Ein zaghafter Jubel: Eva Lys freute sich, als sie ihr erstes Spiel gegen Iga Swiatek holte.

Es war das Märchen schlechthin bei den Australian Open 2025. Eva Lys, eigentlich schon in der finalen Qualifikationsrunde ausgeschieden, bekam als Lucky Loserin eine zweite Chance und durfte im Hauptfeld starten. Und dann räumte sie so richtig ab, besiegte erst Kimberly Birrell, dann Varvara Gracheva und schließlich Jaqueline Cristian, um als erste Lucky Loserin in der vierten Runde in Melbourne zu stehen und sich gleichzeitig ein Duell mit Iga Swiatek auf dem Centre-Court zu sichern.

„Das war bislang die schönste Woche meiner Karriere“, sagte Lys über ihren Lauf im Melbourne Park. Doch sie konnte sich nicht nur über ihr gutes Tennisspiel in dieser Woche freuen, sondern schlussendlich auch über mehr als 250.000 Euro Preisgeld und einen Platz in den Top 100.

Wie man in Australien bereits feststellen konnte: Eva Lys ist eine aufgeschlossene junge Frau, die die ein oder andere Geschichte zu erzählen hat und auch eine klare Kante zeigt. Ein Grund mehr, die gebürtige Hamburgerin genauer vorzustellen.

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Eva Lys im Steckbrief

Name: Eva Lys

Geboren: 12. Januar 2002 in Kiew, Ukraine

Aktueller Wohnort: Hamburg, Deutschland

Nationalität: Deutsch

Größe: 1,65 Meter

Profi seit: 2021

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Volle Unterstützung: Vater Vladimir und Mama Maria Lys feuern ihre Tochter Eva bei den French Open 2024 an.

Volle Unterstützung: Vater Vladimir und Mama Maria Lys feuern ihre Tochter Eva bei den French Open 2024 an.

Eva Lys: Eine klare Familienangelegenheit

Bereits mit zwei Jahren hielt Eva Lys zum ersten Mal einen Tennisschläger in der Hand. Den hat sie quasi von ihrem Vater in die Wiege gelegt bekommen. Den Vladimir Lys ist ein ehemaliger Davis Cup-Spieler für die Ukraine. Bis heute coacht er seine Tochter und reist mit ihr um die Welt.

Auch Mama Maria, die Juristin ist, begleitet ihre Tochter zu zahlreichen Turnieren, genau wie Evas jüngere Schwester, Isabella, die sich auch als kleines Highlight in Lys‘ Instagram-Feed entpuppte.

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Von ihrer vier Jahre älteren Schwester, Lisa Matvyienko, die einen anderen Vater hat als Eva und daher einen anderen Namen trägt, hat Lys sich viel abgeschaut. Denn auch Matvyienko war auf der Profi-Tour aktiv und früh in Deutschland erfolgreich. Sie war quasi die Vorreiterin in der Familie, entschied sich aber 2021 dazu, den Tennisschläger beiseitezulegen und Jura zu studieren.

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In elitärem Umfeld

Bereits seit 2021 lassen sich Lys und ihre Familie von Sandra Reichel, der Turnierdirektorin der Damen-Events in Hamburg und Linz, beraten. Reichel steht Lys mit ihren Erfahrungen im Profi-Zirkus nicht nur als Vertrauensperson zu Verfügung, sondern unterstützt die 23-Jährige auch bei der Sponsoren- und Partnersuche sowie finanziell.

Am 14. Januar gab „Evolve“, die Agentur von Naomi Osaka, bekannt, dass sie von nun an auch Eva Lys vertreten werde. Neben Lys zählen auch Aryna Sabalenka, Anna Kalinskaya und Nick Kyrgios zu den „Talenten“ der Management-Firma.

Wie Lys selbst berichtete, sei die Agentur bereits 2024 im Rahmen der US Open auf sie zugekommen, da sie in ihr großes Potenzial gesehen haben. „Ich war anfangs ein bisschen überwältigt“, gestand sie.

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Eva Lys: Ungebremst trotz Autoimmun-Erkrankung

Im März 2024 machte Eva Lys öffentlich, dass sie 2020 die Diagnose einer rheumatischen Autoimmunkrankheit (Spondylarthritis) erhielt. Für sie bedeutet das, dass ihre Gelenke, aber auch Sehnen, Bänder oder die Haut schneller an Entzündungen leiden kann. Dennoch blieb Lys optimistisch, denn wie sie immer wieder beteuert: „Ich möchte nicht, dass das als Schwäche angesehen wird.“ Vielmehr hat sie seit ihrer Diagnose gelernt, sich selbst und ihren Körper der Krankheit anzupassen.

