Machen sich Hoffnungen auf ihren ersten Wimbledon-Titel: Das deutsche Erfolgs-Doppel Tim Pütz und Kevin Krawietz.

Natürlich sind es absolute Verkaufsschlager auf deutschen Tennisturnieren, wenn Spieler wie Alexander Zverev oder Jannik Sinner zum Aufgebot zählen. Doch mehr und mehr Turniere werben mittlerweile auch früh mit dem deutschen Doppel bestehend aus Kevin Krawietz und Tim Pütz.

Schon fünf Monate bevor das 500er-Turnier am Hamburger Rothenbaum überhaupt startete, verkündeten die Veranstalter: „Unsere Doppel-Champions kommen zurück!“ Immerhin hatten Krawietz und Pütz in den zwei Jahren zuvor gleich zweimal den Titel gewonnen, 2023 und 2024. „Es ist ein Turnier, genauer gesagt ein 500er, in Deutschland. Es stand schon früh fest. Ich weiß nicht, was hätte passieren müssen… Wenn wir in Madrid und Rom gewonnen hätten, wären wir wahrscheinlich trotzdem hergekommen. Es stand nie zur Debatte, hier nicht zu spielen“, erklärte Pütz die Wichtigkeit der deutschen Turniere im Kalender des Duos gegenüber Tennis Channel DE.

Kein Wunder also, dass auch die ATP-Turniere in Stuttgart und Halle ebenfalls früh bestätigten, dass die beiden Top-Ten-Spieler ihre Rasensaison auf deutschem Grund einleiten werden.

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Deutschland im Doppel-Aufschwung: Was ist heute anders?

Aber was ist eigentlich der Grund für das hohe Ansehen, dass das Duo in Deutschland genießt? Und waren Krawietz und Pütz vielleicht sogar die Vorreiter für einige andere deutsche Spieler, die sich nun stärker auf die Doppelkonkurrenz fokussieren?

„Das müsst ihr die anderen Spieler fragen“, schmunzelten beide, als sie darauf angesprochen wurden. „Wir sind ja die Alten, wir haben noch ganz ehrlich angefangen ohne Vorreiter“, lachte Pütz ironisch.

Dann wurde er ernster: „Ich glaube, dass auch mehr und mehr jüngere Spieler diesen Pfad sehen: ‚Ach Mensch, man kann ja auch Tennisprofi auf dem Doppelweg sein und bei diesen ganzen schönen Turnieren mitspielen und ganz gutes Geld verdienen.“

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Kevin Krawietz & Tim Pütz schlugen bereits 2024 bei den Terra Wortmann Open in Halle auf. Auch in diesem Jahr sind sie wieder bei dem 500er-Turnier am Start.

Kevin Krawietz & Tim Pütz schlugen bereits 2024 bei den Terra Wortmann Open in Halle auf. Auch in diesem Jahr sind sie wieder bei dem 500er-Turnier am Start.

Tim Pütz über den Doppeltrend: „Früher gab es das nicht so richtig!“

Er führte fort: „Ich will nicht sagen, dass es früher verpönt war. Aber das gab es nicht so richtig. Selbst als wir angefangen haben, war das in Deutschland nicht so populär.“

Pütz nannte das Beispiel von Philipp Petzschner, ein deutscher Tennisspieler, der 2018 seine Profi-Karriere beendete. „Er hat zwei Grand Slams gewonnen und war trotzdem kein richtiger Doppelspieler in diesem Sinne. Eigentlich hat er Einzel gespielt und nebenher gut Doppel“, erklärt Pütz. Petzschner war 2010 in Wimbledon und 2011 bei den US Open im Doppel erfolgreich, jeweils an der Seite von Jürgen Melzer. Im Einzel gewann er 2008 den Titel in Wien und kletterte auf eine Bestmarke von Weltranglistenplatz 35.

Mit Constantin Frantzen, Hendrik Jebens, Jakob Schnaitter, Mark Wallner, Andreas Mies oder auch Spielern wie Dominik Koepfer, Yannick Hanfmann, Justin Engel und Max Rehberg gibt es zahlreiche deutsche Profis, die regelmäßig in der Doppelkonkurrenz antreten. Frantzen, Jebens, Schnaitter und Wallner sogar fast ausschließlich.

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‚Doppel als Disziplin für gescheiterte Einzelspieler?‘ – So reagieren Krawietz & Pütz

Dass sich dieser Trend zum Doppel hinbewegt und Doppel auch weltweit Aufmerksamkeit bekommt, scheint nicht allen Profis zuzusagen. Der US-Amerikaner Reilly Opelka bezeichnete Doppelspieler in der Vergangenheit als „gescheiterte Einzelspieler“.

Statements wie diesen begegnen Krawietz und Pütz mit einem Augenzwinkern. „In der Essenz hat er recht. Er drückt das dann natürlich sehr gerne ein bisschen inflammatorisch aus. Aber was er sagt stimmt schon“, entgegnete Pütz grinsend. „Inzwischen gibt es vielleicht ein paar, die früher anfangen. Aber aus unserer Generation von Doppelspielern – würde ich sagen – hat jeder erstmal Einzel gespielt“, so der zweifache Vater. Er ergänzte gleich: „Aber das heißt ja nicht, dass es so schlecht ist, wie er es häufig darstellt.“

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Pütz über Erfolge im Doppel: „So einfach ist das nicht!“

Krawietz warf ein: „Du hast im Doppel auch die Chance, gute Einzelspieler zu schlagen.“ Und Pütz knüpfte daran gleich an: „Es ist nicht so einfach, wie die Einzelspieler es manchmal vielleicht denken. […] Man kann auch nicht einfach sagen: ‚So, ich werde jetzt mal Top Ten im Doppel, weil ich im Einzel sowieso so gut bin.‘ Da gehört schon ein bisschen Training und arbeiten dazu.“

In diesem Zusammenhang spielte Pütz auf eine weitere Aussage von Opelka an. „Doppelspieler verkaufen kein einziges Ticket, sie nehmen Trainingsplätze, Physios und andere Ressourcen weg“, kritisierte der US-Amerikaner außerdem.

