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Zwischen Träumen & Reisestress – der Preis des Profitennis
Viele Tennisspieler träumen davon, ganz oben auf der Profi-Tour mitzuspielen. Doch das Leben als professioneller Sportler hat seinen Preis.
VonTENNIS.com
Veröffentlicht Okt. 24, 2024
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Vor allem zum Ende einer Tennissaison merken viele Außenstehende, dass die Zündschnur bei verschiedenen Tennisspielern immer kürzer wird, die Verletzungen sich häufen und die Müdigkeit überhandnimmt. Eigentlich verständlich, denn die Spielerinnen und Spieler reisen nonstop um die Welt, sind selten zu Hause, trainieren hart und verbringen eine ganz andere Zeit als viele Jugendliche oder junge Erwachsene in ihrem Alter eigentlich tun.
Wie schwer diese Zeiten teilweise sein können, aber auch wie man lernt damit umzugehen, besprechen Mischa Zverev und Matthias Stach in der 15. Volleys und Tweeners-Episode gemeinsam mit Ex-Profi Tobias Kamke.
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Kamke, ein guter Freund von Mischa, gibt Einblicke in sein Seelenleben, seine besten Erfahrungen auf der Tour, aber auch die Schattenseiten der ständigen Reiserei. Knapp 18 Jahre war Kamke, heute 38 Jahre alt, auf der Profi-Tour unterwegs, erreichte Weltranglisten-Platz 64 im Einzel, spielte für das deutsche Davis Cup-Team und trat unter anderem gegen Rafael Nadal, Roger Federer und Andy Murray an. Kurz nachdem er seine Karriere 2022 beim ATP-Turnier in Hamburg beendet hatte, begleitete er Mischa und seinen jüngeren Bruder Alexander Zverev als Hittingpartner. Nun genießt er sein Leben in Hamburg und erklärt weshalb, er sich dazu entschied, nicht weiter auf der Tour unterwegs zu sein.
Schon seit jungen Jahren kennen sich Mischa Zverev und Tobias Kamke. Beide lebten und trainierten in Hamburg. Während Mischa schon um die Welt tourte, war Kamke noch gezwungen, die Schule abzuschließen und sein Abitur zu machen.
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Ein wichtiger Ratschlag von Michael Stich
“Ich hatte einmal die Idee, nach dem elften Jahrgang abzugehen. In den Ferien hatte ich ein paar Punkte bei deutschen Future-Turnieren gemacht und dachte: ‘Jetzt bin ich auf der Weltrangliste, wenn ich jetzt noch weiter spiele einen Monat, bin ich Ende Oktober die eins der Welt und dann gewinne ich die US Open.’ Das waren meine Gedanken damals. Ich hatte keine Ahnung von irgendwas, aber Hauptsache ich kann Tennis spielen und muss nicht in die Schule. Das war mein einziger Gedanke, den ich eigentlich hatte”, erklärte er seinen unbändigen Wunsch danach als Jugendlicher auf der Tour zu spielen.
Doch es kam anders, denn er nahm sich den Rat einer Tennislegende zu Herzen: Michael Stich. “Er hat mir gesagt: ‘Wenn du jetzt gut genug bist, dann bist du es in zwei Jahren erst recht.’” Also entschloss sich der gebürtige Lübecker dazu, die Schule zu beendet, ganz nach dem Wunsch seiner Eltern, die beide Lehrer waren.
“Man weiß nie, was passiert in der Karriere. Man kann sich verletzen und nie wieder auf dem Tennisplatz stehen. Dann ist es ganz gut, so etwas in der Hinterhand zu haben”, ist er auch heute froh über den Entschluss.
Mir hat das immer am meisten Energie gezogen. Es ist ja nicht nur die Reise an sich.
