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Alles, was er bräuchte, sei eine Minute. So wollte Ben Shelton die Schiedsrichter am Donnerstagabend davon überzeugen, die Zweitrunden-Partie gegen Rinky Hijikata noch am gleichen Tag ausservieren zu dürfen – trotz des schwindenden Lichts.

Zuvor hatte Shelton bei Aufschlag Hijikata drei Matchbälle vergeben und noch einmal in den Seitenwechsel gemusst. Dieser wurde dann aber nicht mehr am Donnerstag vollzogen, sondern Shelton musste bis Freitag warten – zu große war die Sorge, dass das Electronic Line Calling mitten im Aufschlagspiel wegen der immer stärker werdenden Dunkelheit nicht mehr funktionieren würde. Als der Amerikaner dann am Freitag endlich wieder auf den Platz durfte, brauchte der Linkshänder nur noch 70 Sekunden, um Hijikata mit 6:2, 7:5, 6:4 zu besiegen.

"Ich habe ihm gesagt, dass ich nur 60 Sekunden brauche. Das war sozusagen mein Ziel, als ich heute da rausging", erklärte Shelton der Presse schmunzelnd.

"Er sagte mir, die Zeit reiche nicht aus. Ich fragte ihn: 'Hat das System schon aufgehört zu funktionieren, oder haben sie dir gesagt, dass es in fünf Minuten vorbei ist?'

'Nun, sie haben uns gesagt, dass es in fünf Minuten nicht mehr funktionieren wird, aber wir werden nicht bis zu dem Zeitpunkt spielen, bis es wirklich nicht mehr geht.'"

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Während er zu seinem Auftritt am Donnerstag noch sagte, dass er Schwierigkeiten hatte, bei eigenem Aufschlag den Rhythmus zu finden, war davon am darauffolgenden Tag gar nichts mehr zu spüren. Der an Position zehn Gesetzte nahm die unterbrochene Partie direkt mit einem Ass wieder auf.

Von da an warf Shelton seine „kalkulierte Herangehensweise“ über Bord. Was auch immer der 22-Jährige fühlte, es funktionierte – denn er schlug zwei weitere Asse und einen zweiten Aufschlag, den Hijikata nicht zurückbrachte, um den Schlusspunkt zu setzen.

"Sobald ich mein erstes Ass in einem Aufschlagspiel schlage, geht mein Selbstvertrauen durch die Decke. Danach habe ich angefangen, für Asse zu gehen und den Plan, den wir hatten, aufgegeben," sagte Shelton.

„Ich habe dann einfach improvisiert.“

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Mit diesen Improvisationen machte er nach dem Spiel allerdings nicht weiter, auch wenn er nur sehr kurz auf dem Platz war. Shelton hielt sich an seine Routine und fuhr mit einem Cool-Down fort.

"Sie sagten: 'Alles klar, Pressekonferenz in etwa 20 Minuten.'

Da habe ich mich gefragt: ‚Okay, soll ich duschen?‘“, erinnerte er sich lachend.

"Ich schätze, das ist einfach Gewohnheit."

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Shelton bestätigte auch, dass er nach der Entscheidung vom Donnerstag mit dem Stuhlschiedsrichter Nacho Forcadell gesprochen hat. Unmittelbar nachdem Forcadell den Zuschauern auf dem No.2 Court die Unterbrechung des Spiels verkündet hatte, schaltete sich Supervisor Ali Nili als Vermittler ein, als der aus Atlanta stammende Shelton auf den Spanier zuging.

"Ich schätze, als er einen Kerl meiner Größe sah, der schnell auf den Schiedsrichter zuging, dachte er vielleicht, ich wäre bereit, eine Schlägerei anzuzetteln oder so. Das war definitiv nicht mein Plan", lachte Shelton.

"Ich bin ziemlich schnell darüber hinweggekommen, und danach haben wir uns im Gym unterhalten. Ich wollte ihnen nur meine Gedanken zu der Situation mitteilen. Sie haben mir erklärt, warum das alles passiert ist. Es ist nicht wirklich eskaliert."

Shelton, der bei den diesjährigen Australian Open im Halbfinale stand, kann hier seine Achtelfinal-Teilnahme aus dem Vorjahr wiederholen, wenn er am Samstag Marton Fucsovics besiegt. Der Ungar gewann sein Match gegen Gael Monfils mit 6:4, 1:6, 4:6, 7:6 (5), 6:4, das ebenfalls am Donnerstag begonnen hatte, aber erst am Freitag zu Ende ging.