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Noch vor knapp vier Wochen versammelte sich die Tenniselite in London, im Stadtteil Wimbledon zum dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Wenige Tage später reisten die Profis von Kanada nach Cincinnati, bevor es Ende August zu den US Open nach New York geht. Das bedeutet für Tennisspieler wie Taylor Fritz, Denis Shapovalov oder die deutschen Profis Benjamin Hassan und Constantin Frantzen vor allem eins: Viel Zeit am Flughafen und in den Flugzeugen.

Es ist also wenig verwunderlich, dass die Spieler der ATP-Tour schon die eine oder andere kuriose Geschichte bei ihren Reisen erlebt haben. Gegenüber Tennis Channel DE berichtete Shapovalov, weshalb er fast in Tränen am Flughafen ausbrach. Fritz erzählte über seine merkwürdigste Angewohnheit beim Reisen und Hassan sowie Frantzen teilten die verrückteste Reise-Story, die ihnen im Kopf geblieben ist.

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Wie Shapovalov am Flughafen fast in Tränen ausbrach

„Wir erleben einige schwierige Momente über das Jahr hinweg. Aber an einen, der erst kürzlich passiert ist, kurz nach den French Open, erinnere ich mich noch gut“, so der 26-jährige Denis Shapovalov.

„Mit meiner Verlobten wollte ich nach Stockholm fliegen. Kurz bevor wir am Flughafen ankamen, wurde der Flug gestrichen. Also haben wir versucht, einen anderen zu buchen. Wir mussten über fünf Terminals laufen, um zu unserem neuen Check-In zu kommen. Wir gaben unser Gepäck auf, aber hatten eine große Menge Übergepäck. Da hatten wir noch die Wahl, ob wir unsere Taschen etwas umverteilen – entschieden uns dann aber dagegen.“

„Dann sind wir durch die Sicherheitskontrolle gegangen und der Angestellte fing auf einmal an, unser Handgepäck zu wiegen. Er teilte uns mit, dass wir Übergepäck haben und zurückgehen müssten.“

Da die Nerven bei dem jungen Paar sowieso schon blank lagen, wusste sich Shapovalov nicht mehr zu helfen.

„Ich habe fast angefangen zu weinen. Ich habe ihn angebettelt, uns durchgehen zu lassen, ihm erzählt, dass unser Flug gestrichen wurde und ob er uns nicht einen Gefallen tun könnte.“

Sie hatten Glück: „Gott sei Dank war er sehr nett. Er meinte: ‚Oh okay, geht weiter!‘ Ich meine, meistens funktioniert das so nicht, aber diesmal hatte es geklappt. Bei dieser Reise ist wirklich ein Ding, nach dem anderen passiert, wisst ihr? Es war so brutal, aber am Ende haben wir es geschafft.“

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Taylor Fritz ist sich sicher, dass es einige Menschen gibt, die witzige Bilder von ihm beim Fliegen haben.

Taylor Fritz ist sich sicher, dass es einige Menschen gibt, die witzige Bilder von ihm beim Fliegen haben.

Taylor Fritz: Seine schrägste Eigenschaft beim Fliegen

An eine genaue Szene wie bei Shapovalov konnte sich der Top-5-Spieler Taylor Fritz allerdings nicht mehr erinnern. „Wir haben so viele schlechte Erfahrungen beim Fliegen gemacht, dass ich mich nicht mehr an eine spezielle Story aussuchen könnte“, meinte er. „Aber vielleicht habe ich einige merkwürdige Angewohnheiten beim Fliegen. Ich bin ein großartiger Schläfer im Flugzeug. Alles, was ich an Bord mache, ist Schlafen.“

Damit verbunden gibt es aber etwas, das er nicht abstellen kann.

„Es gibt da dieses eine Ding, dass nicht gut ist, aber mir ständig passiert. Häufig, wenn ich einschlafe, wache ich auf und stelle fest, dass ich mich komplett zu gesabbert habe. Die Person, die neben mir sitzt, schaut mich dann vermutlich ziemlich komisch an. Irgendwelche fremden Menschen haben vermutlich wirklich witzige Bilder von mir beim Schlafen“, lachte er.

