Zverev vs. Fritz US Open 2024 Viertelfinale

Wenn sich Alexander Zverev und Taylor Fritz am Dienstagabend deutscher Zeit (nicht vor 19 Uhr) im Arthur Ashe Stadium zum zehnten Mal in ihrer Karriere gegenüberstehen, wird es keine Geheimnisse zwischen den beiden geben. Zu gut kennen sie sich und das Spiel ihres Gegners, zu frisch sind zudem die Erinnerungen von vor acht Wochen, als sie im Achtelfinale des Wimbledon-Turniers aufeinandertrafen. Das Match damals gewann Taylor Fritz, doch die Vorzeichen sind dieses Mal andere. Wir werfen einen Blick voraus auf die Viertelfinalpartie.

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Die Geschichte, die rund um das Wimbledon-Match erzählt und als Kontext gegeben werden sollte, hatte sich schon eine Runde früher zugetragen. Unter dem Dach des Center Courts hatte Alexander Zverev gegen Cameron Norrie eine sichere 2:0 Satzführung herausgearbeitet. Die hohe Luftfeuchtigkeit jedoch sorgte für schwierige Bedingungen auf dem heiligen Rasen. Zverev rutschte, als er einen Stopp von Norrie erlaufen wollte, aus und zog sich eine leichte Fraktur am Knie und eine Kapselzerrung zu. Diese Verletzung hinderte ihn zwar nicht am Antreten gegen Fritz, zudem spielte er sich eine Zweisatzführung heraus, doch am Ende gingen dem angeschlagenen Zverev die Kräfte aus.

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Zverev und Fritz unterhielten sich nach dem Ende des Matches in Wimbledon noch lange am Netz.

Zverev und Fritz unterhielten sich nach dem Ende des Matches in Wimbledon noch lange am Netz.

Ich freue mich auf einen weiteren engen Kampf.

Das soll sich bei diesen US Open ändern.

„Wir hatten ein paar sehr gute Matches gegeneinander, vor allem in Wimbledon hatte ich das Gefühl, dass es ein sehr gutes Match war. Natürlich war ich nicht zu 100 Prozent gesund, ich konnte mich nicht so bewegen, wie ich das wollte. Ich freue mich auf einen weiteren engen Kampf“, so Zverev in der Pressekonferenz nach seinem ungefährdeten Sieg am Sonntag in vier Sätzen gegen Brandon Nakashima.

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Einige Dinge in seinem Spiel dürften Zverev momentan sehr selbstbewusst stimmen:

Der Aufschlag: Nach seiner Verletzung in Wimbledon war sein Service für einige Wochen zu einem kleinen Unsicherheitsfaktor geworden. Laut eigener Aussage der Schlag, den er in den letzten zwei Jahren am meisten trainiert hatte, kam der erste Aufschlag in dieser Saison bis Wimbledon verlässlich mit einer Quote von 75-80%. Nach Wimbledon erreichte Zverev diese Quote nur noch annähernd in einem Match, in Hamburg gegen Zhizhen Zhang, als 70% seiner ersten Aufschläge das Feld fanden. In Flushing Meadows hat er diesen Schlag wieder stabilisiert. Die Quote ist noch nicht wieder so hoch wie im ersten Halbjahr, aber Zverev gewinnt über 80% der Punkte nach dem 1. Aufschlag.

Kann Alexander Zverev im Match gegen Taylor Fritz seine Aufschlagquote von 80 Prozent halten?

Kann Alexander Zverev im Match gegen Taylor Fritz seine Aufschlagquote von 80 Prozent halten?

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Die Vorhand: In der Vergangenheit gerne mal eine Wackeldisziplin im Repertoire des 27-Jährigen. In Zeiten, in denen es sportlich nicht so lief, spielte Zverev die Vorhand defensiv, erzeugte wenig Druck. Im Achtelfinale gegen Brandon Nakashima hatte er auf der Vorhand den Ball jedoch exzellent im Schläger, erzeugte immer wieder Druck, machte viele Punkte.

Die Vorhand kann gelegentlich eine der Schwächen von Alexander Zverev sein – allerdings nicht bei den US Open 2024.

