Laura Siegemund @Wimbledon 2025

Noch am Dienstag lieferten sich die deutschen Profis in Wimbledon 2025 eine emotionale Achterbahnfahrt nach der nächsten. Erst mühte sich Tatjana Maria gegen Katie Volynets über drei Sätze ab, musste sich aber am Ende geschlagen geben. Dann knickte Ella Seidel ungeschickt nach einem Ballwechsel um und zog sich einen Bänderriss zu. Und am Ende scheiterte die deutsche Nummer eins Alexander Zverev zum Auftakt an Arthur Rinderknech und räumte in der Pressekonferenz im Anschluss mentale Probleme ein.

Nach so viel Aufregung am zweiten Spieltag, war es einen Tag später durchaus erfrischend, Laura Siegemund gegen Leylah Fernandez auf Court 14 zu beobachten. Nachdem an den ersten beiden Spieltagen noch Rekordtemperaturen bei den Championships verzeichnet wurden, startete der dritte Spieltag in altbekannter Manier, nämlich mit Verzögerungen wegen Regen.

Doch weder davon noch von der vermeintlichen Favoriten-Rolle ihrer Gegnerin aus Kanada, die 66 Plätze vor Siegemund in der Weltrangliste steht, ließ sich die Deutsche beirren.

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Nachdem die 37-Jährige bereits in Runde eins gegen Peyton Stearns mit einem Zweisatz-Sieg glänzte, setzte die Stuttgarterin auch am Mittwoch genau dort wieder an. Mit ihrem geschickten Händchen dominierte sie die Kanadierin, streute immer wieder Stopps und Slice-Schläge ein und zwang Fernandez somit zu Fehlern.

Nach zwei gewonnenen Sätzen, die jeweils genau 49 Minuten dauerten, sprang Siegemund freudestrahlend über den Court, um ihren 6:2, 6:3-Erfolg sowie ihren ersten Drittrunden-Einzug in Wimbledon zu feiern.

Sowohl 2023 als auch 2024 spielte sich Siegemund im Doppel ins Viertelfinale von Wimbledon. Im Einzel kam sie im All England Club bislang allerdings nie über die zweite Runde hinaus.

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Krawietz/Pütz mit souveränem Auftakt

Am Mittwoch sind auch die ersten Doppelpaarungen in das dritte Grand-Slam-Turnier des Jahres gestartet. Die Sieger aus Halle Kevin Krawietz und Tim Pütz starteten gleich nachdem Siegemund gegen Fernandez auf Court 14 gewonnen hatte, auf demselben Platz. In einer Spielzeit von einer Stunde und vier Minuten setzten sie die deutsche Erfolgsserie auf dem Nebenplatz fort und bezwangen das indisch-belgische Duo mit 6:3, 6:4.

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Eva Lys zeigt Comeback-Qualitäten gegen Noskova – noch keine Heimreise

Gleich auf das deutsche Herren-Doppel folgte dann eine weitere deutsche Spielerin: Eva Lys. Die 23-Jährige feierte am Montag ihren ersten Hauptfeld-Sieg in Wimbledon, als sie Yue Yuan in drei Sätzen bezwang.

Mit Linda Noskova erwischte die Hamburgerin allerdings kein leichtes Los in der zweiten Runde. Denn die 20 Jahre alte Tschechin reiste mit einigen guten Ergebnissen in London an. In Nottingham erreichte sie das Viertelfinale. Eine Woche später bezwang sie in Bad Homburg Ajla Tomljanovic, Donna Vekic und Mirra Andreeva, um sich einen Platz im Halbfinale zu sichern. Dort gewann sie noch den ersten Satz gegen die spätere Turniersiegerin Jessica Pegula, musste sich aber schlussendlich in drei Sätzen geschlagen geben.

