Giovanni Mpetshi Perricard @BOSS OPEN 2025 Stuttgart

Er ist eine absolute Erscheinung: Zwei Meter und drei Zentimeter groß, breit gebaut und mit einem fast schon raren Spielstil auf der Tennis-Tour. Die Rede ist von Giovanni Mpetshi Perricard. Gerade mal 21 Jahre ist der Franzose jung, dabei wirkt er durch seine Veranlagung und seinen aggressiven Spielstil schon deutlich älter.

Perricard verkörpert genau das, was viele Profis aus älteren Tagen auf dem Platz präsentiert haben: Ein anschauliches Serve-and-Volley-Spiel inklusive der einhändigen Rückhand. Erst donnert der 21-Jährige einen ersten Aufschlag mit durchschnittlich über 210 km/h ins Feld, bevor er zügig den Weg ans Netz sucht.

Die perfekte Voraussetzung also für die Rasensaison. Denn hier werden häufig die mutig spielenden Profis belohnt – je unorthodoxer, kürzer und vielfältiger die Ballwechsel gestaltet sind, desto besser.

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Aufschlag-Riese: Der 2,03 Meter große Franzose glänzt mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von über 210 km/h beim ersten Aufschlag.

Aufschlag-Riese: Der 2,03 Meter große Franzose glänzt mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von über 210 km/h beim ersten Aufschlag.

Mpetshi Perricard: "Spieler wie ich sind für die Gegner ziemlich kompliziert!"

Perricard startete gleich nach Roland Garros in die Rasensaison und bestritt sein erstes Gras-Turnier bei den BOSS OPEN in Stuttgart. „Es ist gar nicht so leicht, sich umzustellen“, gestand er im Gespräch mit Tennis Channel DE. Der Grund dafür: „Es gibt nicht so viele Rasenplätze in Frankreich, nur ein paar in der Nähe von Paris, auf denen wir versucht haben, so viel wie möglich zu spielen. Meistens trainieren wir aber auf Hartplatz.“

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Auch wenn der Start des Franzosen in die Rasensaison ausbaufähig war, bringt er mit seinem Spielstil die perfekte Veranlagung für den grünen Untergrund mit – wie er vor genau einem Jahr unter Beweis stellte, als er als Lucky Loser ins Achtelfinale von Wimbledon einzog. Auf seinem Weg dorthin bezwang er den gesetzten Sebastian Korda sowie Yoshihito Nishioka und Emil Ruusuvuori.

„Der Belag ist sehr schnell, also gibt es nicht so viele Rallies. Es ist schwierig, sich an der Grundlinie gut zu bewegen. Spieler mit einem Spielstil, wie ich ihn habe oder Struff oder Berrettini, sind für die Gegner ziemlich kompliziert“, erklärte er. „Deshalb ist dieser Untergrund für Spieler wie uns gemacht.“

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Mpetshi Perricard: Mit maximal zwei, drei, vier Schlägen zum Sieg?

Wie aber hat Perricard diesen einzigartigen Spielstil entwickelt? „Das war nicht wirklich natürlich“, sagte er gegenüber Tennis Channel DE. „Wisst ihr, ich war dieser Typ Spieler, der von der Grundlinie aus versucht hat, die Bälle ins Feld zu hämmern.“

Doch er merkte schnell, dass es auch anders geht. „Dann habe ich realisiert, dass ich nicht den Körper eines normalen Menschen habe“, blickte er zurück.

Ich musste also lernen, mit meinen Stärken zu spielen – mit meiner Größe zum Beispiel. Also habe ich verstanden, dass ich diese Art Spieler sein werde, der maximal zwei, drei, vier Schläge macht.

Zwar ist Perricard ein absolut offensiver und aggressiver Spieler, dessen Spielstil auch nur mit diesen Eigenschaften Erfolg bringen wird. Wenn man sich aber mit dem 21-Jährigen unterhält, merkt man: Die massive Stärke begrenzt sich auf seinen Auftritt auf dem Tennisplatz. Dort beschreibt er sich selbst mit den Worten „stark“, „Aufschlag“ und „schnell“.

Wenn er aber neben dem Platz spricht, ist er ruhig, besonnen, fast schon etwas schüchtern. Dementsprechend fällt auch seine eigene Einschätzung über sich aus: „Als Person würde ich mich als groß, freundlich und großzügig beschreiben“, schmunzelte er verlegen.

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Übrigens: In der Familie Mpetshi Perricard ist er nicht das einzige Tennis-Talent. Denn auch seine fünf Jahre jüngere Schwester Daphnee befindet sich in den Startlöchern ihrer professionellen Tenniskarriere. Erst in Roland Garros erhielt die 16-Jährige eine Wildcard für die Qualifikation, wo sie einen Sieg einfahren konnte. „Das bedeutet mir so viel. Sie schlägt sich toll und gibt ihr Bestes. Aber um ehrlich zu sein, sprechen wir nicht so viel über Tennis. Unser Vater ist sehr in unser Tennis-Projekt involviert, also spricht er mit ihr“, erzählte er.

Wie bei vielen anderen Geschwistern auch, reizt ihn aber nach wie vor der direkte Vergleich: „Ich will unbedingt wieder mit ihr spielen, um zu sehen, ob ich immer noch einen Satz gewinnen kann“, lachte der ältere Bruder.

Doch in Wimbledon ist seine jüngere Schwester nun nicht vertreten. Also muss der direkte Vergleich noch etwas warten.

Um seine Punkte aus dem Vorjahr allerdings zu verteidigen, muss Giovanni Mpetshi Perricard einige Herausforderungen meistern. Denn in der ersten Runde trifft er auf den Stuttgart-Sieger und Weltranglisten-Fünften Taylor Fritz.

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