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Benjamin Hassan: Mit Koffer & Tennistasche auf der Autobahn

Im Flugzeug schlafen? Das kann Benjamin Hassan überhaupt nicht. „Das geht nirgendwo außer in einem Bett“, lachte er. „Ich gucke sehr viel Animes oder lese Mangas – das ist ein Hobby von mir. Ich spiele viel Schach, so Dinge, die die Zeit vertreiben, höre Musik, wie HipHop, R’n’B oder Französisch – auch wenn ich kein Französisch kann.“

Das sind alles auch Dinge, die er auf Bahnfahrten machen kann – vor allem, wenn er innerhalb Deutschlands reist. Seine Horror-Reise liegt liegt zwar schon einige Jahre zurück – wann genau, wusste er nicht mehr. Nur so viel: „Ich weiß nur noch, dass es Spanien war“, lachte er.

Schon auf seinem Weg zum Flughafen hatte der gebürtige Saarländer die ersten Probleme mit der deutschen Bahn, strandete immer wieder und musste einige Ausfälle hinnehmen. „Wegen der Verspätung von der Bahn habe ich den Flieger nicht bekommen und musste den nächsten nehmen. Damals war es so, dass man zur Anmeldung beim Turnier bis Samstag um 8 Uhr morgens da sein musste, sonst konntest du nicht spielen. Ich hatte dann schon ein bisschen Stress, weil der Flieger um sieben Uhr landen sollte. Ich dachte aber, ich schaffe es problemlos, weil es 40 Minuten mit dem Taxi zur Anlage dauerte.“

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Der 30-jährige Benjamin Hassan wurde in Deutschland geboren und lebt auch dort. Davis Cup spielt der Top-200-Profi aber für den Libanon.

Der 30-jährige Benjamin Hassan wurde in Deutschland geboren und lebt auch dort. Davis Cup spielt der Top-200-Profi aber für den Libanon.

Doch es gab einen Faktor, den Hassan nicht miteingerechnet hatte.

„Ich ging also zum Taxistand und sehe: Streik! Taxi-Streik, Uber-Streik. Die Leute waren wirklich aggressiv, sobald ein Taxifahrer jemanden fahren wollte. Sie sind auf die Autos losgegangen und wollten sie nicht fahren lassen.“

Ähnlich wie Shapovalov half dann nur noch die Mitleids-Schiene.

„Ich habe einen Taxifahrer angebettelt. Er konnte kein Englisch, aber ich habe ihm irgendwie versucht zu sagen: ‚Bitte, bitte, bitte, fahr mich!‘ Er hat mir nur ein Zeichen gemacht, dass ich wo anders hin gehen soll, sodass sie anderen mich nicht sehen.“

Also ging Hassan etwas weiter weg. Aber landete auf der Autobahn.

„Ich bin auf die Autobahn gelaufen mit meiner Tennistasche und Koffer. Dort habe ich dann gewartet. Er kam und hat mich eingesammelt. Wir sind hektisch gefahren und ich war um fünf Minuten vor acht Uhr beim Sign-In.“

Sein Match fand aber erst einen Tag später statt.

„Aber ich war so durch, hatte zwei, drei Satzbälle und habe am Ende 5:7, 0:6 verloren und musste direkt wieder nach Hause fliegen. Das war so hart, aber ich vergesse es nie!“

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Constantin Frantzen – Vom Schneesturm zum Orkan

Der deutsche Doppelspieler Constantin Frantzen studierte zu den Anfängen seiner Karriere am College an der Baylor-University in Texas. Dementsprechend war er häufig zwischen Deutschland und den USA unterwegs.

„Es gab schon viele Flugausfälle“, erinnerte er sich. „Aber einmal, das war krass. Da bin ich zum College geflogen. Los ging’s in München, es war Schneesturm. Wir sind zu spät losgeflogen. Dann kam ich in Philadelphia an und hatte einen Anschlussflug nach Dallas. Den Flug habe ich verpasst und musste dann zwei Tage in Philadelphia verbringen, weil dort nämlich auch ein Sturm war.“

„Ich bin dann zwei Tage später geflogen, wollte nach Dallas und dann mussten wir kurz vorher eine Notlandung machen wegen eines Orkans, der in Dallas gewütet hatte. Dann bin ich dort festgesessen für eine weitere Nacht.“

„Am Ende bin ich dann mit einem Bus gefahren und war 72 Stunden später am College.“

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