Arnaldi besiegt Djokovic Analyse: Zu Novaks letzter Niederlage in Madrid

Advertising

Alexander Bublik ist ein Charakterkopf, ohne Frage. Der Kasache polarisiert wie kaum ein zweiter im Tenniskosmos – sei es mit regelmäßigen Aufschlägen von unten oder mit Aussagen wie zum Beispiel jener aus 2020, dass er Tennis eigentlich hasse und den Sport nur des Geldes wegen betreibe. Nun hat er mit einer Bemerkung beim Seitenwechsel im Achtelfinale der Madrid Open gegen Jakub Mensik mal wieder für Aufsehen gesorgt.

Vor fünf Jahren war es super einfach, Tennis zu spielen.

Im Duell mit dem Champion der Miami Open war Bublik nach 44 Minuten Spielzeit sichtlich ratlos und begann, mit Stuhlschiedsrichter Mohamed Lahyani zu plaudern:

„Mohamed – erinnerst du dich daran, als Tennis einfach war, ja? So vor fünf Jahren war es super einfach, Tennis zu spielen, huh? Ein paar x-beliebige Leute in den Top 50, die sich kaum bewegten. Jetzt ist dieser Typ noch nicht einmal Top-5. Noch nicht einmal Top-10. Was zum F* ist das?!?

Advertising

Die Wortwahl inklusive Kraftausdruck mag für manch einen Tennisfan zwar gewöhnungsbedürftig sein – alleine steht Bublik mit seiner Meinung, dass es auf der ATP-Tour früher einfacher war, gute Ergebnisse zu erzielen, aber bei weitem nicht.

Heutzutage mehr „Tiefe“ auf der Tour als früher

Einer, der das wissen muss, ist die deutsche Nummer eins Alexander Zverev. Er hat 2016 den Durchbruch in die Top 50 geschafft und sie seitdem nie wieder verlassen. In Madrid darauf angesprochen, ob es heutzutage einfacher sei, in die Top-10 vorzudringen, als früher, hatte der Hamburger eine klare Meinung: „Nein, definitiv nicht. Es ist viel schwieriger. Die Tiefe der Spieler ist viel größer.“

„Ich schlafe gerne!“ Zverev über Rituale vor dem Spiel

Advertising

Dabei erinnerte der Deutsche sich an das erste Mal, als er den Sprung unter die besten zehn Spieler der Welt geschafft hatte: „Das war vor acht Jahren. Ja, die Top-10 waren sehr stark, und wir hatten die vier besten Spieler der Welt mit Novak, Rafa, Roger, Andy, Stan, […] del Potro und all diese Typen, aber das Level von den Plätzen, ich würde sagen zehn bis 20 und dann 20 bis 30, war viel geringer, als es jetzt ist.“ Die absoluten Spitzenspieler seien damals „unglaublich“ gewesen, dafür sei auf der Tour heute die „Tiefe“ der Spieler viel größer.

Frances Tiafoe: "Allzeit-Hoch" auf der ATP-Tour

Exakt dieser Meinung ist auch Frances Tiafoe. Die Sportskeeda zitierte den US-Star erst im vergangenen Monat, dass die Tour heute „Wahnsinn“ sei: „Ich bin schon seit langer Zeit auf der Tour und die Tiefe im Spiel ist auf einem Allzeit-Hoch.“ Dabei sei es laut Tiafoe vor allem die Mischung aus verschiedenen Spielertypen, die die Herren-Turniere aktuell so knifflig mache. „Es gibt alte Spieler, die immer noch dabei sind. Es gibt junge Spieler, die […] versuchen, ihren Weg auf die Tour zu finden, und dann gibt es die Top-Spieler, die versuchen, um ihr Leben zu kämpfen.“

Advertising

Zu den „alten Spielern, die immer noch dabei sind“, zählt der französische Routinier Gael Monfils, der im Spätsommer seiner Karriere aktuell einen zweiten Frühling zu bekommen scheint. Anfang des Jahres gewann der 38-Jährige in Auckland seinen 13. Karrieretitel. Der Franzose ist drei Jahre nach Rafael Nadal und ein Jahr nach Novak Djokovic Profi geworden und hat dementsprechend am eigenen Leibe miterlebt, was es bedeutete, zu den Hochzeiten der Big-3 auf der ATP-Tour unterwegs gewesen zu sein.

