in Richtung ihrer Beine griff und kurz vor einem Krampf stand, ging sie auch im dritten Satz in Führung. 1:3 lag Boisson bereits hinten. Nachdem Korpatsch mit einem Krampf im Bein zu Boden ging und sich im Anschluss kaum mehr bewegen konnte, hatte Boisson vor allem mental zu kämpfen. Auf die Underarm-Serves und die zahlreichen Mondbälle der Hamburgerin reagierte sie verzweifelt und machte zahlreiche Fehler. Am Ende fand sie aber trotzdem ihr kraftvolles Grundlinienspiel wieder – immerhin konnte sie sich deutlich freier bewegen.

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Kraftpaket: Nach einem holprigen Match gegen Tamara Korpatsch in Runde zwei gab Lois Boisson im Anschluss keinen Satz mehr ab & holte ihren ersten WTA-Titel in Hamburg.

Kraftpaket: Nach einem holprigen Match gegen Tamara Korpatsch in Runde zwei gab Lois Boisson im Anschluss keinen Satz mehr ab & holte ihren ersten WTA-Titel in Hamburg.

Nach dieser aufregenden Partie war der Knoten bei der jungen Französin dann aber endgültig geplatzt. Gegen ihre nächsten Gegnerinnen Victoria Tomova, die an Position zwei gesetzte Dayana Yastremska und Anna Bondar im Finale gab Boisson keinen Satz mehr ab.

Mit einem 7:5, 6:3-Sieg zwang Boisson die zweifache Titelverteidigerin am Rothenbaum im Endspiel am Sonntag in die Knie. „Ich bin wirklich glücklich“, sagte Boisson über ihren ersten WTA-Titel überhaupt. „Einen Titel zu gewinnen, ist der Anfang von etwas. Deshalb bin ich froh und hoffe, ich gewinne noch einige mehr.“

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Wie überfordert die 22-Jährige mit ihrer doch etwas neuen Position ist, zeigte sich bereits über die Turnierwoche hinweg. Nach wie vor wirkte die toughe Französin etwas unbeholfen im Rampenlicht, das seit ihrem Paris-Run auf sie gerichtet ist. „Ich halte zum ersten Mal eine Rede, also bitte seid nett zu mir“, startete sie auch ihre Siegerinnen-Rede am Sonntag. Sie bedankte sich bei der Turnierdirektorin Sandra Reichel für die Wildcard, allen anwesenden Fans und Mitarbeitern, den Ballkindern und ergänzte auch in Richtung ihrer Finalgegnerin Bondar: „Anna, ich hoffe, dass du jetzt den Titel im Doppel holst.“

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Lois Boisson: "Ist meine erste Rede, bitte seid nett zu mir!"

Bondar verpasst doppelte Titelverteidigung – Boisson mit Angst vor ihrem Geschenk

Denn genau wie im Vorjahr zog Bondar gleich zweifach ins Endspiel von Hamburg ein – und gewann beide Titel, im Einzel und im Doppel. Die Pointe der Geschichte: 2025 war ihre Doppelpartnerin niemand geringeres als ihre Final-Kontrahentin aus dem Vorjahr, Aranxta Rus.

Allerdings mussten sich Bondar/Rus später in einem knappen Tiebreak gegen Nadiia Kichenok und Makoto Ninomiya geschlagen geben. Zwar konnte Bondar ihren Doppeltitel aus 2024 nicht verteidigen, doch sie durfte sich trotzdem über einen großen Sprung in der Weltrangliste freuen. Denn im Vorjahr zählte das Damenturnier kurzzeitig zur 125er-Kategorie, also gab es nur 125 Weltranglisten-Punkte für die Siegerin. In diesem Jahr bekam Bondar als Finalisten neben über 18.000 Euro Preisgeld auch 163 Punkte. Damit kletterte sie um 18 Plätze bis auf Rang 59.

Die Siegerin Lois Boisson erhielt neben 31.000 Euro Preisgeld auch 250 Weltranglisten-Punkte, die ihr gleichzeitig ihr nächstes Karriere-Hoch bescherten: einen Platz unter den Top 50, genauer gesagt Position 44. Zudem wurde sie vom Titelsponsor mit einer Luxus-Kreuzfahrt entlohnt – ein Präsent, mit dem sie wenig anfangen kann. Denn sie gestand: „Ich habe Angst vor Booten und dem Meer!“ Deshalb zog sie in Betracht, diese Luxus-Fahrt einfach weiter zu verschenken.

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Die Turnierbotschafterin Andrea Petkovic empfing am Finaltag auch Tommy Haas und Dominic Thiem auf dem Centre Court in Hamburg.

Die Turnierbotschafterin Andrea Petkovic empfing am Finaltag auch Tommy Haas und Dominic Thiem auf dem Centre Court in Hamburg.

Keine Kreuzfahrt, keine Weltranglisten-Punkte und kein Preisgeld gab es hingegen für Tommy Haas, der ebenfalls am Sonntag vor dem Einzelfinale in Hamburg im Einsatz war. Der ehemalige Weltranglistenzweite setzte sich in einem Show-Match vor dem Einzelfinale der Damen mit 6:2, 6:4 gegen den US Open-Sieger von 2020, Dominic Thiem, durch.

Die beiden zurückgetretenen Profis reisten extra für diesen Showkampf in die Hansestadt. „Mein Muskelkater wird größer sein als der von Dominic“, lachte Haas nach seinem Sieg. Dabei erklärte er, dass es nicht mehr ganz so einfach wie früher sei, sich frei auf dem Platz zu bewegen. „Dominic hat heute mit Respekt gegen mich gespielt und mich gewinnen lassen. Man kommt nicht mehr ganz so schnell weg, wie man möchte. […] Das muss man akzeptieren. Aber der Sport ist meine Leidenschaft und solange ich kann, werde ich ihn spielen“, sagte Haas.