Im Finale der US Open 2024 treffen Taylor Fritz und Jannik Sinner aufeinander.

Jannik Sinner und Taylor Fritz bestreiten das Finale der US Open 2024. Während es für Sinner wie der logische Abschluss einer turbulenten Saison aussieht, ist Fritz endgültig dem Status eines Talents entwachsen.

Im vierten Satz beim Stand von 3-3 und 30-15 entschied sich das zweite Halbfinale des Herreneinzels. Zu diesem Zeitpunkt, nach etwas mehr als 2 ½ Stunden Spielzeit, wussten das aber weder die Zuschauerinnen und Zuschauer im pickepackevollen Arthur Ashe Stadium noch die beiden Protagonisten Taylor Fritz und Frances Tiafoe. 31 Mal ging der Ball über das Netz, ehe Fritz den Ballwechsel gewann. Von dem Punkt an gewann Tiafoe nur noch zwei Spiele. Sein Widerstand schien ab diesem Moment gebrochen. Taylor Fritz war fortan der aktivere, bessere Spieler. Er hatte ein Match gedreht, in dem er lange Zeit wie der zweitbeste Spieler aussah. Und das gelang ihm mit den Basics dieses Spiels.

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Taylor Fritz im Kampf gegen die eigenen Nerven

„Scoreboard pressure.“ Ein Begriff, den Taylor Fritz immer wieder in den Interviews und Pressekonferenzen in den Tagen von New York verwendet hat. Den Gegner nicht nur mit dem eigenen Spiel unter Druck setzen, sondern auch auf die Spielstandsanzeige, auf das Scoreboard, schauen lassen. Die grundlegenden Dinge erledigen. Die eigenen Aufschlagspiele möglichst souverän halten, so dass der Gegner beim eigenen Aufschlag eher unter Druck gerät. Pete Sampras hat in den 90er Jahren damit große Erfolge gefeiert. Es ist nicht die attraktivste Taktik, aber sie hielt Taylor Fritz im Turnier und brachte ihn ins Finale. Schon im Match gegen Casper Ruud im Achtelfinale schaute er nach dem verlorenen ersten Satz erst mal nur auf sich. So lange, bis er eine Chance beim Aufschlag von Ruud entdeckte. Und die ausnutzte. Auch gegen Frances Tiafoe besann er sich nach einem 1-2 Satzrückstand erst einmal auf die Grundtugenden. „Als ich Ende des vierten Satzes sah, dass Frances die Fehler machte, mir erlaubte, die Bälle zu attackieren, hat mich das ruhiger werden lassen.“

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Fritz musste in den letzten Jahren mit anschauen, wie die Konkurrenz im eigenen Land an ihm vorbeizog. Einst als größtes Talent seiner Generation gefeiert, kam er ungefähr zur gleichen Zeit wie Alexander Zverev auf die Tour. Doch die Erfolge ließen lange auf sich warten. Zu viele Schwächen in seinem Spiel, er bewege sich nicht gut genug, er scheitere immer wieder an seinen eigenen Nerven. Sein erstes Viertelfinale bei einem Grand Slam erreichte er erst in Wimbledon 2022. Tommy Paul, Frances Tiafoe, Ben Shelton erreichten vor ihm das Halbfinale bei einem der vier Major-Turniere. Selbst Sebastian Korda zog in der Beliebtheitsskala an ihm vorbei. Es schien, als sei die Karriere nach einem vielversprechenden Start nie wirklich vorangekommen. 2024 nun die stärkste Saison seiner Karriere. Viertelfinale in Australien und Wimbledon, Achtelfinale in Roland Garros, Bronzemedaille im Doppel bei den Olympischen Spielen, sein erstes Finale auf Sand in München, dazu zum dritten Mal den Titel in Eastbourne geholt. Er ist in der Weltspitze endgültig angekommen, scheint es.

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2024 gewann Taylor Fritz zum dritten Mal das Rasenturnier in Eastbourne.

2024 gewann Taylor Fritz zum dritten Mal das Rasenturnier in Eastbourne.

Ist Jannik Sinner unaufhaltsam in New York?

Am Sonntag wird er eine noch schwierigere Aufgabe haben, Scoreboard pressure auf Jannik Sinner ausüben zu können. Zu souverän ist der Weltranglistenerste bislang in diesem Turnier aufgetreten. Den Wirbel um die zwei positiven Doping-Tests beim Masters in Miami Ende März hat er nüchtern wegmoderiert. Die Geräuschkulisse von außen hat er weder im großen Arthur-Ashe-Stadium noch rund um die Veröffentlichung der Doping-Testergebnisse an sich herangelassen.

Nur einen Satz gab Sinner bislang ab, und das war der erste Satz im Erstrundenmatch gegen Mackenzie McDonald. Seitdem ist der Südtiroler in sportlicher Reiseflughöhe unterwegs. Nicht mal von Daniil Medvedev ließ sich sein Spiel erschüttern. Es ist nicht der glanzvollste Weg ins Finale gewesen – Der Weg ins Finale der Australian Open war sicher spektakulärer – Sinner wurde aber auch noch nicht an seine Grenzen gebracht. Von Daniil Medvedev hätte man das erwarten können. Aber auch der fand keinen Weg durch das supersolide Spiel Sinners.

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Jannik Sinner: "Ich bin recht gelassen. Wenn es etwas Schlimmeres wäre, hätte ich das wohl gefühlt."

Vielleicht kann ihn sein Körper aufhalten. Beim Cool-Down auf dem Ergometer nach seinem Halbfinale war seine linke Hand dick verbunden. Folge eines Sturzes während des besten Halbwechsels gegen Jack Draper. Der Physio musste auf den Court kommen, doch Sinner gab in der Pressekonferenz leichte Entwarnung: „Der Physio hat das Handgelenk sehr schnell lockern können. Während des Matches hatte ich keine Probleme mehr. Mal schauen, wie es sich morgen anfühlt. Aber ich bin recht gelassen. Wenn es etwas Schlimmeres wäre, hätte ich das wohl gefühlt.“

Sinner kann sein Tennisjahr 2024 krönen und seine Führung in der Weltrangliste manifestieren. Wenn er dem Druck der Spielstandsanzeige entgehen kann.

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