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„Leider ist das Doppel manchmal ein bisschen im Hintergrund“, meinte Hendrik Jebens im Interview mit Tennis Channel DE im Juni 2025. Dennoch ist der 30-Jährige vielen Tennisfans in Deutschland ein Begriff. In den vergangenen Jahren kämpfte er sich Stück für Stück in der Weltrangliste nach oben und erzielte starke Ergebnisse in der Doppelkonkurrenz.

Insgesamt gewann er acht Challenger-Titel, sieben davon mit seinem Ex-Partner Constantin Frantzen. Hinzu kommen vier Endspiele auf der ATP-Tour. Erst im Juli 2025 erreichte er mit seinem neuen Partner Albano Olivetti aus Frankreich in Gstaad das Endspiel, zwei Wochen später folgte ihr erster gemeinsamer Titel beim Challenger-Turnier in Hagen.

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Hendrik Jebens: "Unser Leben ist sehr kurzfristig!"

Seit der Trennung von Frantzen zu Beginn der Saison trat Jebens häufig mit wechselnden Partnern an. „Das ist eigentlich schade und die meisten von uns würden lieber fest mit Leuten zusammenspielen“, erklärte Jebens. Auf die Frage, warum es immer wieder zu Wechseln kommt, sagte er: „Man kommt irgendwann an einen Punkt, an dem man gerne in die größeren Turniere reinkommen möchte. Dann trennen sich viele, weil man es gemeinsam nicht schafft.“

Als Beispiel nennt er die kurzzeitige Partnerschaft mit Robin Haase: „Wir haben uns super verstanden, super gespielt und ich habe viel von ihm gelernt. Immerhin ist er sehr erfahren. Aber leider wären wir nicht in jedes Turnier zusammen reingekommen. […] Dadurch, dass es nur wenige Plätze gibt und das Einzelranking bei der Meldung auch zählt, kommt es halt zu vielen Wechseln – auch wenn es besser wäre, wenn das nicht so wäre.“

Ein weiteres Problem sei die Kurzfristigkeit der Sportart. „Im Tennis kann man nicht so planen“, erläuterte Jebens.

Immer Montag bis 18 Uhr melden wir die Turniere für die nächsten zwei Wochen. Wenn mein Doppelpartner dann kurzzeitig mit jemand anders spielt und das passt, spielen sie vielleicht in Zukunft auch weiter zusammen. Unser Leben ist also sehr kurzfristig.

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Hendrik Jebens: "Bin immer dran geblieben!"

Hendrik Jebens: "Das ist ein schleichender Prozess!"

Mit Olivetti hat Jebens nun einen Partner gefunden, mit dem er einen Großteil der Turniere bestreitet. „Schon im März hatten wir in Miami zusammengespielt und uns gut verstanden. Für die Rasensaison hatten wir uns dann wieder gefunden.“ Ihr Erfolgsrezept beschreibt er so: „Wir sind beide sehr aufschlagstark und das ist natürlich der wichtigste Schlag im Tennis.“

Aktuell belegen beide Spieler Plätze in den Top 100: Jebens auf Rang 81, 36 Plätze unter seiner Bestmarke aus dem August 2024, Olivetti auf Platz 69. Zwar können sie teilweise bei Grand-Slam- oder ATP-Turnieren antreten, eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht. Deshalb weichen sie häufiger auf die Challenger-Tour aus, um Punkte zu sammeln und Spielpraxis zu erhalten.

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„Auf der Challenger-Tour sind meist die jungen oder aufstrebenden Spieler. Auf der ATP-Tour sieht man dann die Etablierten“, sagte Jebens. Seine ersten Auftritte auf der ATP-Tour sind ihm bis heute im Gedächtnis: „Wir waren in Frankreich und auf einmal sind Gael Monfils und Gilles Simon in der Umkleide. Man trifft Novak Djokovic oder sitzt in Australien zwischen Alcaraz, Sinner und Zverev. Das ist ein anderes Feeling.“

Heute ist Jebens an solche Begegnungen gewöhnt und zählt selbst zu den bekannten Gesichtern im Tenniszirkus. Einen einzelnen Moment, in dem er das Gefühl hatte, wirklich angekommen zu sein, kann er jedoch nicht benennen: „Bei einem Challenger hatte ich mich mal zusammen mit Feliciano Lopez eingeschlagen. Das war schon ein Wow-Moment. Dann spielt man in Wimbledon, schlägt ein paar namhafte Leute. Und auch das zweite Mal in Paris war immer noch etwas Besonderes. Aber ich würde sagen, das ist ein schleichender Prozess.“

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Hendrik Jebens erreichte mit Weltranglisten-Platz 45 2024 seine bisherige Bestmarke im Doppel.

