Vor den US Open 2025 sagte Alexander Zverev: "Alles bewegt sich in die richtige Richtung. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein!"

Die Erstrunden-Niederlage von Alexander Zverev Anfang Juli gegen Arthur Rinderknech in Wimbledon sorgte für Staunen – unter anderem, weil der 28-Jährige seit Jahren nicht mehr so früh bei einem Grand-Slam-Turnier ausgeschieden war. Doch seine anschließende Pressekonferenz überraschte. Denn mit ernster Miene gab Zverev offene und ehrliche Einblicke in sein Seelenleben, sprach von mentalen Problemen und den Schwierigkeiten, weiterhin Freude auf dem Tennisplatz zu empfinden.

Heute, knapp sechs Wochen später, strahlt der Weltranglisten-Dritte wieder, wenn er den Court betritt und auch wenn er sich den zahlreichen Fragen der Journalisten in den Pressekonferenzen stellt. Anlass dazu gaben ihm zuletzt wohl auch die Ergebnisse bei den Masters-Turnieren in Toronto und Cincinnati, wo er jeweils das Halbfinale erreicht hatte.

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Alexander Zverev: "Habe mich noch nie so leer gefühlt!"

Alexander Zverev vor den US Open 2025: "Habe professionelle Hilfe bekommen!"

„Mir geht es schon so viel besser“, erklärte er nun vor Start der US Open 2025. „Nach Wimbledon habe ich das bereits ein paar Mal gesagt. Ich habe meinen Schläger weggelegt und mir eine längere Auszeit genommen. Ich bin mit meinen Freunden in Urlaub gefahren, habe nicht trainiert und kein Tennis gespielt. Also nichts von dem gemacht, was ich normalerweise tue.“

Er erinnerte daran: „Einige von euch wissen, dass ich nach dem Ende eines Turniers oder am nächsten oder übernächsten Tag gleich wieder im Fitnessstudio bin und trainiere. Das habe ich nicht getan.“

Stattdessen widmete sich Zverev vor allem seinen mentalen Beschwerden. „Ich habe professionelle Hilfe bekommen, mit der ich immer noch arbeite“, erzählte er. „Ich bin auf dem richtigen Weg!“

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Ergebnisse von dieser Art der Arbeit sah er dann vor allem bei den vergangenen Turnieren in Kanada und Ohio – dabei spielt er aber nicht nur auf die beiden Halbfinals an. „Ich habe die letzten zwei Turniere wirklich genossen. Ich habe es genossen, wieder auf dem Tennisplatz zu stehen. Wenn ich auf dem Platz fröhlich und glücklich bin, erkennt man das oft an meinem Spiel und daran, ob ich Emotionen zeige oder eher ruhig bin“, erklärte der 28-Jährige.

Gleichzeitig weiß er:

Das ist ein Prozess. Das ist nicht in ein oder zwei Wochen vorbei. Daran muss man mehrere Jahre arbeiten und natürlich auch vergangene Jahre aufarbeiten. Und das tue ich.

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Vor den US Open 2025 sagte Alexander Zverev: "Alles bewegt sich in die richtige Richtung. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein!"

Vor den US Open 2025 sagte Alexander Zverev: "Alles bewegt sich in die richtige Richtung. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein!"

Zverev: "Manchmal vergessen wir, dass das Leben auch weitergeht!"

Nachdem Zverev zu Beginn des Jahres noch das Endspiel bei den Australian Open erreicht hatte, fiel er kurzzeitig in ein Formtief und kassierte einige überraschend frühe Niederlagen. Ähnlich ging es auch Spielern wie Daniil Medvedev oder Stefanos Tsitsipas, die mittlerweile aus den Top Ten gefallen sind. Zverev belegt aber nach wie vor Platz drei der Weltrangliste – hinter Jannik Sinner und Carlos Alcaraz.