Nach seinem Abitur versuchte es Kamke dann als Tennisprofi – mit Erfolg. Was ihm aber über die Jahre immer mehr zu schaffen machte, waren die Reisestrapazen. Das bestätigt auch Mischa Zverev: “Ich kenne viele Spieler, die so gut waren. Aber sie haben irgendwann mit Anfang 20 gesagt: Ich will nicht mehr reisen. Ich will nicht mehr morgens aufwachen und denken wo bin ich? Auf welcher Seite vom Bett soll ich jetzt aussteigen? Wo ist das Klo? Wo geht es morgen hin? Oder was mache ich morgen überhaupt?”, gibt der 37-Jährige Einblicke. Wie sich an den vielen erfolgreichen Tennisspielern aber auch zeigt, gibt es wiederum andere, die damit ganz gut klarkommen. “Für einige ist es nicht einfach. Und für andere? Die sind wie Seeleute. Die können nicht länger als zwei Tage zu Hause rumsitzen. Die müssen sofort irgendwohin.”
Zur Kategorie der Seeleute zählt sich Kamke definitiv nicht. “Mir hat das immer am meisten Energie gezogen. Es ist ja nicht nur die Reise an sich. Man kommt beispielsweise in Australien nach einem 25-Stunden-Flug an, dann fährt man kurz ins Hotel. Und das allererste, was man immer macht, ist sofort zur Anlage zufahren, weil man denkt: ‘Jetzt muss ich hier auch trainieren’. Der Biorhythmus ist völlig über den Haufen geworfen und das finde ich echt mühselig. Mich hat das Wochen gekostet, wenn ich von so einer Reise zurückgekommen bin. Es ist ja nicht nur der eine Weg, sondern auch der Rückweg, das schlechte Schlafen in der Heimat, wenn man gegen die Zeit reist.”
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Dann denkst du: Wäre ich doch einfach daheim geblieben!
Auch Zverev hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Für ihn war es dann ernüchternd, wenn er großen Aufwand auf sich nahm, um Turniere zu spielen, aber vor Ort feststellte, dass ihm der Ball nicht gut im Schläger lag.
“Ich komme an und es läuft nicht. Was ist passiert? Du trainierst wie ein Bekloppter, einen Tag, zwei Tage, drei Tage. Dann auf einmal einen Tag vor dem Match denkst du: ‘Wahnsinn, du hast jetzt drei Wochen trainiert, Vorbereitung, bist hergeflogen und hast null Gefühl im Schlag und weißt, du wirst gegen jemanden spielen, bei dem du weißt, er wird genau dahin spielen, wo du es nicht haben willst. Dann denkst du: Wäre ich doch einfach daheim geblieben!”
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Deshalb sind die deutschen Turniere so beliebt
Genau das ist der Grund, weshalb sowohl Kamke als auch Zverev gerne bei den deutschen Turnieren angetreten sind. Schon seit Kindheitstagen lebt Kamke in Hamburg, weshalb das Turnier am Rothenbaum neben Wimbledon zu seinen liebsten Events zählte: “Da bin ich als Kind immer hin, habe mir das zwei, drei Tage angeguckt und habe Unterschriften gejagt. Man träumt ja als Kind davon, was ja das Schöne ist. Dann kriegt man irgendwann die Chance und kann selbst da spielen. Das war für mich im Jahr immer eine Woche, auf die ich mich besonders gefreut habe.”
Auch der ältere der Zverev-Brüder fühlt sich in Deutschland immer besonders wohl. “Die deutschen Turniere finde ich toll”, sagt er. “Es muss bequem sein. Es muss einfach sein. Es muss passen. Das heißt, ich brauche ein gutes Hotel. Ich brauche eine Anlage, die nicht weit entfernt ist. Ich brauche eine schöne Anlage und gutes Essen. Wenn ich das habe, ist es mir eigentlich relativ egal, ob das jetzt irgendwo ist oder direkt vor der Haustür. Und das finde ich halt sehr oft in Deutschland.”