Gael Monfils: "Die Tour ist super professionell geworden"

Doch auch Monfils gab im vergangenen Monat im Gespräch mit Tennis Majors zu, dass die Tour heutzutage kompetitiver sei als je zuvor. „Ich denke, die Tour ist, selbst außerhalb der Top 250, super professionell geworden. Die Leute, die bei den Futures spielen, sind sehr stark. Wenn du einen schlechten Tag hast, ist es wirklich hart, egal wer du bist.“ Dass es aktuell auf der ATP-Tour relativ viele überraschende Sieger gibt, die auf ihrem Weg bis tief in die Turniere hinein auch zahlreiche gesetzte Spieler ausschalten, liege also nicht daran, dass die Top-Spieler nachgelassen haben, sondern daran, dass es einfach mehr gute Spieler gebe. „Viele Spieler außerhalb der Top 100, die in diesem Jahr in die Top 100 kommen, gewinnen viele Matches. Das hat nur verstärkt, dass jeder super wettbewerbsfähig ist.“

Familie Ruud im Generationenvergleich

Schon vor zwei Jahren zog Casper Ruud am Tennis Channel Desk in Rom den Vergleich zwischen dem Tennis auf der Tour heute mit dem Tennis auf der Tour vor ein paar Jahren – unter anderem kommt dieses Thema im Hause Ruud offenbar immer wieder zur Sprache. Dort gibt es schließlich die interessante Konstellation, dass sich mit Casper und seinem Vater Christian zwei verschiedene Generationen von Tennisspielern über die unterschiedlichen Level auf der Tour unterhalten können. Ruud Senior erreichte sein Karrierehoch Mitte der Neunzigerjahre.

Advertising

Ruud Junior erzählte aber auch am Beispiel von Toni Nadal, wie sehr sich die Tour gewandelt hat – und vor allem stärker geworden ist. Ruud bekam über sein Training an der Rafa Nadal Academy von den Erfahrungen von Toni mit, der zu der Zeit dort als einer der Chefcoachs arbeitete und außerdem Felix Auger-Aliassime im Tenniszirkus begleitete. Ruud zufolge war Toni von der Qualität heutzutage überrascht: „Er erzählte mir, wie die Tiefe des Herren-Tennis in diesen Tagen wirklich groß ist. […] Du hast nicht nur zehn Leute, die spielen können, oder 15 oder 20, die großartig spielen können. Du hast 80 bis 100 Leute, die an jedem beliebigen Tag so gut spielen können. Ich finde, das ist aufregend!“

Madrid Open 2025: Das perfekte Beispiel für die aktuelle Tiefe auf der Tour

Wie aufregend das sein kann, zeigen die aktuell laufenden Madrid Open: Die Viertelfinals sind in der Theorie die Runde, in der die acht Topgesetzten aufeinandertreffen müssten – tun sie aber nicht. In der oberen Hälfte hat kein einziger von ihnen das Viertelfinale erreicht: Zverev (an eins gesetzt), Taylor Fritz (an drei gesetzt), Andrey Rublev (an sieben gesetzt) schieden frühzeitig aus. Holger Rune (an acht gesetzt) musste in der ersten Runde aufgeben.

Hier geht’s zum vollständigen Turnierbaum: Mutua Madrid Open 2025

In der unteren Hälfte könnten die Topgesetzten dasselbe Schicksal erleiden: Nur Jack Draper (an fünf gesetzt) und Alex de Minaur (an sechs gesetzt) stehen noch im Achtelfinale mit Chance auf einen Platz im Viertelfinale. Carlos Alcaraz (an zwei gesetzt) musste verletzungsbedingt zurückziehen, Novak Djokovic (an vier gesetzt) scheiterte in seinem ersten Match in Madrid.

Mehr lesen: Berichte bestätigt: Carlos Alcaraz sagt Madrid kurzfristig ab

Dieses Turnier ist ein weiterer Beweis dafür, wie groß die „Tiefe“ an Spielern auf der Tour aktuell ist – wie viele von ihnen es selbst sagen. „Aufregend“ – wie Ruud es formulierte – beschreibt die aktuelle Situation der ATP-Tour also wohl tatsächlich ziemlich gut.

Oder wie es Bublik ausdrücken würde: „Was zum F*?!?“