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Während die meisten Spieler bei der Wimbledon-Qualifikation in Roehampton um den Einzug ins Hauptfeld kämpften, hielt die ATP Challenger Tour in der vergangenen Woche den Sandplatzbetrieb mit zwei Turnieren am Laufen. Fernab der Londoner Rasenplätze entwickelten sich auf der roten Asche packende Ballwechsel und spannende Geschichten.

Marco Cecchinato sicherte sich in spektakulärer Manier den Titel bei der 19. Ausgabe des ASPRIA Tennis Cup – Trofeo BCS in Mailand. Mit einem souveränen 6:2, 6:3-Finalsieg über den topgesetzten Dino Prizmic wurde der 32-jährige Italiener erst der zweite Spieler nach dem Spanier Albert Ramos, der die Trophäe zum zweiten Mal gewinnen konnte.

Der Triumph war nicht nur Cecchinatos erster Titel seit fast drei Jahren, sondern bedeutete auch, dass Italien mit Argentinien gleichzog – beide Nationen stehen nun bei jeweils fünf Turniersiegen und teilen sich damit die Spitzenposition in der Turnierhistorie, die bis ins Jahr 2006 zurückreicht.

Überwältigt von den Emotionen, eilte Cecchinato nach dem letzten Ballwechsel zu seinen Angehörigen, darunter sein Cousin und Coach Francesco Palpacelli sowie weitere Familienmitglieder, um sie innig zu umarmen. Die Wildcard, die ihm von den Veranstaltern gewährt worden war – denen er bei der Siegerehrung herzlich dankte – nutzte der Sizilianer eindrucksvoll. Er blieb die gesamte Woche ohne Satzverlust und präsentierte sich in einer Form, die an seine Zeit in den Top 20 der ATP-Weltrangliste erinnerte.

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Gegen den kraftvollen, aber weniger variablen Prizmic behauptete sich Cecchinato in langen Grundlinienduellen und zeigte sich sogar bei seiner einst wackeligen Topspin-Rückhand stabil. Mit präzisen Stoppbällen und kluger Spielübersicht begeisterte er das Publikum. Der erste Satz wurde durch Breaks im dritten und siebten Spiel entschieden. Im zweiten Satz startete Prizmic stark und ging mit 2:0 in Führung, doch Cecchinato konterte und zog mit einem Break zum 3:2 vorbei.

Beim Seitenwechsel ließ Prizmic seinem Frust freien Lauf und schleuderte sein Racket wütend in die Tasche. Zwar konnte der 19-jährige Kroate noch zum 4:3 seinen Aufschlag halten, doch im dramatischen achten Spiel, welches über 16 Punkte ging und vier Breakchancen beinhaltete, war Cecchinato in den wichtigen Momenten stabil. Er wehrte alle Breakbälle mit mutigem Spiel ab, darunter mit einem spektakuläres Serve-and-Volley beim letzten.

Diese war der Wendepunkt. Cecchinato zerstörte Prizmics Hoffnungen auf ein Comeback und holte sich seinen achten Titel auf der ATP Challenger Tour, den ersten einer möglichen „zweiten Karriere“, wie er selbst sagte.

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„Ich habe mich auf dieses Match wie auf alle anderen vorbereitet. Ich ging mit Selbstvertrauen rein. Ich wusste, dass es eng werden würde, aber ich habe mich auf mein Spiel konzentriert, ohne zu sehr an meinen Gegner zu denken. Ich bin stark ins Match gekommen, war im zweiten Satz wegen der Nervosität kurz unsicher, aber ich bin ruhig geblieben bei den Breakbällen und habe am Ende den Mut gezeigt, den es brauchte“, sagte Cecchinato.

Ich wollte unbedingt gewinnen – dieses Turnier ist mein Heimturnier. Es bedeutet mir sehr viel, hier nach neun Jahren wieder zu triumphieren, vor meiner Familie und vielen vertrauten Gesichtern. Nach zweieinhalb Jahren ohne ein Finale war es emotional sehr herausfordernd. Das hat man mir vermutlich angemerkt.