Die Vorhand kann gelegentlich eine der Schwächen von Alexander Zverev sein – allerdings nicht bei den US Open 2024.

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Das Netzspiel: Der Deutsche bezeichnet sein Spiel am Netz als immer von der Tagesform abhängig. Zverev ist im Grunde seines Herzens ein eher defensiv eingestellter Spieler. Doch sein gestiegenes Selbstvertrauen in New York ließ sich an einem Volley im vierten Satz gegen Nakashima ablesen. Dort erarbeitete sich der Hamburger beim Stand von 1-1 drei Breakbälle. Beim ersten Breakball bereitete Zverev einen Netzangriff mit einer Rückhand Cross vor, um dann den Volley, unter Netzhöhe, fast auf dem rechten Bein kniend, als perfekten Stopp zu platzieren. Der Blick zurück in die Box, die Faust: Es war die Sicherheit, dass an diesem Abend für seinen Gegner nichts mehr zu holen war.

Zverev spielte in Wimbledon gegen Fritz mit Bandagen wegen einer Knieverletzung, die er sich in der vorherigen Runde zugezogen hatte.

Zverev spielte in Wimbledon gegen Fritz mit Bandagen wegen einer Knieverletzung, die er sich in der vorherigen Runde zugezogen hatte.

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Taylor Fritz in New York bislang ohne großes Aufsehen

Fritz kommt ebenso mit Selbstvertrauen in dieses Match. Er durfte in den ersten vier Partien hier in New York im Louis-Armstrong-Stadium ran. Er hatte vor dem Turnier schon geäußert, dass dies sein Lieblingscourt sei. Hier liegt vielleicht auch ein Teil der Antwort, warum Fritz bislang etwas unter dem Radar flog. Die spektakulären Matches in der Night Session im Arthur-Ashe-Stadium liefen ohne den 26-Jährigen ab. Er verrichtete seriös und ohne großes Aufsehen sein Tagwerk auf dem zweitgrößten Platz der Anlage.

Im zweiten Jahr in Folge erreichte Taylor Fritz das Viertelfinale bei den US Open.

Im zweiten Jahr in Folge erreichte Taylor Fritz das Viertelfinale bei den US Open.

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Gegen Casper Ruud stand Fritz jedoch eineinhalb Sätze auf der Verliererseite. Sein Aufschlag funktionierte nicht wie gewünscht und Ruud konnte die längeren Grundlinienduelle immer wieder dominieren. „Im ersten Satz hat er mich einfach ausgespielt. Er war besser. Im zweiten Satz konnte ich dann meine Aufschlagspiele halten und ihn so ein bisschen unter Druck setzen. Und ab dem dritten Satz baute er ab“, so Fritz im On-Court-Interview nach seinem Sieg.

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Das Match am Dienstag findet allerdings auf dem größten Court der Anlage statt. Für beide eine Premiere 2024. Die schnelleren Bedingungen am Tag könnten Zverev einen leichten Vorteil bringen. Wenn Fritz eine Schwäche hat, dann die, dass er sich nicht so gut bewegt wie sein ein Jahr älterer Konkurrent. Auf den zügigen Hartplätzen ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Keiner von beiden hat einen Vorteil, was die Kraft angeht. Mitunter haben sich Spieler schon in den ersten Runden so aufgerieben, dass sie in einer späteren Runde nichts mehr zu geben haben. Doch Fritz stand nur unwesentlich kürzer auf dem Platz als Zverev.

Alexander Zverev und Taylor Fritz im direkten Vergleich bei den US Open 2024.

Alexander Zverev und Taylor Fritz im direkten Vergleich bei den US Open 2024.

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Eine Geschichte, die in Wimbledon für etwas Wirbel sorgte, in der eh schon unruhigen Atmosphäre bei den US Open aber keine Rolle spielen sollte, war die sehr lautstarke Box von Fritz. Zverev meinte damals, dass er kein Problem mit Fritz und seinem Team habe, dass es aber Personen in der Entourage von Fritz gegeben habe, die ihren Favoriten etwas zu lautstark angefeuert hätten. Das Arthur Ashe Stadium sollte aber nicht mit dem Court 1 in Wimbledon verglichen werden. Lärm und Anfeuerungsrufe sind hier schließlich Tagesgeschäft.