Auf die Frage hin, ob man unterschätze, wie schwer es sei, sich in den Top Ten zu halten, entgegnete der 28-Jährige: „Ich denke, wir vergessen manchmal, dass auch das Leben weitergeht. Es gibt verschiedene Dinge, die außerhalb des Tennisplatzes stattfinden in dem Privatleben einer Person.“

In seinem Fall erklärte er, dass sein Leben doch sehr anders sei, als es noch vor fünf Jahren war.

Mein Leben sieht so anders aus, gerade wenn ich Turniere in der Heimat spiele, denn ich muss mich auch um meine Tochter und verschiedene andere Dinge kümmern.

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Im Fall von Medvedev, der in der Nacht zu Montag in einem dramatischen Match gegen Benjamin Bonzi ausgeschieden war, sagte er: „Wisst ihr, Daniil ist jetzt auch zweifacher Vater. Das wirkt sich auf das Tennis aus.“

Ebenso müsse man sich auch mit dem Gedanken befassen, älter zu werden und deshalb verschiedene Routinen anzupassen. „Wenn man älter wird, trainiert man vielleicht ein bisschen anders oder macht Dinge anders. Aber es geht darum, sich weiterzuentwickeln.“

Zverev blickte dabei in seine eigene Vergangenheit: „Vor vier oder fünf Jahren hatte ich eine schwierige Phase, in der ich keinen zweiten Aufschlag auf diesem Planeten durchbringen konnte.“

In Bezug auf Medvedev oder Tsitsipas ist Zverev aber überzeugt: „Ich bin mir sicher, dass sie wieder unter den Top Ten stehen werden, wenn sie diese Phase überstanden haben, weil sie einfach so gut sind.“

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In Cincinnati schied Zverev im Halbfinale gegen Alcaraz aus, nachdem er mit gesundheitlichen Beschwerden zu kämpfen hatte.

In Cincinnati schied Zverev im Halbfinale gegen Alcaraz aus, nachdem er mit gesundheitlichen Beschwerden zu kämpfen hatte.

Ein Duell gegen Sinner oder Alcaraz? – Zverev meint: "Ich wäre mehr als glücklich!"

Alles andere als in einer Formkrise stecken hingegen Sinner und Alcaraz, die in diesem Jahr vor allem die großen Turniere dominiert haben. Für Zverev sind sie die größten Konkurrenten – vor allem, wenn er sich seinen langersehnten Traum vom ersten Grand-Slam-Titel erfüllen will. Auf Sinner könnte der deutsche Topspieler im Halbfinale treffen, auf Alcaraz im Endspiel.

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Aber ob sich der Weltranglisten-Dritte vor diesen Begegnungen scheut? Nein! Ganz im Gegenteil: „Ich wäre mehr als glücklich, gegen Jannik im Halbfinale und Carlos im Finale zu spielen. Wenn ich meinen Traum erfüllen will, wenn ich das Ziel erreiche, das ich mir gesetzt habe, nämlich dass ich so eine Trophäe in die Höhe halte, dann weiß ich, dass ich es wirklich verdient habe, wenn ich den schwierigsten Weg gegangen bin.“

Aber er fügte schmunzelnd an: „Wenn sie plötzlich früh verlieren, und ich spiele im Finale gegen die Nummer 50 der Welt, würde ich das natürlich sofort unterschreiben. Also versteht mich nicht falsch“, lachte er.

Aber Zverev ist bereit, sich den größten Herausforderungen zu stellen:

Ich will einen Grand Slam gewinnen, ich will die größten Turniere der Welt gewinnen, indem ich die besten Spieler der Welt besiege.

Die nächste Chance, sich seinen großen Wunsch zu erfüllen, beginnt in der Nacht auf Mittwoch mit seinem Erstrunden-Match gegen Alejandro Tabilo. Und so viel steht fest: Wenn Zverev mit dem gleichen Lachen und der gleichen Zufriedenheit und Ausgeglichenheit in die US Open startet, die er zuletzt gezeigt hat, könnte seine schwierigste Zeit zu seiner größten Stärke werden.