Hendrik Jebens erreichte mit Weltranglisten-Platz 45 2024 seine bisherige Bestmarke im Doppel.

Hendrik Jebens über sein eigenes Online-Business

Vielmehr konzentriert sich der gebürtige Stuttgarter auf sich und sein Spiel – immer mit Blick auf sein Umfeld: „Auf der ATP-Tour ist das Level und die Konstanz höher. Da darf man im Match nie nachlassen. Bei einem Challenger-Turnier lassen die Gegner vielleicht minimal nach, dafür sind sie aber hungriger. Da wird um alles gekämpft.“

Jebens investiert viel Zeit und Energie in sein Metier. Neben der Profikarriere hat er sich ein eigenes Online-Business als Coach aufgebaut: „Vor zwei Jahren hatten Julian und ich die Idee, Tennistipps an Spieler zu geben – nicht an Profispieler, sondern an die breite Masse, ein großes Spektrum von Anfängern bis Turnierspieler.“

Seitdem veröffentlicht er regelmäßig Reels auf Instagram und längere Formate auf YouTube. Neben Trainingstipps und Blog-Artikeln gibt er seinen Followern Einblicke in sein Leben als Profi. „Vieles davon ist komplett gratis, und wir geben uns viel Mühe. Auf die Videos werde ich teilweise mehr angesprochen als auf mein Doppelspiel“, sagte er lachend. „Ich war dieses Jahr in der Dominikanischen Republik und in Neuseeland, da sprechen mich die Leute dann an, Kinder mit ihren Eltern, und erzählen, dass sie meine Videos kennen.“

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Hendrik Jebens: "Ich habe die Kurve geschafft!"

Welches Ziel verfolgt Jebens mit seinem Content? „Als Tennisprofi sammelt man so viel Wissen, das man schon weitergeben möchte. Auch nach der Karriere ist das für mich ein guter Ausgleich.“ Vor allem jungen Spielerinnen und Spielern möchte er etwas mitgeben:

Ich war nie das größte Talent, aber ich bin immer drangeblieben, war immer sehr professionell. Man muss den Glauben und den langen Atem haben.

Er verweist auf seine eigene Laufbahn: „Superstars wie Zverev oder Fritz haben das auch, das ist eine Grundvoraussetzung. Aber ich glaube, ich bin ein gutes Beispiel, weil ich über College-Tennis gekommen bin. Im Einzel lief es nicht so gut, aber ich habe die Kurve geschafft. Und man sieht, dass es sich doch auszahlen kann.“

Gleichzeitig betont er: „Ob es dann im Tennis sein muss, ist die andere Frage. Das ist in allen Belangen gut. Auch wenn wir über Social Media sprechen, hat es eine Weile gedauert, bis es funktioniert hat. Also immer dranbleiben.“

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Natürlich behält Jebens sein Ranking im Auge und will sich weiter auf der ATP-Tour verbessern: „Erstmal würde ich gerne alle Grand Slams spielen. Man setzt sich natürlich immer Ziele vom Ranking her. Jeder will ganz oben sein, die größten Turniere spielen und da nicht nur dabei sein, sondern natürlich auch gewinnen.“

Während seiner Profi-Karriere hat er nicht nur Tipps weitergegeben, sondern selbst viel gelernt: „Ich habe gemerkt, dass alles in Wellen kommt. Deswegen habe ich ein paar Fokusse gesetzt, wie ich mich spielerisch verbessern will. Da hat sich über die Jahre gezeigt, dass die Resultate dann von alleine kommen.“