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Es wirkte fast schon, als wäre die Unterbrechung am Montag das gewesen, was Alexander Zverev gebraucht hatte. Gegen Arthur Rinderknech ging der Weltranglisten-Dritte als haushoher Favorit in die Partie, doch wurde im ersten Satz eines Besseren belehrt. Nach knapp einer Stunde Spielzeit ging der Franzose mit 7:6 gegen den BOSS OPEN-Finalisten in Führung. Im zweiten Durchgang musste Zverev sogar drei Satzbälle von Rinderknech abwehren, um dann mit einem lauten Jubelschrei den 1:1-Satzausgleich zu zelebrieren. Nachdem Alcaraz sich zuvor auf dem Centre-Court über fünf Sätze gegen Fabio Fognini abgemüht hatte, war klar, dass es für Zverev und Rinderknech unmöglich sein würde, ihr Match noch vor 23 Uhr zu beenden.

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Also ging es am Dienstagnachmittag für das Duo zurück auf den Centre-Court. Doch anders als erwartet, war es Arthur Rinderknech, der erneut das Zepter in die Hand nahm und mit einem Break in Führung ging. Gegen die flache Vorhand und die zahlreichen Stoppbälle konnte der Deutsche wenig ausrichten, zu viele Fehler schlichen sich zudem in seine Aufschlagspiele. Nach knapp einer Stunde bestätigte der Franzose mit einem zweiten Break dann seine 7:6, 6:7, 6:3-Führung.

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Arthur Rinderknech brachte Zverev mit seinem abwechslungsreichen Spielstil aus dem Konzept.

Arthur Rinderknech brachte Zverev mit seinem abwechslungsreichen Spielstil aus dem Konzept.

Zverev schafft Comeback im 4. Satz

Der vierte Satz begann gleich mit der nächsten Zerreiß-Probe für den Weltranglisten-Dritten. Denn mit einem Doppelfehler schenkte Zverev seinem ein Jahr älteren Gegner die ersten Breakbälle. Doch urplötzlich war Zverev voll da, servierte ein Ass und glich zum 1:1 aus. Mit einem lauten Schrei zeigte er, dass er nun endgültig im Match angekommen war. Die Wende bedeutete jedoch nicht, dass Zverev fortan dominierte – vielmehr konnte er nun auf Augenhöhe mit dem Franzosen mithalten.

Nachdem er sechs Breakmöglichkeiten nicht nutzen konnte, ging es schließlich in den Tiebreak, der darüber entschied, ob Zverev in Runde eins ausscheiden sollte oder ein fünfter Satz anstand.

Hier zog Rinderknech erneut mit einem Minibreak vorneweg – doch dann packte Zverev die Qualitäten aus, die ihn zur aktuellen Nummer drei der Welt machen. Er stellte unter Beweis, dass er keineswegs aufgeben würde, rückte auf 5:5 heran, servierte einen zweiten Aufschlag von 218 km/h und sicherte sich so den Satzball. Obwohl Rinderknech servierte, im Vorteil war und zum Netz aufrückte, war es Zverev, der diesmal von einem Netzfehler seines Gegners profitierte und wider Erwarten den vierten Satz für sich entschied.

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Obwohl er im Tiebreak bereits zurücklag, sicherte sich Zverev noch den vierten Satz.

Obwohl er im Tiebreak bereits zurücklag, sicherte sich Zverev noch den vierten Satz.

Doch erneut konnte Zverev den Aufschwung aus dem vierten Satz nicht mit in den nächsten nehmen. Beim Stand von 1:1 kassierte er das nächste Break, dem er bis zum Ende des entscheidenden Durchgangs nachhinkte.

Während Zverev der mental schwächere Spieler war, schien Rinderknech körperlich etwas nachzulassen. Bei 5:4 und nach vier Stunden und knapp 40 Minuten servierte Rinderknech schließlich zum Matchgewinn gegen die Nummer drei der Welt. Es war das Spiel, das unter Beweis stellen sollte: Schafft Zverev das Comeback und gelingt ihm das erste Break des Matches? Oder hat Rinderknech seine Nerven unter Kontrolle?

Mit Bravour servierte sich der Franzose schließlich zu drei Matchbällen – wovon er den dritten verwandelte und erleichtert zu Boden fiel.

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Nachdem Rinderknech seinen dritten Matchball verwandelt hatte, ließ er sich auf den Bauch fallen.

Nachdem Rinderknech seinen dritten Matchball verwandelt hatte, ließ er sich auf den Bauch fallen.

„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“, schmunzelte Rinderknech beim On-Court-Interview.

Ich fühle mich genau wie ihr hier in dem Stadion. Jedes „hui“, die Höhen und Tiefen, habe ich auch gefühlt. Meine Beine zittern noch immer.

Zu viel mehr Worten war Rinderknech vor Aufregung, Nervosität, Erleichterung und Müdigkeit aber nicht in der Lage. Was er aber noch hervorbrachte: „Es bedeutet mir so viel, vor meinem Team solch einen Sieg einzufahren!“

Während der Franzose also den größten Sieg seiner Karriere feierte, musste Zverev den wohl bittersten Auftakt seit vielen Jahren einstecken. Genau fünf Jahre ist es her, dass der Deutsche in der ersten Runde eines Grand Slam-Turniers verloren hatte. Damals verlor er als der an Position sechs gesetzte Spieler bei den Championships 2019 in Runde eins gegen Jiri Vesely in vier Sätzen.

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