Mit dem Turniersieg verdiente Cecchinato 12.980 Euro Preisgeld und 75 ATP-Rankingpunkte. In der Weltrangliste verbessert er sich um mehr als 130 Plätze und steht nun wieder knapp innerhalb der Top 300. Noch ist es ein weiter Weg zurück auf sein einstiges Niveau, doch die bessere Platzierung ermöglicht ihm wieder regelmäßige Starts im Hauptfeld von Challenger-Turnieren – sein erklärtes Ziel in den kommenden Monaten. Frei von Verletzungen und mit neuer Leidenschaft für den Sport geht er motiviert in das nächste Kapitel seiner Karriere.

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Prado triumphiert beim Challenger in Lima

In Südamerika sicherte sich Juan Carlos Prado seinen ersten Titel auf der ATP Challenger Tour. Der 20-jährige Bolivianer bezwang im Finale des Lima Challenger den Lokalmatador und an Nummer acht-gesetzten Gonzalo Bueno mit 6:4, 7:5.

Prado, einst Junioren-Weltranglistenerster und Finalist der French Open 2023, setzte sich zuvor gegen den peruanischen Wildcard-Starter Christopher Li, Maximus Jones aus Thailand, den topgesetzten Kolumbianer Nicolas Mejia und Pedro Boscardin aus Brasilien durch.

Im Endspiel nahm Prado seinem Gegner viermal den Aufschlag ab und gewann 54 Prozent aller gespielten Punkte. Nach einer Stunde und 58 Minuten verließ er als Sieger den Platz. Der verdiente Lohn für den jungen Mann aus Santa Cruz waren 8.350 Dollar Preisgeld und 50 ATP-Weltranglistenpunkte.

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Challenger-Tour: Volles Programm auf Sand und Hartplatz

Während sich in Wimbledon alles auf das Highlight der Rasensaison konzentriert, tritt die ATP Challenger Tour keineswegs in den Hintergrund. In dieser Woche stehen drei Sandplatzturniere in Europa sowie ein Hartplatz-Event in den Vereinigten Staaten auf dem Programm – ein klares Zeichen dafür, dass auch jenseits von SW 19 hochklassiges Tennis geboten wird.

🇷🇴 Im rumänischen Brasov geht die zweite Ausgabe des Ion Tiriac Challengers über die Bühne. Topgesetzt ist der Brasilianer Felipe Meligeni Alves, der sich gegen starke Konkurrenz wie Juan-Pablo Ficovich aus Argentinien, Zsombor Piros aus Ungarn und Alvaro Guillen Meza aus Ecuador behaupten muss. Auch der Titelverteidiger Murkel Dellien aus Bolivien ist erneut am Start.

🇮🇹 In Modena in Italien findet ein weiteres Challenger-75-Turnier statt. Der formstarke Spanier Carlos Taberner, Sieger des Emilia-Romagna Tennis Cups in Sassuolo vor zwei Wochen, geht als Topfavorit ins Rennen. Daniel Elahi Galan aus Kolumbien führt die untere Hälfte des Tableaus an. Juan Manuel Cerundolo aus Argentinien und Thiago Seyboth Wild aus Brasilien komplettieren die Top Quartett.

🇫🇷 Im französischen Troyes kämpfen die Spieler beim Internationaux de Tennis de Troyes um 50 ATP-Weltranglistenpunkte. Marco Trungelliti aus Argentinien ist als Nummer 1 gesetzt. Neben ihm zählen der Franzose Calvin Hemery, der Brite Jan Choinski und Timofey Skatov aus Kasachstan zu den Titelanwärtern.

🇺🇸 In Cary, North Carolina beginnt unterdessen der amerikanische Hartplatz-Swing. Beim Cary Tennis Classic, das bereits zum elften Mal stattfindet, ist der Australier Tristan Schoolkate an Position eins gesetzt. Die weiteren Topspieler im Feld sind die Kanadier Liam Draxl und Alexis Galarneau sowie Omar Jasika aus Australien.