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Kamke vs. Nadal – vom Gegner zum Trainingspartner
Beim Asian Swing, in Korea, Thailand oder Japan trat Kamke hingegen nicht gerne an. “Es gab einen ganz bestimmten Bereich auf der Welt, aus dem habe ich mich auch ferngehalten”, gibt er zu. “Da bin ich ein, zwei Mal stichprobenartig hingefahren, um zu gucken, ob es vielleicht mittlerweile verflogen ist.” Jetzt, nachdem seine Karriere beendet ist, blickt er aber etwas anders auf diese Turniere. “Das ärgert mich jetzt im Nachhinein natürlich so ein bisschen, weil die Turniere sollen sensationell gut sein. Wenn ich jetzt noch mal in der Situation wäre, würde ich auf jeden Fall hinfliegen und spielen.”
Das sind Erfahrungen, die kann einem keiner nehmen.
Auch wenn Kamke nicht viel auf dem asiatischen Kontinent spielte, so konnte er bei anderen Turnieren Erfahrungen sammeln. In Doha traf er beispielsweise 2014 auf Rafael Nadal, knüpfte ihm sogar einen Satz ab. “Irgendwie hatte ich sogar kurzzeitig das Gefühl, dass ich das Match gewinnen kann. Ich habe es nicht gewonnen, einen Break kassiert im dritten und völlig verdient verloren”, erzählt er. Im Anschluss lud Nadal ihn sogar zum Training ein: “Das Match war richtig cool. Ich habe danach dann in Melbourne mit ihm zweimal trainiert, weil er mich dann nach dem Match, als wir nebeneinander auf der Physio Bank lagen, gefragt hat und auch das hat mich irgendwie dafür für die Reise dann total abgeholt.”
Noch heute schwärmt Kamke von diesem Erlebnis: "Das sind Erfahrungen, die kann einem keiner nehmen."
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Kamke als Hitting-Partner von Alexander Zverev
Kamke war aber nicht nur für Nadal ein gerngesehener Trainingspartner. Auch Familie Zverev hatte den Hamburger gerne um sich. Deshalb reiste er nach seinem Karriereende 2022 mit Alexander Zverev als Hitting-Partner für sechs Monate auf der Tour. Es war waren sehr intensive sechs Monate, in denen ich echt viele neue Erfahrungen gemacht habe. Ich glaube, ich habe mehr Bälle geschlagen habe als in den letzten vier Jahren Training meiner eigenen aktiven Laufbahn zusammen”, scherzte er.
Das waren spannende, intensive fünfeinhalb Monate. Es kam nur leider mit dieser vielen Reiserei ein bisschen zu früh.
Dennoch zog sich Kamke dann nach einem knappen halben Jahr zurück, denn er war erneut an einem Punkt angekommen, der ihn schon während seiner Karriere Kräfte kostete: “Vielleicht war es ein bisschen zu früh nach meiner Karriere. Ein Hauptgrund dafür, dass ich selber aufgehört habe, war auch, dass ich nicht mehr so viel Lust hatte zu reisen”, so Kamke. “Als Mischa mich dann angerufen und gefragt hat, ob ich da vielleicht mal aushelfen könnte, habe ich natürlich ‘ja’ gesagt. Das waren spannende, intensive fünfeinhalb Monate. Es kam nur leider mit dieser vielen Reiserei ein bisschen zu früh, sonst hätte ich es vielleicht auch etwas länger gemacht.”
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Dennoch stehen Kamke und die Familie Zverev nach wie vor in einem guten Verhältnis – wie man vor allem in der 15. Episode von Volleys und Tweeners hören kann. Denn das Trio tauscht sich gelassen und so offen wie selten, über das Leben als Tennisprofi und unvergessliche Geschichten aus, die Zverev und Kamke miteinander verbinden.
Den Podcast ist auf allen gängigen Podcast-Plattformen verfügbar. Auf **Tennis Channel DE** könnt ihr die ganze Episode aber auch mit Bewegtbild verfolgen.