Tamara Korpatsch war zum ersten Mal bei den Olympischen Spielen dabei. Jetzt geht es für sie beim WTA-Turnier in Hamburg weiter.

Noch vor einer Woche trat Tamara Korpatsch bei den Olympischen Spielen in Paris an. Ihr Highlight: Ein Treffen mit dem Goldmedaillen-Gewinner Novak Djokovic. Tennis Channel hat die 29-Jährige getroffen und mit ihr über ihre Olympia-Erfahrungen, ihre Verletzungsprobleme sowie ihre Ziele für 2024 gesprochen.

Als Tamara Korpatsch den Pressebereich bei den ECE Ladies Hamburg Open am Rothenbaum betritt, strahlt sie über beide Ohren. Vor ein paar Tagen ist sie von den Olympischen Spielen in Paris zurückgekommen. Zum ersten Mal hat die 29-jährige Hamburgerin an diesem Riesenevent teilgenommen. Sie ging sowohl im Einzel als auch im Doppel mit Tatjana Maria an den Start. Zwar war sie in beiden Auftaktpartien unterlegen, dennoch freut sie sich über das einzigartige Olympia-Erlebnis zu sprechen. Was es ihr bedeutet, sieht man gleich an ihrem Outfit. Denn Korpatsch trägt ein rotes Olympia-Shirt.

Dass sie aber überhaupt in der Lage war in Paris anzutreten war für die Rechtshänderin lange unklar. Der Grund: Sie musste seit November 2024 immer wieder verletzungsbedingt pausieren. Wie es ihr seither ergangen ist, was sie von den Olympischen Spielen in Paris mitnimmt und wie ihr Plan für die nächsten Wochen ist, erzählt sie im Interview mit Tennis Channel.

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Jetzt bin ich offizielle eine Olympia-Athletin

Wie war es für dich bei den Olympischen Spielen mit dabei zu sein?

Es war etwas sehr Besonderes bei Olympia dabei zu sein. Es war schon immer mein Traum, an den Olympischen Spielen teilzunehmen, natürlich auch zu gewinnen. Das hat jetzt nicht geklappt. Aber immerhin war ich dabei. Es war so schön, ich habe neue Leute kennengelernt, dazu zähle ich vor allem das Team Deutschland, also die Herren und Damen aus dem Tennissport. Außerdem war ich bei der Eröffnungszeremonie. Auch das war wirklich schön. Rückblickend kann ich sagen: ich bin sehr froh, dass ich da mitgemacht habe, nicht irgendwie abgesagt oder ein anderes Turnier gespielt habe. Die Olympischen Spiele gibt es nur alle vier Jahre. Jetzt kann ich sagen: ‚Ich bin offiziell eine Olympia-Athletin‘.

Was macht Olympia denn so besonders?

Erst mal ist es nur alle vier Jahre ist. Zweitens vertrete ich Deutschland. Es ist alleine schon besonders, dass nur die vier besten deutschen Spielerinnen teilnehmen dürfen. Also muss man gut genug sein, sich zu qualifizieren. Nur weil man in einem Grand Slam-Hauptfeld ist, heißt das nicht gleich, dass man auch bei Olympia teilnehmen kann. Dass man für sein Land spielen und versuchen kann, eine Medaille nach Hause zu bringen, ist wirklich etwas Besonderes – auch wenn man es nicht schafft. Aber, dass man dabei ist und sieht, wie andere Sportler es machen. Es macht einfach Spaß und darum geht es auch.

Als ich Djokovic getroffen habe, war ich wirklich aufgeregt.

Du hast viele Fotos mit verschiedenen Sport-Helden gemacht. Welche Begegnung war dein Highlight?

Die Begegnung mit Novak Djokovic. Nach meinem Training habe ich mich auf dem Fahrrad ausgefahren. Dann kam Djokovic und setzte sich direkt neben mich auf das Bike. Erst habe ich ein heimliches Selfie gemacht, weil ich mich nicht getraut habe ihn zu fragen. Aber das habe ich natürlich nicht gepostet. Dann habe ich ihn doch angesprochen und gesagt: ‚Du, ich habe gehört, du kannst auch Deutsch.‘ Er meinte: ‚Ja, ein bisschen.‘

‚Ein bisschen‘ war untertrieben (lacht). Er hat mir ganz schön viele Fragen gestellt und wir haben uns die ganze Zeit auf Deutsch unterhalten. Am Anfang war ich echt schüchtern und ein bisschen aufgeregt, aber er hat mit mir sehr viel geredet und dann wurde ich ein bisschen lockerer und dann war es ganz entspannt. Das war wirklich besonders für mich, weil es auf mich immer so wirkte, als sei Djokovic vielleicht ein bisschen abgehoben oder distanziert zu den anderen. Aber er am echt cool rüber.

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Du kommst von den Olympischen Spielen, jetzt geht der normale Tour-Alltag weiter. Wie schwer fällt dir die Umstellung von so einem Karriere-Highlight zum „normalen“ Leben?

Das fällt mir gar nicht schwer. Ich habe dieses Gefühl, dass ich total zufrieden bin, weil ich bei Olympia dabei war und sozusagen offiziell dazugehöre als Sportlerin. Dass ich da teilgenommen habe, habe ich jetzt erst realisiert. Vorher war ich zu aufgeregt. Aber jetzt geht es weiter. Ich fokussiere mich auf das Training und auf die nächsten Turniere, Nach dem Turnier in Hamburg geht es direkt in die USA.

Ich musste wegen Marihuana-Geruch mein Match unterbrechen

Apropos US Open. Was gefällt dir an dem Grand Slam-Turnier? Was eher nicht?