Pütz entgegnete darauf: „Klar, sind wir nicht so bekannt. Das ist vielleicht sein größtes Problem. Das hat häufig nichts mit dem Tennis-Niveau zu tun, sondern mehr von der Marschroute von oben runter, vielleicht von der ATP.“ Er führt seinen Gedanken weiter aus: „Wenn Doppel bekannter wäre und mehr Leute zugucken würden, würde Opelka vielleicht auch sagen: ‚Guck mal, der Pütz und der Krawietz verkaufen auch ein paar Tickets in Deutschland.‘ Dann hätten wir in seinem Kopf eine Daseinsberechtigung.“

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Top-Doppel: Seit Ende 2022 spielen Pütz & Krawietz nun gemeinsam auf der ATP-Tour. Zuvor zeigten sie ihre Harmonie auf dem Court bereits im Davis Cup.

Top-Doppel: Seit Ende 2022 spielen Pütz & Krawietz nun gemeinsam auf der ATP-Tour. Zuvor zeigten sie ihre Harmonie auf dem Court bereits im Davis Cup.

Mehr Aufmerksamkeit für Doppelspieler in Deutschland

Mindestens in Deutschland scheint diese Kritik aber mehr als unangemessen zu sein. Denn wenn Turniere bereits mit den Namen der Doppelspieler werben, kann man das Interesse an dieser Konkurrenz durchaus bekunden. „In Deutschland ist das der Fall. Da kommen schon viele und kennen uns einfach. Da ist die Promotion besser“, bestätigte Krawietz. „Vielleicht hängt es auch mit dem Davis Cup zusammen“, mutmaßte Krawietz. „Da haben wir das ein oder andere wichtige Doppel gewonnen, was mehr publik war.“

Ein Grund zur Freude also: „Das ist sehr schön, dass in Deutschland das Doppel gepusht wird. Wenn das in anderen Ländern auch so wäre und in diese Richtung geht, wäre es nicht schlecht“, so Krawietz.

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HOT SHOT: Krawietz/Pütz zeigen ihr Können beim Davis Cup-Sieg gegen Israel 

Krawietz/Pütz: Nächste Mission Grand-Slam-Titel?

Im Davis Cup haben beide eine gemeinsame 14:1-Bilanz. Hinzukommen sieben Finalteilnahmen auf der ATP-Tour sowie drei Titel zusammen – darunter die ATP-Finals 2024 in Turin. Krawietz gewann zudem zweimal die French Open an der Seite von Andreas Mies, Pütz holte 2023 gemeinsam mit Miyu Kato den Titel im Mixed in Paris. Was ihnen nun noch fehlt: Ein gemeinsamer Grand-Slam-Titel. 2024 kämpften sie sich schon ins US Open-Finale, unterlagen dort aber Max Purcell und Jordan Thompson. In Melbourne zu Beginn des Jahres spielte sich das deutsche Duo bis ins Halbfinale.

Mit einem Blick auf ihre bisherigen Ergebnisse in Paris lachte Krawietz: „Jetzt müssen wir nur noch zusammen gut spielen, ne?“

Auch interessant: Krawietz über Doppel-Rekord: "Sehe uns als Team!"

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Größter gemeinsamer Erfolg: Kevin Krawietz und Tim Pütz waren bei den ATP Finals 2024 in Turin erfolgreich.

Größter gemeinsamer Erfolg: Kevin Krawietz und Tim Pütz waren bei den ATP Finals 2024 in Turin erfolgreich. 

Kevin Krawietz: „Wir haben das Potenzial!“

In Roland Garros waren die beiden bereits in der zweiten Runde ausgeschieden. Auf dem Rasen in Halle schienen sie sich nun aber wieder besser einzugrooven, nachdem sich Pütz von seinem Sturz auf die Hand etwas erholt hatte. Genau wie im Vorjahr kämpften sich die beiden Deutschen nämlich bis ins Endspiel. Dort treffen sie – ebenfalls genau wie vor zwölf Monaten – auf die Italiener Andrea Vavassori und Simone Bolelli. Nach einer knappen Zwei-Satz-Niederlage haben sie nun am Samstag die Chance auf eine Revanche, bevor sie nach Wimbledon weiterreisen.

Nachdem Krawietz und Pütz im September 2024 das Endspiel in New York erreicht hatten, folgten drei weitere Davis Cup-Siege sowie der Titel bei den ATP-Finals. Auch in diesem Jahr standen sie bereits in zwei Endspielen auf der ATP-Tour. Aber was fehlt nun noch zum großen Coup?

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Krawietz/Pütz: Mit Selbstvertrauen, aber ganz entspannt

„Ich glaube, wir haben das Potenzial. Wir wissen, dass wir jedes Team schlagen können“, ist Krawietz überzeugt. „Aber es ist halt keine Garantie, dass man weit im Grand-Slam kommt.“

Die Taktik des deutschen Erfolgsdoppels: „Wir versuchen einfach ruhig, entspannt und fokussiert unsere Sachen zu machen und eine bestmögliche Leistung abzurufen. Wenn wir es schaffen, können wir weit kommen. Aber Gegner gibt es natürlich auch noch, die uns Steine in den Weg stellen. Die müssen wir wegschieben und dann hoffentlich bei uns bleiben!“