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Die Tennissaison purzelt 2024 von einem Highlight in das nächste. Gerade erst hat Novak Djokovic die Olympischen Spiele in Paris gewonnen, schon ging es weiter mit den Masters-Turnieren in Toronto, Montreal und Cincinnati und plötzlich steht schon das letzte Grand Slam-Turnier des Jahres vor der Tür: die US Open.

In der elften Podcast-Folge von Volleys & Tweeners nehmen Mischa Zverev und Matthias Stach das vierte Major noch mal genauer unter die Lupe. Gemeinsam analysieren sie, warum es so schwer ist, bei den US Open erfolgreich zu sein und wo die Herausforderungen für die Profis in New York liegen. Mit dabei in Folge elf ist auch ein Special Guest, der sich als Grand Slam-Sieger und ehemalige Nummer zwei der Welt bestens im Tennissport auskennt.

US Open Court View

US Open Court View

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Große Herausforderungen für die Profis bei den US Open

„Man muss es lieben und wenn du es nicht lieben kannst, dann musst du lernen es zu lieben. Sonst kannst du hier nicht erfolgreich spielen“, meint Zverev. Selbst trat er als Profi zwölfmal bei den US Open an. Als Profi sowie als älterer Bruder des deutschen Top-Spielers Alexander Zverev, weiß Mischa bestens über die Umstände in New York Bescheid. „Es ist so viel, was auf dich zukommt. Eins ist klar: Es ist nie leise, nie ruhig und immer kunterbunt.“

Der 37-Jährige erinnert sich zurück an eine Night-Session, die er bei den US Open bestritt und spät in der Nacht zurück ins Hotel kam: „Du machst das Fenster auf und der Broadway ist direkt vor deiner Haustür. Dann siehst du einen nackten Cowboy, dann einen Breakdancer, dann jemanden, der wie ein Schlumpf aussieht, tanzt und singt.“ Er erklärt: „Das ist manchmal zu anstrengend für die Spieler. Deshalb kann nicht jeder in New York gewinnen.“

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Die US Open sind das schwerste Grand Slam-Turnier zu gewinnen, weil es so vielfältige Anforderungen an die Spieler stellt.

Die letzte deutsche Siegerin bei den US Open war Angelique Kerber 2016. Vor ihr waren lediglich Steffi Graf und Boris Becker für Deutschland erfolgreich in Flushing Meadows erfolgreich. Nah dran an einem Sieg war Alexander Zverev 2020, als er im Finale eine 2:0-Satzführung gegen Dominic Thiem abgab. Aber auch Michael Stich erreichte 1994 das Endspiel in der Weltmetropole. Damals traf er im Finale auf Andre Agassi, gegen den er nie gewinnen konnte.

US Open 1994: Andre Agassi besiegt Michael Stich im Finale.

US Open 1994: Andre Agassi besiegt Michael Stich im Finale.

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Apropos Michael Stich: der 55-Jährige ist der Special Guest in der elften Folge von „Volleys and Tweeners“. An das US Open-Endspiel gegen Agassi kann er sich noch heute intensiv erinnern: „Ich habe gegen Andre nie gewonnen. Du brauchst nur in diesen drei Sekunden vor so einem Match daran zu denken, dass du noch nie gewonnen hast, dann gewinnst du auch nicht“, erzählt er. Zwar reist Stich heute nicht mehr auf der Tennistour um die Welt, dennoch behält er die Entwicklungen im Tennissport im Auge. „Es wird alles größer, mächtiger, die Centre Courts sind überdacht“, sagt er. „Die US Open waren immer eine Riesen-Herausforderung. Es war immer schwierig, wenn es schwül war, wenn es geregnet hat. Hartplatz sowieso. Dann gibt es die amerikanischen Tennisfans, die kaum Rücksicht nehmen, auf das was auf dem Platz passiert. Da wird halt gelebt“, erinnert er sich. „Die US Open sind das schwerste Grand Slam-Turnier zu gewinnen, weil es so vielfältige Anforderungen an die Spieler stellt.“

Michael Stich über den Olympia-Sieg mit Boris Becker

Stich konnte zwar bei den US Open keinen Titel gewinnen, war dafür aber bei 18 anderen Turnieren erfolgreich, unter anderem in Wimbledon 1991. Bis auf Platz zwei in der Weltrangliste kämpfte er sich hoch. Auch bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona konnte er an der Seite von Boris Becker eine Goldmedaille im Doppel gewinnen.

Es war klar, wenn wir beide unser bestes Tennis spielen, sind wir die beste Kombination.

