Alexander Zverev verlor im Viertelfinale der US Open 2024 gegen Taylor Fritz.

Wieder einmal verliert Alexander Zverev bei einem Grand Slam vorzeitig. Der Traum, eines der vier größten Turniere mal zu gewinnen, ist vielleicht irgendwann ausgeträumt. Muss Zverev ausgetretene Pfade verlassen, um sich seinen Traum zu erfüllen?

Mein Aufschlag und meine Vorhand waren in Ordnung. Aber meine Rückhand? Ich kann mich nicht erinnern, auf der Rückhand jemals so schlecht gespielt zu haben.

Noch einmal war Alexander Zverev mit Taylor Fritz in einer Grundlinien-Rally gefangen. Noch einmal versuchte der Deutsche, weit hinter der Grundlinie stehend, das Unvermeidliche zu verhindern. Doch als um 17:20 Uhr New Yorker Ortszeit eine Vorhand ihr Ziel verfehlte, war zum wiederholten Male in Zverevs Karriere der Traum vom ersten Grand-Slam-Titel ausgeträumt. Nach einer Niederlage in vier Sätzen im Viertelfinale der US Open schaut Zverev zwar auf das erfolgreichste Grand-Slam-Jahr seiner Karriere zurück, doch seine Titelsammlung zeigt noch keinen der vier Pokale der wichtigsten Turniere des Jahres.

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Hilflos: Zverev konnte sich im Viertelfinale der US Open 2024 nicht auf seinen besten Schlag verlassen.

Hilflos: Zverev konnte sich im Viertelfinale der US Open 2024 nicht auf seinen besten Schlag verlassen.

Ein frustrierter Alexander Zverev beklagte in der Pressekonferenz nach dem Match, dass ihn an diesem Dienstag sein Brot-und-Butter-Schlag im Stich gelassen hatte. Die Rückhand. „Mein Aufschlag und meine Vorhand waren in Ordnung. Aber meine Rückhand? Ich kann mich nicht erinnern, auf der Rückhand jemals so schlecht gespielt zu haben.“ Es sollte nicht heißen, dass Taylor Fritz den Sieg nicht verdient hätte. Aber dass ihm die Rückhand nicht zur Verfügung gestanden hatte? „Der Schlag, für den man mich nachts um 3 Uhr wecken kann und ich treffe ihn.“ Eine Katastrophe in Zverevs Augen.

Zverev im eng angelegten Spielerkorsett

Blickt man nur auf die Statistiken dieses Matches, ist der Frust in dieser Form nicht sofort nachvollziehbar. 52 Gewinnschläge standen 42 unerzwungene Fehler gegenüber. Doch es wurden mal wieder Muster im Spiel des 27-jährigen sichtbar, die man häufig bei ihm sieht. Wenn Entscheidungen anstehen, kann er einem eng angelegten Spielkorsett nicht entkommen.

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Man sagt, die Vorhand ist das Schwert, die Rückhand der Schild. Es ist der druckvollere Schlag. Der Schlag, mit dem Matches gewonnen werden. Die Rückhand steht eher für Verteidigung. Jetzt ist Zverevs Rückhand eine der besten der Welt. Auch mit dieser kann er Druck erzeugen, Punkte gewinnen, seinen Gegner aus dem Platz drücken. Doch dieser Schlag bringt ihn in den größten Matches nicht an seinen Gegnern vorbei.

Es liegt wohl in der Natur des Menschen, dass man sich in unsicheren Zeiten auf sichere Dinge beruft. Im Falle von Alexander Zverev heißt das: Die langen physischen Ballwechsel von weit hinter der Grundlinie spielen, im Zweifel eher die Rückhand denn die Vorhand spielen. Diese Taktik hat ihn weit gebracht. Er wird aller Voraussicht nach am Montag von Platz zwei der Weltrangliste grüßen. Er stand in zwei Grand-Slam-Finals, hat sechs Masters-Turniere gewonnen. 22 Turniersiege stehen insgesamt auf seinem Lebenslauf. Und doch scheint dieses kleine Etwas, das Besondere, das ihn in den 14 Tagen eines Grand Slams von den 127 weiteren Spielern abhebt, zu fehlen.

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Alexander Zverev und die große Konkurrenz bei den Grand Slam-Turnieren

Zwei Ziele hat Zverev in seiner Karriere: Die Nummer 1 der Weltrangliste und eins der vier großen Turniere zu gewinnen. Um die Spitze der Weltrangliste zu erreichen, hat er in diesem Jahr alles unternommen, besonders viel gespielt. In einem Jahr, in dem mit Olympia noch ein weiteres Highlight im eh schon dicht gedrängten Terminkalender anstand, spielte er von allen Topspielern die meisten Matches.

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Zweimal erreichte Alexander Zverev bereits ein Grand Slam-Endspiel. Zuletzt scheiterte er bei den French Open 2024 an Carlos Alcaraz in fünf Sätzen.

Zweimal erreichte Alexander Zverev bereits ein Grand Slam-Endspiel. Zuletzt scheiterte er bei den French Open 2024 an Carlos Alcaraz in fünf Sätzen.

Zverev ist 27 Jahre alt. Wie lange er noch die Chance haben wird, seinen ersten Titel bei einem Grand Slam zu feiern, ist nicht zu beantworten. Carlos Alcaraz und Jannik Sinner werden auch in den nächsten Jahren die Topfavoriten auf die Grand Slams sein. Daniil Medvedev hat die US Open schon gewonnen und wird auch in den kommenden Jahren ein Hauptkonkurrent um die größten Titel sein. Zverev wird sich dahinter einreihen. Zusammen mit Casper Ruud und Stefanos Tsitsipas. Vielleicht noch Hubert Hurkacz. Jüngere Spieler werden nachkommen.

Die Liste der Spieler, die älter als er waren, als sie ihren ersten Slam gewannen, ist recht kurz. Stan Wawrinka fällt einem wohl recht früh ein, der 28 war, als er die Australian Open 2014 gewann. Goran Ivanisevics Run Richtung Wimbledon 2001 kommt in Erinnerung, Ivanisevic stand kurz vor seinem 30. Geburtstag. Der älteste Spieler zum Zeitpunkt seines ersten Major-Titels war Andrés Gimeno, der bei den French Open 1972 34 Jahre und 306 Tage alt war. Zverev würde es wahrscheinlich in Kauf nehmen, wenn er denn dann endlich diesen Titel sein Eigen nennen könnte.