Jule Niemeier @Hamburg 2025

„Eine sehr schwierige erste Jahres-Hälfte“, fasste Jule Niemeier den ersten Teil der Saison für sich knapp zusammen. Die 25-Jährige war vor wenigen Tagen von Bastad in Schweden nach Hamburg gereist, um bei den MSC Hamburg Ladies Open am Rothenbaum anzutreten.

„Es war schwierig, weil ich nicht gut ins Jahr gekommen bin nach Australien. Ich war wieder krank, konnte nicht spielen und es war sehr turbulent“, berichtete sie. Gleichzeitig gab es „einen Umbruch, was Physio und Fitness angeht“, wie sie es bezeichnet. Das machte sich bei der gebürtigen Dortmunderin schließlich auch in den Ergebnissen bemerkbar. Sie musste viele frühe Niederlagen hinnehmen und rutschte in der Weltrangliste aus den Top 100 heraus bis auf Platz Nummer 184, wo sie heute steht.

Zuletzt war sie in der Qualifikation von Wimbledon an ihrer Landsfrau Ella Seidel gescheitert. Wenige Tage später verkündete Niemeier auf Instagram die Trennung von ihrem Coach Michael Geserer, mit dem sie über drei Jahre zusammengearbeitet hatte. „Das war schon schwierig, dadurch, dass Michael und ich uns einfach schon sehr, sehr lange kannten“, sagte sie im Gespräch mit Tennis Channel DE. „Wir haben immer noch eine sehr gute Beziehung und leben beide in Regensburg. Wir haben uns danach noch gesehen und sind im Guten auseinander gegangen.“

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Kurz nach Wimbledon 2025 trennte sich Jule Niemeier von ihrem Coach Michael Geserer, der sie über drei Jahre hinweg begleitet hatte.

Kurz nach Wimbledon 2025 trennte sich Jule Niemeier von ihrem Coach Michael Geserer, der sie über drei Jahre hinweg begleitet hatte.

Nichtsdestotrotz sehnte sich Niemeier nach einer Veränderung und vor allem einer anderen Art von Unterstützung, weshalb sie sich dazu entschloss, mit ihrer besten Freundin als Coach zu reisen. „Das ist jetzt erstmal bis Ende des Jahres so“, erklärte sie. Ihre beste Freundin ist gleichzeitig auch eine ehemalige Tennisspielerin, kennt also das Business aus eigenen Erfahrungen. „Sie ist meine beste Freundin, kennt mich sehr lange und hat selber gespielt. Sie weiß, wie es ist, auf der Tour, bei Turnieren und von zu Hause weg zu sein“, so Niemeier.

Für mich war es wichtig, auch einen emotionalen Support zu haben und nicht in erster Linie einen Super-Coach, der sich voll aufs Tennis draufschmeißt.

Jule Niemeier über mentale Gesundheit: "Eine Balance zwischen Tennis und Leben finden!"

Sich eben diese Hilfe einzufordern und die Bedürfnisse zu erkennen, war für die 25-Jährige allerdings nicht immer leicht. „Ich hatte auch meine Phasen, in denen es mir mental nicht gut ging. Das ist schwierig, weil sehr viel Druck auf einem lastet. Aber ich bin froh, dass ich einen guten Weg gefunden habe“, sagte sie.

Aber wie ist ihr das gelungen?

Man muss offen dafür sein, muss sich öffnen können und über die Dinge reden können, die vielleicht ein bisschen unangenehmer sind – sich Hilfe suchen.

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Sie erklärte: „Für mich war es wichtig, eine gute Balance zwischen Tennis und Leben zu finden. Gerade in unserem Alter zwischen Anfang und Mitte 20 ist es extrem wichtig, dass wir trotzdem unsere Sachen machen, uns mit Freunden treffen und Dinge machen, die normale Leute in unserem Alter auch machen würden. Das gibt einem dann viel Energie – auch fürs Tennisleben.“

Was Niemeier stets gute Laune bereitet, ist Zeit mit der Familie und Freunden. „Zum Beispiel habe ich mich in Zürich mit Freunden getroffen und das Fußballspiel der Damen-Nationalmannschaft geschaut“, berichtete sie. Zu ihren liebsten Aktivitäten zählen zudem: „In die Stadt gehen, mal nach München fahren, viel mit Freunden unternehmen – vor allem, weil die Familie nochmal weiter weg lebt.“

Mit der Klarheit darüber, was ihr gut tut, und ihrer besten Freundin als Unterstützerin will Niemeier jetzt wieder voll angreifen. Das Ranking spielt dabei aber keine Rolle, denn „das würde mich nur unter Druck setzen“, sagte sie. „Jetzt bin ich an einem Punkt angekommen, an dem sich alles beruhigt hat und ich freue mich nun darauf, dass es mal ruhiger ist und ich mich zu 100 Prozent aufs Tennis konzentrieren kann.“

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In Hamburg bekommt sie es gleich zum Auftakt mit der an Position drei gesetzten Dayana Yastremska zu tun. Gegen die Ukrainerin, die derzeit auf Platz 39 der Weltrangliste steht, hatte sie zuletzt im August 2024 bei den US Open in drei knappen Sätzen gewonnen. Deswegen blickt Niemeier auch zuversichtlich auf ihren Auftakt.

Nach Hamburg geht es weiter nach Palermo, zu einem 125er-Turnier. Im August steht dann die Qualifikation bei den US Open an. Erst vor knapp einem Jahr spielte sich Niemeier hier bis in die dritte Runde, 2022 sogar ins Achtelfinale. „Warum ich dort so gut spiele, kann ich selber nicht so ganz beantworten“, lachte sie. „Die Stadt ist sehr schön, sehr abwechslungsreich und sehr wild“, sagte sie schmunzelnd. „Länger als maximal zwei Wochen kann ich da nicht sein, das ist einfach zu viel. Aber es ist ein schönes Grand-Slam-Turnier, deutlich unterschiedlich im Vergleich zu den anderen, aber jedes Mal eine tolle Erfahrung.“