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Die „wahren Helden“ des Sports
Laut Mischa Zverev gibt es einen großen Bereich im professionellen Sport, dem deutlich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.
VonTENNIS.com
Veröffentlicht Dez. 02, 2024
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Es war die Nachricht, die die Tenniswelt zum Denken anregte, als Novak Djokovic Ende November verkündete, dass er zur Vorbereitung und während der Australian Open 2025 mit Andy Murray zusammenarbeiten würde. „Als die Nachricht bei uns auf der Insel ankam, mussten wir alle ein paar Sekunden nichts sagen und dann schmunzeln“, erzählt Mischa Zverev in der 19. Episode von Volleys und Tweeners mit Podcast-Partner Matthias Stach. Zum Zeitpunkt der Aufnahme befand er sich mit seiner Familie, unter anderem auch seinem jüngeren Bruder Alexander Zverev, auf den Malediven, um nach einer langen Saison abzuschalten.
Djokovic x Murray: Was verspricht diese Trainer-Spieler-Kombi?
Mischa gesteht: „Ich bin ein bisschen überrascht, vor allem weil Andy ja jemand war, der ab und zu die Box mit einem lauteren Ton angesprochen hat. Novak Djokovic ist auch so einer. Und jetzt sind beide in einer Mannschaft. Das heißt: Wer wird wen denn anpöbeln?“
Die viel interessantere Frage, die Zverev bei der neuen Trainer-Spieler-Kombination aber durch den Kopf geistert, ist aber: „Was suchst du dir als Spieler in einem neuen Trainer? Wo soll Andy helfen?“ Denn der 37-jährige Zverev ist fest davon überzeugt, dass Djokovic bereits sehr viel über den Tennissport weiß.
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Matthias Stach hat eine Vermutung: „Ich glaube, es wird keine Rolle spielen, was technische Dinge anbelangt. […] Der Blick hoch in die Box und dort sitzt Murray. Dieses Verständnis: Der weiß jetzt wirklich, wie es mir gerade hier unten geht, das könnte etwas ausmachen, wie du es entgegennimmst“, überlegt der Tennisexperte. Dann analysiert er den Mann, der 428 auf Platz eins der Weltrangliste stand: „Er ist ein Perfektionist. […] Das ist reine Spekulation, aber er ist immer auf der Suche: An welchem Schräubchen mehr kann ich noch drehen?“ Er zählt die Bereiche Ernährung, Fitness, Dehnen und Yoga als Beispiele auf, mit deren Hilfe sich Djokovic immer weiter abheben und verbessern wollte. Stach fährt fort: „Für mich ist es wie, drehen wir noch mal ein Rädchen. Das ist ja das Einzige, was ihn interessiert: Wie kriege ich noch mal einen der großen Titel?“
Mischa Zverev: „Manchmal brauchst du einfach nur einen Kumpel an deiner Seite“
Mit dieser Aussage macht es auch bei Mischa Zverev Klick: „Das bringt mich auf einen guten Gedanken. Djokovic hat gesagt, er will sich nur noch auf die ganz großen Turniere konzentrieren, also die Grand Slams. Und was war über die letzten Jahre die Stärke von Andy Murray? Das war die Motivation herzubekommen, die Turniere zu spielen, die er früher im Schlaf gewinnen hat.“ Deshalb glaubt der ältere Zverev-Bruder, dass Djokovic von Murray lernen kann, die Motivation und den Ehrgeiz für jeden Schlag und jedes Training zu finden bzw. zu behalten.
„Manchmal ab einem bestimmten Alter, brauchst du einfach nur einen Kumpel an deiner Seite“, weiß Zverev auch. „Du brauchst jemanden, der dir abends ein, zwei Geschichten erzählt, mit dem du gemütlich essen gehen kannst. Das kann schon weiterhelfen.“ So war es auch bei Zverev selbst, der sich aktuell von einer Knie-OP erholt. „Ich habe mein bestes Tennis gespielt, als mich niemand trainiert hat und ich mit Kumpels durch die Gegend gereist bin. Ich brauchte einfach jemanden neben mir, mit dem ich gut konnte.“
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Zweifacher Goldmedaillen Gewinner in der 19. Episode Volleys & Tweeners
Letztendlich bleiben Zverev und Stach aber nur Spekulationen über die Trainer-Spieler-Paarung. Abwarten müssen sie genau wie alle Tennisfans bis zum Start der neuen Saison. Also ist noch genug Zeit sich mit einem Sportler zu widmen, den sie im Rahmen des Gala Abend der Alexander Zverev Foundation 2024 im Allgäu getroffen haben: Taliso Engel.
Engel hat mit seinen jungen 22 Jahren eine starke Karriere hingelegt. Mit einer angeborenen Sehbehinderung und Problemen am Gehör, die durch eine Infektion ausgelöst wurden, ist er als professioneller Leistungssportler im Para-Schwimmen aktiv. Seine Paradedisziplin: 100 Meter Brustschwimmen. In dieser Disziplin hat er bereits zwei Goldmedaillen gewonnen: 2021 bei den Paraolympischen Spielen in Tokio und drei Jahre später in Paris erneut. In Tokio 2021 schwamm er sogar einen Weltrekord und wurde im Anschluss vom deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit dem silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet und zum Sportler des Monats gewählt.
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Taliso Engel über den Alltag eines Para-Schwimmers
Von der Geschichte und der Arbeit des 22-Jährigen sind Stach und Zverev mehr als beeindruckt. „Du siehst ihm diese Willenskraft, die Überzeugung und die Disziplin an. Er ist ein Leistungssportler, ein Athlet von oben bis unten. Was er erzählt hat über seinen Tagesablauf – bewundernswert und wirklich unglaublich, was diese Menschen leisten“, kommt Zverev aus dem Staunen nicht mehr raus.
