Becker und Zverev bei der WorldChanger x Alexander Zverev Foundation Veranstaltung im Stanglwirt 2024.

„Ich habe die Pressekonferenz live gesehen und mir kamen die Tränen“, sagte Boris Becker über Alexander Zverev. Die deutsche Ikone äußerte sich zum ersten Mal zu Zverevs schmerzlich ehrlicher Pressekonferenz nach seinem Ausscheiden in der ersten Runde von Wimbledon.

„Da hat sich ein Mensch geöffnet und gesagt: ich habe Probleme, ich habe mentale Probleme, helft mir. Ich habe keinen im Umfeld, außer meiner Tochter – und die ist vier Jahre alt –, mit dem ich gerne Zeit verbringe, wo ich lache, wo ich lächle,“ fuhr er in der neuesten Folge des „Becker Petkovic”-Podcasts fort.

Gerade, weil Becker Zverev auch persönlich gut kennt, ist ihm die Situation offenbar sehr nahe gegangen.

Er ist sozusagen ein sportlicher Ziehsohn. […] Mich interessiert erstmal der Mensch Sascha Zverev.

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Für Alexander Zverev war das Aus in Wimbledon 2025 die erste Erstrunden-Niederlage bei einem Grand Slam seit 2019 – ebenfalls in London.

Für Alexander Zverev war das Aus in Wimbledon 2025 die erste Erstrunden-Niederlage bei einem Grand Slam seit 2019 – ebenfalls in London.

Becker habe sich im Anschluss an die Pressekonferenz sofort bei Zverev gemeldet und nachgefragt, ob alles so weit okay sei. „Ich mache mir zum ersten Mal [ein] bisschen Sorgen um seine mentale Gesundheit. Tennis spielen kann er, der wird Turniere gewinnen, der wird ein paar verlieren, aber wie geht's ihm persönlich? Und das ist ein ganz wichtiger Punkt für den Rest seines Lebens.“

Der ausführliche Bericht zu Zverevs Äußerungen: „Fühle mich alleine!“ – Zverev mit ehrlichen Worten über mentale Probleme

Boris Beckers Ratschlag an Alexander Zverev: "Bitte bitte bitte spiele kein Gstaad!"

Und weil Tennis eben nicht alles im Leben sei, hatte Becker eine gut gemeinte Bitte an die deutsche Nummer eins: „Mein Ratschlag wäre: Bitte bitte bitte spiele kein Gstaad. Nimm deine Partnerin Sophia, geh', du hast viel Geld, miete dir ein Boot, fahr' in die Ägäis, mach' Inselhopping, aber bitte komm' wieder menschlich zu dir, damit du auch dann wieder die Kraft hast, auf dem Tennisplatz erfolgreich zu spielen."

Tennis muss jetzt sekundär sein.

Für das ATP-250-Turnier im Schweizer Gstaad (14. – 20. Juli) steht Zverev aktuell noch auf der Meldeliste.

Novak Djokovic über Alexander Zverev: "Er weiß, dass er sich immer an mich wenden kann!"

Aus der Tenniswelt kam zuvor bereits ein prominentes Hilfsangebot: Der Rekord-Grand-Slam-Sieger der Herren — Novak Djokovic — hatte Zverev seine Unterstützung angeboten.

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„Sascha und ich haben ein großartiges Verhältnis“, sagte Djokovic am Rande von Wimbledon 2025. „Ich weiß, dass mentale Gesundheit ein Thema ist, über das in der Tenniswelt bislang nicht viel gesprochen wurde. Aber ich glaube, es verdient mehr Aufmerksamkeit.

Ich bewundere die Spieler, die den Mut haben, sich zu äußern und darüber zu sprechen. Ich wünsche ihm auf jeden Fall alles Gute. Wenn er mich braucht, bin ich für ihn da.

Zverev ist einer der absoluten Vielspieler auf der Tour, in seinem Turnierkalender findet sich kaum eine Pause. Das zu ändern, könnte auch helfen, überlegte Djokovic: „Vielleicht ist er einfach überwältigt von so vielen Turnieren und allem. Vielleicht muss er eine Pause einlegen und seinen Geist erfrischen. Er und seine Familie wissen das am besten. Ich fühle mit ihm mit.“

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Novak Djokovic bietet Alexander Zverev Hilfe an: „Wenn er mich braucht, bin ich da.“

Novak Djokovic bietet Alexander Zverev Hilfe an: „Wenn er mich braucht, bin ich da.“

Gleichzeitig äußerte der Weltranglisten-Sechste großes Verständnis dafür, wie Zverev sich im Moment fühle. „Er weiß, dass er sich immer an mich wenden kann“, bot Djokovic seine Hilfe an – schließlich wisse der Serbe genau, was Zverev durchmacht: „Ich habe das schon oft erlebt, dass man sich leer fühlt oder weniger Freude oder weniger Glück beim Spielen hat. Wenn man auf dem Platz nicht die Ergebnisse erzielt, die man sich erhofft.“

Andrey Rublev fühlt mit Alexander Zverev: "Tennis ist nur der auslösende Moment"

Zwei Kollegen von Zverev, die ebenfalls schon in einer solchen Situation waren und dies auch öffentlich gemacht haben, sind Andrey Rublev und Amanda Anisimova.