Ich fange damit an, was mir nicht gefällt. (lacht) Leider riecht es dort nicht immer so frisch. Das ist nett ausgedrückt. Ich weiß, dass sich Sascha Zverev letztes Jahr beschwert hat, dass es nach Marihuana gebrochen hat. Ich fand es in Cleveland während meines Matches schlimmer. Das musste unterbrochen werden, weil ich eine Pause brauchte. Ich konnte nicht mehr spielen, konnte nicht mehr atmen.

Was ich aber an New York mag: Ich liebe das Stadtleben. Ich liebe es, wenn New York lebt. In der Nacht sind super viele Leute draußen. Ich liebe New York einfach. Und zu den US Open selbst: Es ist schon sehr besonderes, im Hauptfeld zu spielen. Letztes Jahr bin ich früher angekommen, als die Qualifikation noch lief. Da ist schon viel los. Aber wenn dann das Hauptfeld startet, merkt man wirklich einen riesigen Unterschied. Es sind so viele Leute dort. Ein Beispiel: Holger Rune hatte auf einem normalen Nebenplatz gespielt. Dort konnte ich nichts sehen, weil es so voll war. Also musste ich mein Handy ganz hochhalten, um beim Match zuschauen zu können.

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Ich konnte nur unter Schmerzmitteln spielen

In dem vergangenen Jahr hattest du häufiger mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Bist du heute zu 100 Prozent fit?

Das ist eine lange Geschichte. Also, ich habe ja im Oktober meinen ersten WTA-Titel geholt. Da hatte ich ein gebrochenes Sesambein im Fuß und ab dem zweiten Match nur mit Schmerzen gespielt, viel Tape und unter Schmerzmitteln gespielt. Danach musste ich zwei Monate pausieren. In Brisbane habe ich Naomi Osaka da gespielt, ihr erstes Match und mein erstes Match, sozusagen nach zwei Monaten. Das war ein echt anstrengend und hart, weil ich mich zuvor im Flugzeug angesteckt hatte. Bei den Australian Open wurde es dann wieder besser. Ich konnte wieder gut spielen, habe eine Runde gewonnen. In der zweiten Runde ging es gegen Barbora Krejcikova. Beim Spielstand von 1:1 im ersten Satz habe ich mich am ISG (Anm. d. Red. das Iliosakralgelenk, das Kreuzdarmbeingelenk im hinteren Teil des Beckens) verletzt. Für mich war es eine Blockade, sodass ich mich nicht mehr gut bewegen konnte. Aber ich habe nicht aufgegeben, sondern nur 2:6, 2:6 verloren.

Im Anschluss habe ich zwei Monate mit Schmerzen gespielt, also nicht mein bestes Tennis gezeigt. Die Ärzte wussten nicht wirklich, was es war, die Physios meinten es sei muskulär. In Charleston wurde es dann so schlimm, sodass es mein letztes Turnier war und ich wieder eine zweimonatige Pause einlegen musste. Erst eine Woche vor den French Open konnte ich wieder auf dem Tennisplatz stehen, spielen und trainieren. Also habe ich mich kurzfristig auf die French Open vorbereitet. Mein Erstrundenmatch im Hauptfeld habe ich gewonnen, aber über drei Stunden gespielt, 11-9 im dritten Satz im Tie-Break gewonnen. In der zweiten Runde war ich gegen die Nummer sieben der Welt, Quinwen Zheng, dann weg vom Fenster. Das ist jetzt keine Schande.

Weiter ging es auf Rasen nach der Rückenverletzung. Rasen ist nicht so mein Belag, da zu spielen fällt mir nicht leicht. Seitdem lief es nicht rund, aber es läuft jetzt wieder besser. Ich habe versucht, so viel wie möglich auf Sand zu spielen. Jetzt steht ja Hamburg an. Ich hoffe, es wird jetzt besser.

Tamara Korpatsch: „Ich bin ein Team-Player“

Bei Olympia konntest du ein bisschen Team-Atmosphäre schnuppern. Ist das nochmal eine extra Motivation, jetzt zum ersten Mal Billie Jean King Cup zu spielen?

Auf jeden Fall! Ich habe in Olympia für Deutschland gespielt und beim Billie Jean King Cup ist es fast dasselbe. Also da spielt man mit dem Team, aber da spielt man als Team gegen ein anderes Land. Deshalb würde mich wirklich sehr freuen, wenn ich nominiert werde für die nächste Billie Jean King Cup-Partie. Ich bin sowieso ein großer Team-Player, ich spiele ja auch Bundesliga in Hamburg.

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Dieses Jahr will ich noch ein Turnier gewinnen!

In Paris hast du das Karriereende von Angelique Kerber mitbekommen. Wie hast du ihre Karriere miterlebt?

ich kannte sie vorher nicht so richtig. Erst in Paris habe ich sie näher kennengelernt. Sie ist ein ruhiger Mensch, aber sehr freundlich und nett. Sie hat sehr viel in ihrem Leben erreicht, drei Grand Slams gewonnen. Kerber hat das deutsche Damen-Tennis-populärer gemacht. Jetzt ist es unsere Aufgabe. Sie kann wirklich stolz auf ihre Karriere sein. Ich wünsche ihr alles Gute für das nächste Kapitel ihres Lebens.

Wie sehen deine Ziele für den Rest der Saison aus?

Ich versuche einfach so viele Turniere und Matches wie möglich zu spielen und diese zu gewinnen. Ich muss jetzt erstmal wieder reinkommen und erstmal anfangen Matches zu gewinnen. Ich will dieses Jahr mindestens noch ein Turnier gewinnen. Aber die Hauptsache ist, dass ich verletzungsfrei und gesund bleibe. Das Wichtigste ist für mich, dass ich die Saison durchspielen kann und keine Zwangspause einlegen muss.