Swiatek vs. Sabalenka: Das Giganten-Duell im Roland-Garros-Halbfinale

Seit über drei Jahren kennt die WTA keine andere Nummer eins mehr als Aryna Sabalenka oder Iga Swiatek. Nun treffen die beiden Tennis-Gigantinnen der letzten Jahre im Halbfinale von Roland Garros aufeinander. Der direkte Vergleich – gerade auf Asche – spricht eindeutig für Swiatek. Die Polin hat seit ihrem vierten French-Open-Titel im vergangenen Jahr allerdings kein Finale mehr erreicht und blickt auf ein für ihre Verhältnisse schwache Saison zurück. Sabalenka strotzt derweil als aktuelle Nummer eins der Welt und amtierende Titelträgerin von einem Grand Slam und gleich vier WTA-1.000-Turnieren nur so vor Selbstbewusstsein. Die Vorschau auf ein packendes Halbfinale in Roland Garros.

Für die beiden Spielerinnen wird es das erste Aufeinandertreffen in Roland Garros sein, das erste Aufeinandertreffen in diesem Jahr – und das erste Aufeinandertreffen, seitdem die beiden sich besser kennengelernt haben: „Vorher gab es keine Kommunikation, kein Training mit ihr, aber jetzt wird es besser. Wir kommen besser miteinander aus und trainieren häufiger, und wir kennen uns ziemlich gut“, offenbarte Sabalenka in Paris vor dem großen Halbfinal-Showdown der beiden.

"A different type of serve tonight 😉": Annäherung durch gemeinsames TikTok

Selbst wenige Tage vor dem Sandplatz-Major in diesem Jahr trafen sich Sabalenka und Swiatek noch auf dem Trainingscourt, um sich warm zu spielen für das Turnier. „Es ist immer toll, mit Aryna zu trainieren. Sie gibt einem einen super Rhythmus, und das Training hat immer eine gute Qualität, also war es großartig“, erzählte Swiatek von diesem Treffen auf dem Übungsplatz.

Wie es zu dieser Annäherung kam, wo die beiden vorher doch so eine verbitterte Rivalität hatten? „Ich glaube, alles fing damit an, dass ich einfach auf sie zu ging und sie fragte, ob sie bei den WTA Finals in Riad ein TikTok machen würde. Seitdem dachten wir: Okay, vielleicht können wir kommunizieren, wir können gut zueinander sein, wir können manchmal trainieren“, erzählte Sablenka mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Ich glaube, das war der erste Schritt zu einer besseren Beziehung.“

Auf der offiziellen Tour war die Beziehung zwischen den beiden bis dato definitiv besser für die Polin. Sie hat gegen Sabalenka bislang doppelt so viele Matches gewonnen wie verloren, ihre Bilanz steht bei 8:4. Auf Asche sieht’s mit 5:1 sogar noch besser aus. Außerdem ist es keine Neuigkeit, dass Swiatek sich im Stade Roland Garros pudelwohl fühlt, der Court Philippe-Chatrier ist ihr zweites Wohnzimmer.

Sie blickt aktuell auf eine Serie von 26 Matchsiegen in Roland Garros in Folge zurück. Swiatek strebt in diesem Jahr ihren insgesamt ihren fünften Titel an und den vierten in Folge. Maria Sakkari im Viertelfinale 2021 und Simona Halep im Achtelfinale 2019 waren die einzigen beiden Spielerinnen jemals, die Swiatek in Roland Garros bezwingen konnten. 40:2 lautet bislang die atemberaubende Bilanz Swiateks bei den French Open. Weniger Spiele, um auf 40 Matchsiege in Paris zu kommen, brauchte nur der König der Asche Rafael Nadal selbst.

Sabalenka oder Swiatek – Wer ist die Favoritin?

Geht Swiatek also als klare Favoritin in die Partie gegen Sabalenka? Diese Zahlen würden es vielleicht vermuten lassen. Stimmen tut das trotzdem eher nicht. Denn Swiateks Tennisjahr seit ihrem letzten Titel in Roland Garros 2024 ist für ihre Verhältnisse eher mau gelaufen. Bis in den Herbst hinein stand sie zwar noch an der Spitze der Weltrangliste. Seitdem ist sie aber abgerutscht auf Rang fünf. Das ist die logische Konsequenz daraus, dass sie in dieser Zeit keinen neuen Pokal in ihren Trophäenschrank stellen konnte, nicht einmal ein Finale hat sie seitdem erreicht.

Für Sabalenka hätte die Karriere dagegen im letzten Jahr besser kaum laufen können. Im Oktober 2024 übernahm sie das Zepter der Weltrangliste von Swiatek und ließ sich bis heute nicht mehr von der Spitze verdrängen. Vielmehr bestätigte sie sogar ihre bestechende Form: Im gleichen Zeitraum, in dem Swiatek kein Endspiel erreichte (in der Zeit nach Roland Garros 2024 bis heute), stand Sabalenka neunmal in einem Finale. Sechs davon gewann sie, darunter die US Open 2024 und die WTA-1.000-Turniere in Cincinnati 2024, in Wuhan 2024, in Indian Wells 2025 und in Madrid 2025.

In Roland Garros stand Sabalenka zwar noch nie im Endspiel (bestes Ergebnis: Halbfinale 2023) – in diesem Jahr scheint sie sich aber so wohl auf Asche wie nie zuvor zu fühlen. In Madrid holte sie sich den Titel auf Asche, in Stuttgart stand sie im Finale – und beim aktuellen Roland-Garros-Turnier stürmte sie nur so bis ins Halbfinale. Keinen einzigen Satz hat Sabalenka bislang abgegeben, nach fünf Matches stand sie insgesamt nur 7:15 Stunden auf dem Platz. Zum Vergleich: Bei Swiatek waren es 1:47 Stunden mehr.

Vieles spricht also für Sabalenkas erste Finalteilnahme in Paris. Am Donnerstag ist es dann so weit: Das nächste Kapitel der Rivalität zwischen Sabalenka und Swiatek steht an. Der Court Philippe-Chatrier ist in der Geschichte der beiden noch ein unbeschriebenes Blatt.