Anfang des Jahres erklärte der Russe, dass er unter Depressionen und Angstzuständen gelitten habe. „Es hat nichts mit Tennis zu tun. Tennis ist nur der auslösende Moment", erzählte Rublev nun mit Blick auf Zverev.

Es ist etwas in dir, dem du dich stellen musst.

"Sascha liebt Tennis wirklich. [...] Diejenigen, die es nicht lieben, die Tennis nicht mögen, die sind entspannter. Es ist ihnen egal, weil sie vielleicht andere Prioritäten haben, aber die, die Tennis lieben, bei denen löst das Tennis etwas aus.“

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Auch Rublev stellte in den Raum, dass der deutschen Nummer eins eine Auszeit vom Tennis helfen könnte – aber: „Du sagst Sascha oder jemand anderem, dass er eine Pause machen soll. Es wird schwer für ihn, eine Pause zu machen.“

Beispiel Amanda Anisimova: Eine Auszeit kann helfen

Die US-Amerikanerin Anisimova tat aber genau das, als sie 2023 mit ihrer mentalen Gesundheit zu kämpfen hatte. "Es ist definitiv schwierig“, erinnerte sie sich in Wimbledon 2025. „Ehrlich gesagt braucht es etwas Selbstreflexion, um herauszufinden, was falsch läuft oder wie ich einen Lebensstil schaffen kann, der mir Spaß macht.

Für mich persönlich war es wichtig, Menschen zu finden, denen ich mich anvertrauen konnte und denen ich vertraute. Menschen, mit denen ich reden konnte.

In ihren Worten schwang gleichzeitig ein Ratschlag in Richtung Zverev mit.

"Was Alex über das Gefühl der Einsamkeit gesagt hat ... viele Leute haben damit zu kämpfen, einsam zu sein, vor allem auf der Profi-Tour.“ Ihr persönlich habe die Auszeit vom niemals endenden Profi-Geschäft aber auf jeden Fall geholfen, „weil ich mit einer neuen Perspektive zurückgekommen bin, mich erfrischt gefühlt habe und ich das Gefühl habe, viel über mich selbst gelernt zu haben.“

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Alexander Zverev: "Habe mich noch nie so leer gefühlt!"

Aryna Sabalenka: "Wenn man es für sich behält, wird es einen nur zerstören!"

Mittlerweile spielt Anisimova das beste Tennis ihres Lebens: Sie hat 2025 das WTA 1000 in Doha gewonnen und ist mittlerweile wieder auf Rang zwölf im WTA-Ranking geklettert – so hoch stand sie nie zuvor.

Ähnlich wie Anisimova denkt auch die Weltranglisten-Erste Aryna Sabelenka: „Es ist wirklich wichtig, offen darüber zu sprechen, womit man zu kämpfen hat, […] denn wenn man es für sich behält, wird es einen nur zerstören. Ich glaube, das ist so etwa das, was ihm gerade widerfährt", sagte Sabalenka.

Ich denke, [Zverev] muss sich einfach denjenigen öffnen, die ihm nahestehen.

Welle der Zuneigung für Alexander Zverev auf Social Media

Auf Social Media schwappt der Nummer drei der Welt derweil auch eine Welle der Zuneigung entgegen. Seit seinen Äußerungen über seine mentalen Probleme hat Zverev zwar nichts mehr auf Instagram gepostet, in der Kommentarspalte unter seinem letzten Beitrag sammeln sich aber zahlreiche aufmunternde Kommentare.

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Ein User schreibt etwa: „Nur das beste für dich!!! Du bist ein fantastischer Sportler und ein großes Vorbild. Danke dafür. ❤️“ Auch sind Worte zu lesen wie „Zeit für etwas Ruhe oder gar anderes… Neues... DAS ist DEIN Leben… und davon hat man nur eins 💭“ oder auch „Folge deinem Instinkt, such dir professionelle Hilfe, auf allen Ebenen. Nimm dir eine Auszeit, so lange wie du möchtest.“

Ob Zverev nun tatsächlich eine Auszeit nimmt oder bald schon das nächste Turnier anvisiert, hat der Deutsche noch nicht bekannt gegeben.