Lys hingegen befand sich nach wie vor im Prozess, sich an den grünen Untergrund zu gewöhnen. „Rasen ist für mich ein interessanter Belag. Bis jetzt genieße ich den. Aber mir fehlen einfach diese Matches. Deswegen: Jedes Match, das ich pro Jahr dazu bekomme, wird mir sicherlich auch fürs nächste Jahr helfen.“ Aus diesem Grund freute sich Lys auf die Partie gegen Noskova. Parallel versuchte sie, das „besondere“ Turnier zu genießen, und einen Ausgleich zwischen „Druck“ und „Genuss“ zu schaffen.

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Vor allem zu Beginn des Matches am Mittwoch schien der Druck auf Lys aber hoch zu sein. Denn innerhalb kürzester Zeit zog Noskova mit einer 4:0-Führung vorneweg. Die erste Priorität lautete also: auf das Scoreboard kommen. Das gelang Lys dann zwar, um den Durchgang aber zu drehen, reichte es nicht mehr. Nach 29 Minuten lag die Deutsche mit 2:6 zurück.

Auch der zweite Satz startete wenig vielversprechend. Denn Noskova setzte ihr druckvolles Spiel aus Satz eins fort und breakte Lys gleich im ersten Aufschlagspiel. Nachdem Lys ihrer Frustration kurz Luft gemacht hatte, konnte sie durchatmen und freier spielen. Sie schaffte es, ihre Schläge genauer zu platzieren und somit den Druck auf ihre Gegnerin zu erhöhen. Mit einem Rebreak brachte sie sich also schnell wieder ins Spiel.

Ab diesem Moment ging es auf einmal ganz schnell, denn Noskova kam mit Lys‘ Spielumstellung nicht zurecht. Während Lys selbstbewusster auftrat und deutlich weniger Fehler machte, strauchelte die Tschechin, bewegte sich schlechter und half mit drei Doppelfehlern nach. Lys zog also mit zwei Breaks davon und sicherte sich den zweiten Satz im Schnelldurchgang von 32 Minuten mit 6:2.

Von der Dominanz von Noskova im ersten Satz bzw. Lys im zweiten Satz war im entscheidenden Durchgang allerdings nicht mehr viel übrig. Denn plötzlich zitterten beide Spielerinnen in ihren Service-Games. In den ersten fünf Spielen konnte keine der beiden ihr eigenes Aufschlagspiel durchbringen. Bei 3:2 schaffte die drei Jahre jüngere Tschechin schließlich die kleine Etappe bei dem eigenen Service und ging mit 4:2 in Führung. Es war der Booster, den die an Position 30 gesetzte Spielerin brauchte, um wieder zu ihrem Spielplan zu finden. Nach dem ständigen Hin und Her zu Beginn des dritten Durchgangs hatte es Noskova plötzlich eilig und verwandelte nach einer Spielzeit von einer Stunde und 42 Minuten ihren zweiten Matchball.

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Noskova wird in der nächsten Runde entweder auf Jasmine Paolini oder auf Kamilla Rakhimova treffen. Auf Heimreise geht es für Lys allerdings noch nicht. Denn die 23-Jährige startet mit Alexandra Eala auch im Damen-Doppel (ab Donnerstag, 3. Juli).

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Struff zurück zu alter Stärke – und in die Verlängerung!

Der letzte deutsche Einzelstarter am Mittwoch hieß Jan-Lennard Struff. Nach einer bislang eher durchwachsenen Saison überraschte der 35-Jährige am Montag mit einem deutlichen Vier-Satz-Sieg gegen den Österreicher Filip Misolic.

Der Franzose Giovanni Mpetshi Perricard analysierte bereits vor wenigen Wochen im Rahmen der BOSS OPEN in Stuttgart, dass er selbst sowie Spieler wie Struff den optimalen Spielstil für Rasen mitbringen würden. Das stellte der Deutsche bereits 2023 unter Beweis, als er das Endspiel in Stuttgart erreichte.

