„Im Tennis gibt es keine Konsistenz“ – Zverev über das Fehlen von Electronic Line Calling in Roland Garros

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Wenn man in diesen Tagen die Matches im Stade Roland-Garros verfolgt, fällt auf, dass das Turnier am Bois de Boulogne in Paris das letzte Grand-Slam Event mit Linienrichtern auf dem Platz ist. Dabei ist das Electronic Live-Calling längst zum Standard geworden – insbesondere auf Hard-Courts und auf Rasen. Aber auch bei den Sandplatzturnieren auf der ATP-Tour dominieren seit dieser Saison die maschinellen Calls.

Obwohl man auf Asche vermeintlich den Ballabdruck sehen kann, spiegelt dieser in vielen Fällen nicht den tatsächlichen Aufprallpunkt wider. Gründe dafür sind vielfältig: Durch die intensive Bewegung der Spieler überlagern sich häufig Spuren, mehrere Ballwechsel in derselben Zone können Abdrücke vermischen, und auch Wetterbedingungen wie Wind oder trockener Boden können die Form und Größe einer Spur verändern – sie kann dadurch kleiner oder größer erscheinen als der eigentliche Ballkontakt. Hinzu kommt, dass die Linien auf Sandplätzen meist leicht erhöht sind. Wenn ein Ball die Linie berührt, geht ein Teil des Abdrucks oft verloren, sodass nicht eindeutig erkennbar ist, ob der Ball im Aus oder noch im Feld war.

FOXTENN CEO Javier Simón oversaw the world-first ELC use in Heilbronn.

FOXTENN CEO Javier Simón oversaw the world-first ELC use in Heilbronn.

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Weltpremiere auf Sand in Heilbronn

Die Weltpremiere des Electronic Live-Calling auf Sand fand vor genau einem Jahr auf der ATP Challenger Tour statt. Beim Neckarcup in Heilbronn wurde während der gesamten Turnierwoche und auf allen Plätzen das System eingesetzt. Verantwortliche Firma am Tennis Club Trappensee war das in Barcelona ansässige Unternehmen FOXTENN.

FOXTENN war zu dieser Zeit das einzige elektronische Linienüberprüfungssystem auf dem Markt, das zu 100 Prozent auf realen Bildaufnahmen basierte – und genau darin liegt das entscheidende Merkmal, wie Gründer und CEO Javier Simón erklärte:

„FOXTENN ist das einzige System, das zu einhundert Prozent auf real aufgenommenen Bildern basiert, während andere Systeme mit Schätzungen arbeiten, wie z. B. bei der Flugbahn des Balles, und deshalb keine hundertprozentige Genauigkeit aufweisen können.“

Beim Neckarcup 2024 war das System mit beeindruckender Technik vertreten: 42 Highspeed-Kameras und 10 Laser-Scanner nahmen pro Sekunde 3.000 Bilder auf – das menschliche Auge schafft im Vergleich gerade einmal 25. Dadurch kann das System exakt bestimmen, ob der Ball auf oder neben der Linie aufspringt.

„Wir sind sehr zufrieden, wie es läuft. Inzwischen haben wir rund 50 Matches hinter uns gebracht und dabei über 10.000 Situationen analysiert, in denen der Ball unmittelbar an der Linie aufgesprungen ist“, zog Simón am sechsten Turniertag eine kurze Zwischenbilanz.

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Der Blick hinter die Kulissen

Hinter den Bildschirmen arbeiteten in der benachbarten Tennishalle rund zehn FOXTENN-Mitarbeiter in einem eigenen Raum. Für jeden bespielten Court waren drei Arbeitsplätze vorgesehen – einer für die Lasermessung, einer für die Kameras, einer als Schnittstelle zum ATP-Offiziellen und zu den Stuhlschiedsrichtern.

„Fordert einer der Spieler eine Review an, muss die Kommunikation hier blitzschnell gehen“, betont Simón.

Mehr als nur Linienentscheidungen

FOXTENN kann weit mehr als nur knappe Bälle auf der Linie klären. Das System liefert detaillierte Matchanalysen und Statistiken, die für Fernsehübertragungen, die ATP oder die Spieler selbst von großem Wert sind. Damit wird Electronic Live Calling zu einem echten Datentool der Zukunft – und nicht nur zu einem Hilfsmittel für knifflige Punktentscheidungen.

Lob für den Neckarcup

Für Simón war der Neckarcup, der bereits dreimal als weltbestes Challenger ausgezeichnet wurde, ein ideales Umfeld für diese Premiere: „Ich war schon bei sehr vielen Challenger-Turnieren, aber der Neckarcup ist ohne Zweifel eines der besten auf der ganzen Welt. Man hat hier eine professionelle Organisation, aber dennoch ist alles sehr familiär.“

Mit der Weltpremiere von Electronic Live Calling hat der Neckarcup ein neues Kapitel in der Geschichte der Turniertechnologie aufgeschlagen – und sich gleichzeitig als Vorreiter in Sachen Innovation auf der ATP Challenger Tour etabliert.