Advertising

Iga Swiatek, Aryna Sabalenka, Carlos Alcaraz, Daniil Medvedev, Naomi Osaka und Stefanos Tsitsipas sind nur eine Handvoll Tennisprofis, bei denen in der Vergangenheit bzw. teilweise bis heute, ein Mental-Coach zum engen Trainerstab zählte. Vor allem die Polin Swiatek ist für ihre ausgeprägte Arbeit mit der Psychologin Daria Abramowicz bekannt. Gemeinsam arbeiten beide nicht nur daran, den Stress auf dem Platz für die Weltranglisten-Zweite zu reduzieren, sondern auch gesunde Routinen und Erwartungshaltungen zu entwickeln.

Seit 2019 arbeitet Iga Swiatek mit ihrem Mentalcoach Daria Abramowicz zusammen.

Seit 2019 arbeitet Iga Swiatek mit ihrem Mentalcoach Daria Abramowicz zusammen.

Advertising

Mischa Zverev: "Das ist für mich schlimm, dann übertreibt man wirklich!"

Im Gegenzug gibt es allerdings auch einige Profis und Experten, die die Intensität und Ausführung des Mental-Coaching hinterfragen. Einer von ihnen ist Mischa Zverev, wie er in der 17. Podcast-Episode von Volleys und Tweeners zugibt. „Es ist wirklich ein Riesen-Trend. Mentale Stärke hatten auch die Römer vor zig-tausend Jahren, das ist völlig normal“, sagt Mischa Zverev. „Aber jetzt wird daraus fast Kult gemacht. Teilweise sehe ich Leute sagen: ‚Ich kann mir nicht mal die Zähne putzen, ohne vorher eine mentale Übung gemacht zu haben. Das ist für mich schlimm, dann übertreibt man wirklich.“

Umso passender also, dass Zverev und sein Podcast-Partner Matthias Stach nun gemeinsam mit Michael von Kunhardt, einem Coach und Mental-Experten, in Folge 17 von Volleys und Tweeners diskutieren. Sie stellen sich der Frage: Gehört mentales Coaching mittlerweile genauso zum Tennis wie Vorhand-, Rückhand- und Konditionstraining?

Advertising

Schnell wird klar, alle drei Experten in ihrem Gebiet, haben ihre ganz eigene Meinung. Stach beispielsweise sagt: „Für mich gehört in den heutigen Werkzeugkasten eines Leistungssportlers eben auch der Mann oder die Frau, die sich um das Mentale kümmert.“

Wenn wir heute einen Schlag richtig gut können, heißt es nicht, dass wir den morgen hundertprozentig abrufen können. An diesem Punkt kann mentales Coaching sehr hilfreich sein.

Von Kunhardt stimmt zu: „Ich sehe das genauso, sonst würde ich gegen meinen Job sprechen.“ Dennoch möchte er sich auch unabhängig von seiner Überzeugung sprechen: „Es geht darum, sich weiterzuentwickeln. Der Fehler, der heute immer noch gemacht wird, ist, dass das Thema mentales Coaching häufig mit Problemen assoziiert ist. Das ist jedoch nur ein Teilbereich.“

Von Kunhardt führt aus und spricht dabei Mischa und seinen jüngeren Bruder Alexander an: „So wie ihr eure Schläge und eure Physis kontinuierlich trainiert und entwickelt, so kann man auch den Geist kontinuierlich trainieren und entwickeln.“ Er bringt ein Beispiel: „Wenn wir heute einen Schlag richtig gut können, heißt es nicht, dass wir den morgen hundertprozentig abrufen können. An diesem Punkt kann mentales Coaching sehr hilfreich sein, um Dinge zu optimieren, sich günstiger hinzustellen.“

Weder Alexander noch Mischa Zverev arbeiten aktuell mit einem Mental-Coach. Sascha zählt vielmehr auf die Unterstützung seines Bruders und seines Vaters.

Weder Alexander noch Mischa Zverev arbeiten aktuell mit einem Mental-Coach. Sascha zählt vielmehr auf die Unterstützung seines Bruders und seines Vaters.

Advertising

Manchmal ist es wie eine Schmerztablette.

Grundlegend wehrt sich Mischa Zverev nicht gegen die Arbeit der Coaches, aber er teilt seine Erfahrungen in der Runde: "Ich habe mentales Training gemacht, also Sports Mental Coaching, war beim Psychologen, habe Hypnose gemacht, Atemübungen, weil ich nach dem gesucht habe, was mir fehlt. Ich wusste nicht genau, was mir fehlt und wie ich besser werden kann.“

Dann kommt der 37-Jährige auf Atemübungen zu sprechen: „Am Ende habe ich gemerkt: Es gibt viele Übungen, die ich auch bei anderen Spielern sehe, Atemübungen, Augen zu, Konzentration […]. Manchmal ist es wie eine Schmerztablette. Du hast ein riesiges Problem, tief in dir drin, dann machst du zwei, drei Atemübungen und denkst, damit ist alles gelöst und die Vorhand läuft. Aber im Grunde ist das Problem immer noch da. Damit habe ich ein Problem.“ Was aus seiner Sicht fehlt: Das tiefgründige Kennenlernen der Ursachen, einzelner Beweggründe und der eigenen Person.

Advertising

Grundsätzlich geht es um die Persönlichkeitsentwicklung und wenn wir in der Lage sind, zu akzeptieren, dass wir Dinge besser machen können, dann haben wir auch die Chance, etwas voranzubringen.

„Wenn ich ein tiefsitzendes Problem habe, dann kann ich das nicht mit ein paar Übungen wegkriegen, da bin ich bei dir“, stimmt von Kunhardt dem älteren Zverev-Bruder zu. Er erklärt, wie er selbst als Mental-Experte arbeitet: „Wir haben immer zu gucken: Mit wem habe ich es genau zu tun? Was braucht die Person wirklich? Und dann geht es um den Zeitpunkt, in dem ich mit wem welches Coaching mache, die Übergangsphase der Saison in die Preseason – habe ich Zeit dafür oder bin ich mitten in der Wettkampf-Saison?“

Von Kunhardt ist der Meinung, dass vieles an der Einstellung der jeweiligen Person liegt: „Grundsätzlich geht es um die Persönlichkeitsentwicklung und wenn wir in der Lage sind, uns selbst zu regulieren, zu reflektieren und zu akzeptieren, dass wir Dinge besser machen können, dann haben wir auch die Chance, etwas voranzubringen. Das hängt immer von dem eigenen Interesse ab.“

Schafft es von Kunhardt, Mischa Zverev von Mental-Coaches zu überzeugen? Und welche Tipps gibt der Experte im Umgang mit Selbstvertrauen, Ängsten oder Anerkennung? Das alles gibt es in der 17. Volleys und Tweeners-Folge bei allen gängigen Podcast-Plattformen auf die Ohren. Auf tennischannel.de ist die Episode auch mit Bewegtbild zu sehen.