Open Ciudad de Pozoblanco II copy

Wenn man an Tennis in Spanien denkt, haben wohl viele Fans das Bild des iberischen Sandplatzwühlers vor den Augen. Dass Turniere dort aber auch ganz ohne rote Asche auskommen können, sah man in der vergangenen Woche im andalusischen Pozoblanco. Die Open Ciudad de Pozoblanco sind ein ATP-Challenger-Event, das jährlich in dergleichnamigen beschaulichen Gemeinde mit rund 20.000 Einwohnern ausgetragen wird.

Pozoblanco (spanisch für „weißer Brunnen“) ist lediglich eine Fahrstunde nördlich der Provinzhauptstadt Córdoba gelegen. Von weltberühmten Sehenswürdigkeiten wie der Mezquita und Touristenströmen ist man hier jedoch weit entfernt. Entlang enger Gassen führt der Weg auf einen kleinen Hügel zum lokalen Sportzentrum. Inmitten der Weitläufigkeit der Gegend, Heimat der berühmten schwarzen iberischen Schweine und des weit über die Landesgrenzen hinaus beliebten spanischen Schinkens, liegt die Pista Memorial Fabián Dorado - der Center Court des mit 91.250 Euro dotierten Turniers. Lediglich die Laute der benachbarten Esel untermalen bisweilen die gewohnten Tennisgeräusche.

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Seit 1992 finden in Pozoblanco ATP-Turniere verschiedener Niveaus statt.

Seit 1992 finden in Pozoblanco ATP-Turniere verschiedener Niveaus statt.

Night-Sessions in der andalusischen Weite

Gespielt wird vorrangig abends unter Flutlicht. Tagsüber ist es zu heiß. Temperaturen von über 35 Grad Celsius sind im Juli in der Region keine Seltenheit. Die Nächte sind im Sommer fast durchweg tropisch. Hier oben auf der steilen Tribüne des Tennisplatzes weht jedoch auch gerne ein kühlendes Lüftchen.

Tennis hat in Pozoblanco Tradition. Professionelle Turniere auf der ATP-Challenger-Tour oder auf dem ITF-Pro-Circuit werden hier bereits seit 1992 ausgetragen. Klangvolle Namen wie Roberto Bautista Agut oder Marcos Baghdatis zieren die Siegerliste. Im Jahr 2006 war mit Simon Greul auch ein deutscher Spieler erfolgreich.

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Mit Tagestemperaturen, die im Juli weit über 35°C steigen, ist es in Pozoblanco einfach zu heiß, um tagsüber Tennis zu spielen.

Mit Tagestemperaturen, die im Juli weit über 35°C steigen, ist es in Pozoblanco einfach zu heiß, um tagsüber Tennis zu spielen.

Spanischer Triumph 2025 durch Daniel Mérida

Heuer nahm mit Daniel Mérida zum ersten Mal seit 2013 wieder ein Spanier die Trophäe mit nach Hause. Der Triumph markierte für den Madrilenen einen besonderen Meilenstein in seiner Karriere: Es war sein erster Turniersieg auf der ATP Challenger Tour.

Doch dieser Sieg hatte gleich mehrere positive Folgen – allen voran den Sprung unter die Top 200 der ATP-Weltrangliste. Am Montag nach seinem Erfolg in Andalusien wurde der Madrilene auf Platz 169 geführt.

Ein weiterer Lohn: Mérida hat sich damit einen Platz in der Qualifikation für die US Open gesichert, sein erstes Antreten bei einem Grand-Slam-Turnier. „Das war eines meiner großen Ziele. Pozoblanco war ein extrem wichtiges Turnier, um mich zu qualifizieren, und mit dem Titel habe ich das mehr als geschafft. Ich bin sehr glücklich, mir das US Open-Ticket hier in Spanien geholt zu haben“, erklärte der 20-jährige im Anschluss.

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Andalusien ist die Heimat der berühmten schwarzen iberischen Schweine und des in der Region beliebten Schinkens.

Andalusien ist die Heimat der berühmten schwarzen iberischen Schweine und des in der Region beliebten Schinkens.

Dass er ausgerechnet auf dem schnellen Hartplatz von Pozoblanco triumphierte, obwohl er sich auf Sand am wohlsten fühlt, erklärt Mérida mit seiner cleveren Spielstrategie: „Ich habe es geschafft, alle Gegner in mein Spiel zu verwickeln, sie dazu gebracht, so zu spielen, wie ich es wollte – möglichst wie auf Sand. Ich glaube, das war der Schlüssel. Auch die etwas langsamere Platzbeschaffenheit hat mir geholfen“, erklärte der neue Champion des Open Ciudad de Pozoblanco.

Der Erfolg des jungen Spaniers steht sinnbildlich für den frischen Wind, der durch das spanische Herrentennis weht – abseits von Sandplätzen, aber mit derselben Leidenschaft. Für Mérida ist Pozoblanco der Anfang, für das Turnier ein weiteres Kapitel in einer Geschichte, die beweist, dass große Tennis-Momente auch an kleinen Orten geschrieben werden können.