Dass Stich und Becker keine besten Freunde waren, war kein Geheimnis. Deshalb kam die Entscheidung gemeinsam bei den Olympischen Spielen 1992 anzutreten auch nicht von den beiden deutschen Tennisprofis. „Niki Pilic ist der Kapitän und er entscheidet, wer zusammenspielt. Am Ende hat er sich dann für Boris und für mich entscheiden“, berichtet Stich. „Bei allen Unterschiedlichkeiten, die bei uns immer vorgeherrscht haben, war es klar, dass wenn wir beide unser bestes Tennis spielen, sind wir die beste Kombination. Das Vorbereitungsturnier in Monte Carlo haben wir gleich gewonnen. Nici lag mit seiner Annahme nicht so falsch. Wir wussten ja beide, warum wir das machen.“

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1992 holten Michael Stich (li.) und Boris Becker die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Barcelona.

1992 holten Michael Stich (li.) und Boris Becker die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Barcelona.

Ich tue mich mit dem Wort ‚Stolz‘ extrem schwer. Ich bin dankbar dafür. Ich weiß, dass ich viel erreicht habe und dass ich für den Sport gesehen, tolle Erfolge feiern durfte.

Welche Bedeutung die Goldmedaille heute für den 55-Jährigen hat, erzählt er: „Es gibt nichts Größeres als eine olympische Medaille. Die Olympischen Spiele sind das größte, was es im Sport allgemein gibt.“

Eigentlich hat Stich also allen Grund, stolz auf seine Erfolge zu sein, oder etwa nicht? Als Stach ihn fragt: „Hast du es mal geschafft, stolz auf seine Karriere zu sein?“, entgegnet er verlegen: „Ich tue mich mit dem Wort ‚Stolz‘ extrem schwer. Ich bin dankbar dafür. Ich weiß, dass ich viel erreicht habe und dass ich für den Sport gesehen, tolle Erfolge feiern durfte. Das ist jetzt die Basis meines Lebens. Aber es ist 25 Jahre her und das reale Leben sieht in vielen Bereichen anders aus.“

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In seinem Leben nach der Tenniskarriere beschäftigt sich Stich mittlerweile auch fernab vom Sport. Schon während seiner Profi-Zeit entwickelte er ein Faible für Kunst und besuchte Ausstellungen. Heute betätigt er sich selbst im künstlerischen Bereich, besitzt ein Atelier und gestaltet Kunstwerke. Parallel betreut er auch seine Stiftung, die HIV-Infizierten und an AIDS erkrankten Kindern und Jugendlichen hilft.

Ich tue mich schwer, daran zu glauben, dass er diesen Erfolg bei den US Open nochmal wiederholen kann.

Gelegentlich schweift er dann aber doch wieder zu seiner alten Leidenschaft, dem Tennissport ab. Neugierig beobachtet er die Veränderungen auf der Tennistour. „Es ist mir alles zu professionell geworden. Mir fehlt es ein bisschen, den Spielern anzusehen, dass sie Spaß auf dem Platz haben“, so der 55-Jährige.

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Für Spieler wie Novak Djokovic hegt er dennoch große Bewunderung, besonders nach seinem letzten Erfolg bei den Olympischen Spielen in Paris: „Novak braucht für nichts in seinem Leben eine Ausrede, braucht niemandem was zu beweisen, sich nicht zu rechtfertigen“, sagt Stich. „Das Finale bei den Olympischen Spielen war mit sein bestes Tennis, das ich in den letzten Jahren von ihm gesehen habe. Viel besser geht es nicht mehr.“ Dennoch zweifelt Stich an Djokovics Zukunft: „Ich hätte ihm gewünscht, dass er nach den Olympischen Spielen gesagt hätte: ‚Kinder, ich bin durch‘.“ Ob der Goldmedaillen-Gewinner von Paris ein Favorit für die US Open ist? Stich meint: „Ich tue mich schwer, daran zu glauben, dass er diesen Erfolg bei den US Open nochmal wiederholen kann. Aber bei ihm weißt du es am Ende nie.“

Mischa Zverev ist anderer Meinung: „Er hat alles gewonnen, was man gewinnen konnte. Fehlt ihm die Motivation? Nein, ich glaube nicht. Er wird bei den US Open besser spielen als bei den Grand Slams zuvor.“

Endlich! 2024 holte Djokovic bei den Olympischen Spielen in Paris seine langersehnte Goldmedaille!

Endlich! 2024 holte Djokovic bei den Olympischen Spielen in Paris seine langersehnte Goldmedaille!

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