Aber lassen wir Taliso Engel selbst zu Wort kommen und seine Geschichte erzählen: „Grundsätzlich habe ich zehn bis elf Trainingseinheiten in der Woche. Wenn ich an einem Tag zwei Einheiten habe, dann klingelt bei mir um viertel nach fünf der Wecker.“
Zverev ist fassungslos: „Was? Wieso viertel nach fünf? Gehst du angeln vorher?“
Engel erklärt: „Nein, ich muss mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln ins Training fahren. Das dauert knapp eine dreiviertel Stunde. Dann bin ich um 6:40 an der Schwimmhalle und von sieben bis neun geht es dann ins Wasser, zwei Stunden schwimmen.“
Nach kurzen Pausen, in denen er wieder nach Hause fährt und für die Uni lernt, fährt er dann erneut ins Schwimm- oder Krafttraining. Neugierig wirft Zverev in den Raum: „Du kannst mir nicht sagen, dass es dir Spaß macht, drei bis fünf Kilometer zu schwimmen.“ Trocken und mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht entgegnet Engel: „Doch!“
Eigentlich sind die Menschen, wie du, wie die Tennisspieler im Rollstuhl, die wahren Helden für mich. Das sind die, die wirklich etwas liefern, was außergewöhnlich ist.
Genau das ist auch der Grund, weshalb der 22-Jährige jegliche Bürden auf sich nimmt, um sich bestmöglich auf seine Wettkämpfe vorzubereiten. Allerdings erfährt er dafür bei Weitem nicht die Aufmerksamkeit, die seine Leistungen verdienen. Etwas enttäuscht berichtet er: „Es bewegt sich schon sehr viel um die Olympischen Spiele herum. Alle vier Jahre kommt dann mal ein großer Aufmerksamkeitsschub. Das ebbt dann aber mit der Zeit immer wieder ab. Wir haben in den Jahren dazwischen die Europa- und die Weltmeisterschaft. Trotzdem ist da die Aufmerksamkeit super gering. Viel zu gering!“
Als Turnierdirektor der Allianz Paratrophy bei den BMW Open in München, bei denen Rollstuhl-Tennisspieler antreten, weiß Zverev genau, wovon der Nürnberger redet. „Ich finde das supertraurig. Eigentlich ist es ein bisschen künstlich, dieses ‚der Sport ist beliebt und der ist weniger beliebt‘. Das war einfach über die Jahrhunderte so. Es hat sich so entwickelt, dass Fußball diesen Stellenwert hat, Tennis hat einen anderen Stellenwert“, versucht Zverev seine Gedanken zu erklären. Seine Botschaft ist aber: „Eigentlich sind die Menschen, wie du, wie die Tennisspieler im Rollstuhl, die wahren Helden für mich. Das sind die, die wirklich etwas liefern, was außergewöhnlich ist. Aber leider ist es heutzutage von der Gesellschaft nicht so erkannt und wird auch nicht so gewürdigt, auch finanziell nicht.“
Engel stimmt zu: “Richtiger Punkt.”
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Da ist mir aufgefallen, dass mich viele wirklich als Vorbild sehen. Das ist das, was mich super ehrt und riesig freut.
Dennoch gibt es neben dem Spaß, den Engel mit dem Schwimmen verbindet, einen weiteren Punkt, der ihn stolz macht. „Es sind zwar nicht super viele, aber wenn man einen Brief, eine Nachricht über Instagram oder doch persönlich bekommt, dann freue ich mich da riesig drüber“, sagt der 22-Jährige über seine Rolle als Profisportler. Bei einem Schwimmevent, das er in den vergangenen Wochen besucht hatte, merkte er: „Da sind super viele Kids unterwegs. Da ist mir aufgefallen, dass mich viele wirklich als Vorbild sehen. Das ist das, was mich super ehrt und riesig freut, dass ich da in einer Vorbildfunktion sein kann.“
Je länger die Unterhaltung andauert, umso beeindruckter scheint Zverev von dem Para-Schwimmer zu sein. Nicht nur sein Fitnesszustand und seine breiten Schultern beeindrucken den Tennisspieler. Es ist vielmehr die Bodenständigkeit, mit der der junge Athlet auftritt. Zverev erklärt: „Als Top-Tennisspieler, fliegst du in der Businessklasse, bist meistens in einem 5-Sterne-Hotel, spielst an Orten wie Miami, Madrid, Rom, Paris, London. Das Essen ist immer hervorragend, du hast immer ein Team um dich. Und dann sehe ich den jungen Herrn Engel mit zweimal Olympia-Gold, der um viertel nach fünf aufsteht, um zum Training zu fahren.“
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Welche Wertschätzung erfahren deutsche Athlet*innen, die bei Olympia/Paralympics Medaillen gewinnen? Diese Frage stellt nicht nur @Taliso Engel. Der klare Wunsch: Eine ehrliche Anerkennung der Top-Leistung – und damit verbunden eine nachhaltige Unterstützung.#StimmeDerAthleten pic.twitter.com/61uR2pbP49
— Athleten Deutschland e.V. (@athleten_de) September 24, 2024
Über genau diese Star-Allüren, aber auch das Schwimmen mit Sehbehinderung unterhalten sich Zverev und Stach mit Engel im weiteren Verlauf des Gesprächs. Außerdem tauchen die beiden Podcaster auch in die Welt der Schiedsrichter ein, denn ein ganz bekannter Unparteiischer aus dem Tennissport, hat sich mittlerweile in den Ruhestand verabschiedet.
Den ganzen Podcast mit Video findet ihr auf tennischannel.de. Die Audio-Version ist auch auf allen gängigen Podcast-Plattformen verfügbar.