Nun ging es für ihn am Mittwoch also darum, das Selbstbewusstsein, das er mit seinem Erstrunden-Erfolg gewonnen hatte, mit in die Zweitrunden-Partie gegen Felix Auger-Aliassime zu nehmen. Gegen den Kanadier hatte Struff bereits fünfmal in der Vergangenheit gespielt. Die Bilanz: 3:2 für FAA, wie er gerne abgekürzt wird – allerdings gab es bislang noch kein Duell auf Rasen. Als Weltranglisten-28., Halbfinalist in Stuttgart sowie auf Mallorca ging Auger-Aliassime als die Nummer 25 der Setzliste ins Turnier. Damit war er auch der Favorit gegen den Deutschen.

Dieser Rolle machte er gleich zu Beginn alle Ehre. Direkt das erste Aufschlagspiel knüpfte er Struff ab und brachte sich somit mit 2:0 in Führung. Doch Struff schlug zurück und schaffte sofort im nächsten Spiel das Rebreak. Zwar konnten die Zuschauer auf Court 18 bislang noch kein Match auf höchstem Niveau verfolgen, dafür duellierten sich die Spieler nun aber auf Augenhöhe. Am Ende war es der elf Jahre jüngere FAA, der die erste Chance nutze, um den Deutschen erneut zu breaken, mit 5:3 in Führung zu gehen und dann den ersten Satz für sich zu entscheiden.

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Im leichten Sonnenuntergang bestritt Struff die ersten zwei Sätze gegen Felix Auger-Aliassime. Dann wurde die Partie abgebrochen und auf Donnerstag vertagt.

Im leichten Sonnenuntergang bestritt Struff die ersten zwei Sätze gegen Felix Auger-Aliassime. Dann wurde die Partie abgebrochen und auf Donnerstag vertagt.

Im zweiten Satz war es dann Struff, der mit dem ersten Break davonzog, aber die 4:1-Führung nicht halten konnte. Der Unterschied in diesem Durchgang: Das Spielniveau beider Profis hatte sich deutlich gesteigert – vor allem in ihren Aufschlagspielen. Während Auger-Aliassime mit seinen sicheren und gut platzierten Grundlinienschlägen glänzte, schaffte Struff es immer wieder seiner Power und seinem offensiven Spiel Ausdruck zu verleihen.

Es ging also in den Satz-Tiebreak, wo häufig nur kleine Nuancen über den Erfolg entscheiden. Mit kleineren Fehlern des Deutschen übernahm Auger-Aliassime die 6:3-Führung. Doch Struff war kein Risiko zu groß, seine Power-Grundlinienschläge und Netzangriffe einzusetzen, sodass er es schaffte, die drei Satzbälle abzuwehren. Ihm gelang es nicht nur, den Rückstand aufzuholen, sondern auch ganz knapp – und mit ganz viel Mut – den Tiebreak mit 11:9 für sich zu entscheiden. Satz-Ausgleich!

Damit war aber auch die Partie für den Mittwoch beendet. Um 20:45 Uhr Ortszeit in London war es zu dunkel, um den dritten Satz anzufangen. Somit entschieden der Unparteiische sowie die beiden Spieler, die Fortsetzung des Matches auf den kommenden Tag zu vertagen.

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Erfolgreicher deutscher Doppeltag!

Neben Krawietz und Pütz waren am Mittwoch auch das deutsche Duo Jakob Schnaitter und Mark Wallner im Einsatz. Sie bekamen es mit dem argentinischen Duo Sebastian Baez/Francisco Comensana zu tun. Nach einem souveränen ersten Satz ging es im zweiten Durchgang in den entscheidenden Tiebreak, in dem die Deutschen keine Zweifel an ihren Fähigkeiten ließen. Ergebnis: 6:4, 7:6(2).

Auch Hendrik Jebens erwischte mit seinem Doppelpartner Albano Olivetti argentinische Gegner in der ersten Runde: Camilo Ugo Carbelli und Tomas Martin Etchverry. Und genau wie seine Landsmänner präsentierte sich auch Jebens in guter Form und fuhr an der Seite des Franzosen einen 6:4, 6:4-Auftakt-Sieg ein.

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