Für Lys bedeutet das, dass sowohl ihr Turnierplan als auch ihre Trainingsstrukturen nach ihrem Körper ausgerichtet werden, da sie häufiger pausieren muss und mehr Zeit zu Erholung braucht. Im ZDF-Sportstudio sagte sie Ende Januar 2025: „Ich kann 100 oder sogar 120 Prozent geben, aber manchmal gibt es Tage, da geht es einfach nicht. Und das muss ich akzeptieren.“

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Eva Lys & ihr großer Gerechtigkeitsdrang

Ganz unabhängig davon, ob Eva Lys gerade mit ihren sportlichen Leistungen im Rampenlicht steht oder nicht – wenn die junge Hamburgerin etwas zu sagen hat, dann sagt sie es. Häufig tut sie das über ihre Social-Media-Kanäle. Ein Beispiel: Als die Dopingvorwürfe rund um Jannik Sinner und Iga Swiatek laut wurden, setzte Lys folgenden Post ab: „Ich bekomme langsam das Gefühl, dass nicht jeder den gleichen Prozess bekommt!“

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Dabei spielte sie auf die Dopingsperre von Tara Moore an, deren Prozess über zwei Jahre dauerte. „Ich sage damit nicht, dass jemand unschuldig ist oder nicht. Ich sage, dass jeder die gleichen Chancen verdient.“

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Mutig, entschlossen und laut – Eva Lys

Genauso mutig, entschlossen und fordernd tritt Lys auch auf, wenn es beispielsweise um den Angriffskrieg in der Ukraine geht, ihrem Geburtsland. Ihre Eltern entschieden sich, 2003 nach Deutschland auszuwandern, wo die Familie bis heute lebt. Dennoch verbindet Lys viel mit der Ukraine, schließlich leben noch immer einige Familienmitglieder dort. Bereits als der Krieg 2022 begann, war Lys eine der ersten Spielerinnen, die offen über die Probleme sprach, den Krieg verurteilte und auch die Situation auf der Tennistour immer wieder thematisierte. Bis heute spielt Lys mit einer Ukraine-Flagge an ihrem Outfit, wie auch bei den Australian Open, wo eine kleine Flagge an ihrer Kappe zu sehen war.

Laut wird Lys auch dann, wenn es um Hass im Netz oder Benachteiligung der Frauen geht. Immer wieder teilt die Hamburgerin die bösen Nachrichten, die sie über die Sozialen Medien erhält. „Jeder Spieler auf der Tour bekommt diese Nachrichten“, schrieb sie im September 2024 via X (ehemals Twitter). „Leider ist das die traurige Realität.“

Traurig findet Lys auch, dass Damen in der Sportwelt häufig unterrepräsentiert sind. „Erstmal muss man das natürlich laut sagen, dass Frauen-Tennis nicht dieselbe Media-Coverage bekommt wie Männer-Tennis. Ich glaube, das sieht man nicht nur im Tennis, sondern generell im Sport“, sagte Lys im Interview mit Tennis Channel DE im August 2024.

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Ich möchte keine Namen nennen, aber sobald man auf eine Online-Seite über Tennis geht, sieht man, dass zehn von zwölf Artikeln nur über Männer sind. Und das obwohl die Grand Slams gleichzeitig laufen! Als Frau fängt man dann schon an zu überlegen. Denn wir geben uns genauso viel Mühe, reisen genauso viel auf Turniere. Ich finde es manchmal einfach echt schade, dass der Frauensport weniger Aufmerksamkeit bekommt.

Deshalb hat sich Lys vorgenommen: „Als ich angefangen habe, Tennis zu spielen, war es für mich immer ein Traum, eine Reichweite zu haben, weil ich diese Reichweite für verschiedene Themen nutzen möchte“, erklärte sie. „Wenn ich die Möglichkeit habe, in irgendeiner Weise einem Menschen mit irgendwas zu helfen oder mit meiner Meinung etwas zu verändern, dann werde ich das auch auf jeden Fall machen. Das ist eine Herzensangelegenheit.“

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