Ella Seidel @Porsche Tennis Grand Prix 2025

Nachdem sie einen Vorhand-Winner cross versenkt hatte, ballte Ella Seidel die Faust und stieß einen „Come on“-Schrei aus, als sie in die Knie ging. Strahlend drehte sie sich zu ihrer Coaching-Box um, zeigte nochmal triumphierend die Faust und ging dann zum Netz, um ihre Gegnerin die Hand zu reichen, bevor sie sie umarmte.

Zwei Stunden und 53 Minuten hatte Seidel gegen ihre Landsfrau Tatjana Maria auf dem Centre Court in der Porsche Arena gestanden und sich dem unerbittlichen Slice-Spiel der 37-Jährigen gestellt. Dabei sah es erst gar nicht danach aus, als könnte sich die 20-jährige Hamburgerin hier Chancen ausrechnen.

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MATCHBALL: Ella Seidel feiert ersten Sieg in Stuttgart

Ella Seidel über ersten Centre Court-Auftritt: "Ich war nervös!"

Denn noch im ersten Satz dominierte Maria die Partie. Ein frühes Break der 17 Jahre jüngeren Konkurrentin machte die zweifache Mutter wieder wett und ging dann mit ihrem erfahrenen Spiel mit 6:3 in Führung.

„Ich war ein bisschen nervöser am Anfang“, gab Seidel später im Gespräch mit Tennis Channel DE zu. Ich habe noch nie hier auf dem Centre Court gespielt, vor allem in Deutschland. Ich hatte Erwartungen an mich und wollte ein gutes Match zeigen.“

Zwar hatte Seidel bereits im Vorjahr bei den Australian Open in einer der größten Arenen der Welt gespielt, als sie sich durch die Qualifikation kämpfte und in der ersten Runde auf Aryna Sabalenka traf. Dennoch merkte man der Nummer 124 der Weltrangliste den inneren Druck an.

Mit der Zeit fand sie aber immer besser zu ihrem druckvollen Spiel mit gut platzierten Grundschlägen. Schließlich holte Seidel auf, drängte Maria in den Tiebreak im zweiten Satz und schließlich in den entscheidenden dritten Durchgang.

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Glück im Unglück: Seidel nutzt die zweite Chance

„Am Anfang musste ich noch ins Match kommen. Aber umso länger es gedauert hat, kam ich immer mehr in mein Spiel rein und dann hat auch die Freude überwogen, hier spielen zu dürfen“, sagte sie.

Eigentlich war Seidel nämlich im Qualifikationsfinale an Dayana Yastremska gescheitert. Dank der Absage von Danielle Collins rückte sie aber als Lucky Loserin ins Hauptfeld nach. „Nach der Quali dachte ich nicht mal, dass ich hier noch mal spielen darf“, so die 20-Jährige. „Dass ich jetzt in der zweiten Runde stehe, freut mich einfach riesig.“

Reichlich Unterstützung erfuhr die gebürtige Hamburgerin genau wie ihre Gegnerin vom Stuttgarter Publikum. „In Deutschland als Deutsche zu spielen, ist super cool. Es war eine schöne Atmosphäre, vor allem wenn die Leute aus dem Publikum deinen Namen rufen.“

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Trotz ihrer hohen Erwartungshaltungen, der Nervosität und dem Druck gut zu performen, betonte sie ganz deutlich, dass etwas anderes überwiegt: Glück und Freude. Freude verspürt die Rechtshänderin vor allem, wenn sie an ihre nächste Herausforderung denkt – nämlich die Zweitrunden-Gegnerin Coco Gauff.

„Ich freue mich einfach gegen eine so gute Gegnerin spielen zu können“, sagte sie. Dabei blickt sie erneut auf das bislang größte Match ihrer Karriere in Melbourne zurück. „Es ist eine ähnliche Herausforderung wie gegen Sabalenka. Diesmal versuche ich es besser zu machen und ein gutes Match zu haben“

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2024 spielte sich Ella Seidel über die Qualifikation ins Hauptfeld der Australian Open. Dort bekam sie es in der ersten Runde mit Aryna Sabalenka zu tun.

2024 spielte sich Ella Seidel über die Qualifikation ins Hauptfeld der Australian Open. Dort bekam sie es in der ersten Runde mit Aryna Sabalenka zu tun. 

Nach einer Stretching-Einheit, dem Abendessen, Medienterminen und einer letzten Behandlung beim Physiotherapeuten endete der Mittwoch für Seidel quasi mitten in der Nacht. „Es ist jetzt ein bisschen später geworden durch das lange Match“, stellte sie grinsend fest. Deshalb stand am Donnerstag zur Matchvorbereitung folgendes auf dem Programm: „Ausschlafen, einschlagen und dann kurz vor dem Match eventuell noch mal einschlagen. Also ein ähnlicher Ablauf wie am Mittwoch“, so Seidel.

Ihr Ziel gegen die Weltranglisten-Dritte aus den USA: „Ich will einfach wieder das Beste geben.“

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