Christoph Negritu

Christoph Negritu ist ein Spieler, der seinen Weg auf der Tour mit einem besonderen Mix aus sportlicher Leidenschaft, mentaler Stärke und intellektueller Neugier geht. Der 31-jährigeDeutsche, geboren im bayerischen Dinkelsbühl, befindet sich derzeit auf dem Höhepunkt seiner Tenniskarriere: Platz 273 im Einzel, Platz 115 im Doppel — beides persönliche Bestmarken.

Dass er auf hohem Niveau spielt, ist kein Zufall, sondern das Resultat von Konstanz.

„Der Fokus liegt auf beidem. In der Vergangenheit war es häufiger das Doppel, da ich darin die bessere Platzierung vorweisen konnte. Der Plan war es aber immer, den Einzelwettbewerb nicht komplett liegen zu lassen“, erklärt Negritu am Rande der BRAWO Open in Braunschweig vergangene Woche.

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Starkes Doppelteam, Erfolge im Einzel

Vor allem im Paarwettbewerb konnte Negritu in den letzten Jahren Erfolge feiern. Gemeinsam mit dem Peruaner Alexander Merino gewann er bislang vier Challenger-Titel, zuletzt 2025 auf der Kanareninsel in Teneriffa und im italienischen Barletta. Die Partnerschaft geht dabei weit über sportliche Zusammenarbeit hinaus:

„Besonders stark macht uns eine mentale Stabilität. Wir geben nicht schnell auf und geben immer alles.

Außerdem haben wir einen besonderen Zusammenhalt, da wir ja seit langer Zeit zusammenspielen. Alexander unterstützt mich beim Einzel und verfolgt auch meine Matches. Dann spielen wir gemeinsam Doppel. Das schweißt zusammen und hilft auch in den engen Momenten, wenn man merkt, dass man nicht nur miteinander sondern auch füreinander spielt.

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Kennengelernt haben sich die beiden 2015 bei Future-Turnieren in Tunesien – erst scheiterten sie gemeinsam, dann wuchsen sie als Team. Nach einigen Jahren mit Unterbrechungen, Verletzungen und getrennten Turnierplänen sind sie seit zwei Jahren auf der Tour wieder „unzertrennlich“.

Dass es zuletzt so gut lief, ist auch der harten Arbeit auf kleineren Turnieren zu verdanken:„Unser Ranking ist zwischenzeitlich etwas eingebrochen, konnten uns aber 2024 über die Futures wieder nach oben arbeiten. Unser Tennis wurde immer besser und dann hat es auch auf Challenger-Ebene im Einzel funktioniert. In Japan habe ich dann auch das Finale erreicht.“

Negritu sieht sich aktuell auf einem spielerischen Höhepunkt: „Aktuell spiele ich auf jeden Fall mein komplettestes Tennis“, sagt er.

Japan ist für Negritu ohnehin ein besonderer Ort. In seiner Freizeit liest er gerne MangaComics und ist ein großer Fan des japanischen Baseballstars Shohei Ohtani. Seine Liebe zur Kultur des Landes der aufgehenden Sonne hat ihn immer wieder nach Asien geführt:

„Dass ich mir mit meinem Job solche Träume erfüllen kann, wie z.B. nach Japan zu reisen, ist Wahnsinn. Es war ein einmaliges Erlebnis“, konstatiert er mit glänzenden Augen.

Studium als Plan B

Privat ist Christoph Negritu vielseitig interessiert. Neben dem Tennis hat er an der Universität Tübingen Philosophie studiert:

Nach dem Gang auf die Profi-Tour war es eine gute Abwechslung zum Tennis. Es hat mich auch interessiert, aber mein Hauptaugenmerk lag weiterhin auf dem Tennis. Der Sport sollte der Plan A bleiben, um bei jedem Turnier auch 110 Prozent zu geben.

Seine sprachliche Vielseitigkeit – neben Deutsch spricht er Englisch, Französisch, Rumänisch und inzwischen auch Spanisch – hilft ihm nicht nur auf der Tour, sondern fördert auch den interkulturellen Austausch:

„Alexander hat mir dabei geholfen und ich habe es mir dann auch mehr oder weniger selbst beigebracht. Heute kann ich den Unterhaltungen gut folgen, das Sprechen fällt mir noch ein wenig schwer, aber es wird von Tag zu Tag besser und ich würde in Spanien auf jeden Fall durchkommen“, kommentiert der mit einem Lächeln.

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Negritu schreibt seinem Doppelpartner Merino zu, dass er ihm dabei geholfen hat, fünf Sprachen zu lernen.

Negritu schreibt seinem Doppelpartner Merino zu, dass er ihm dabei geholfen hat, fünf Sprachen zu lernen.

Tennis in die Wiege gelegt bekommen

Seinen sportlichen Weg begann Negritu früh. Bereits mit zwei Jahren schlug er seine ersten Bälle, inspiriert von seiner Mutter, die selbst in der 1. Liga in Nürnberg spielte:

„Mit fünf habe ich meine ersten Turniere gespielt. Meine Eltern haben aber nie Druck aufgebaut. Es hat mir einfach Spaß gemacht.“

Heute lebt Negritu in Rutesheim und trainiert seit Ende 2023 an der TWA Academy in Stuttgart:

Seitdem ich dort trainiere, läuft es auch richtig gut. Die Jungs machen anscheinend einiges richtig (lacht). Es war wichtig für mich, eine Base zu finden, wo ich trainieren kann und mich wohlfühle.

Und wie sehen die Ziele aus?

„Als ich 12 Jahre alt war, habe ich darauf mit einem Sieg in Wimbledon geantwortet. Daran sind wir wohl etwas vorbeigeschrappt“, gibt Negritu lachend zu und schiebt ergänzend hinterher: „Natürlich möchte ich immer noch die großen Turniere spielen und an den Grand Slams teilnehmen, im Einzel und im Doppel. Allerdings versuche ich es entspannt anzugehen und nicht zu verbissen zu sein. Ich möchte weiterhin Spaß am Tennis haben.“