Filip Cristian Jianu

Mit 23 Jahren macht sich Filip Cristian Jianu auf der ATP-Challenger-Tour still und leise einen Namen. Der in Bukarest geborene Rechtshänder, 1,80 Meter groß, hat bereits 13 Titel auf der ITF World Tennis Tour gesammelt, fünf davon im vergangenen Jahr, und erreichte im Juni 2025 mit Platz 210 seine bislang beste Weltranglistenposition. Einst stand er in der Junioren-Weltrangliste sogar auf Rang fünf und schaffte es 2019 ins Halbfinale der Australian Open der Juniorenkonkurrenz. Nun ist Jianu entschlossen, seine Performance in konstante Ergebnisse auf der Profitour zu übertragen.

Von den Junioren zum harten Alltag der Profitour

Am wohlsten fühlt sich Jianus Spiel auf Sand, wenn auch nicht ausschließlich. „Ich mag eigentlich schnellere Sandplätze und langsamere Hartplätze“, sagt er mit einem Lächeln und fasst damit einen Spielstil zusammen, der auf Präzision, Timing und klugem Punktaufbau basiert.

Doch der Sprung von den Erfolgen im Juniorenbereich zum harten Alltag der Profitour war alles andere als einfach. „Eines der größten Probleme ist es, in die großen Turniere hineinzukommen“, erklärt er. „Für einen Spieler wie mich, der aus Rumänien kommt, gibt es nicht so viele Möglichkeiten, große Turniere zu spielen. Für Spieler aus Italien, Frankreich oder Spanien ist das einfacher. Dort finden sehr viele Challenger und ATP-Events statt.

„Ich musste bei 15K-Turnieren auf der ITF World Tennis Tour anfangen, und das ist nicht leicht. Man muss Woche für Woche kämpfen, um Punkte zu sammeln. Wenn du hingegen eine Wildcard für das Hauptfeld eines größeren Turniers bekommst, kannst du dieselbe Punktzahl schon in einem einzigen Match verdienen. Also dauert es länger, im Ranking aufzusteigen. Man kann keine Stufen überspringen.“

Advertising

Wer ist eigentlich.... Filip Cristian Jianu

Rhythmus und Freude wiederfinden

Diese harte Arbeit zeigte ihm den Unterschied zwischen den Ebenen im Profitennis klar auf. „Der Unterschied zwischen ITF-Turnieren und ATP-Challengern ist die Ballgeschwindigkeit“, sagt er.

„Bei Challenger-Events versuchen die Spieler, die Bälle früh zu nehmen und offensiv zu sein. Auf der ITF World Tennis Tour ist es mehr ein physischer Kampf. Es gibt weniger freie Punkte, der Gegner wartet mehr auf deinen Fehler. Es ist eine andere Art von Tennis. Auch der Ballwechsel ist ein anderer – bei neun und elf Spielen anstatt bei sieben und neun. Das spürt man. Auf Challenger-Niveau ist das Spiel schneller, und man muss selbst schneller und aggressiver sein, wenn man gewinnen will.“

Der Übergang war nicht nur körperlich, sondern auch mental eine Herausforderung. „Ich hatte eine etwas schwierige Phase“, gibt Jianu zu.

Ich hatte Probleme außerhalb des Platzes und wollte mehr Matches spielen. Ich wollte meinen Rhythmus und die Freude am Tennis wiederfinden.

Advertising

Finanzielle Realität und die Bedeutung von Heimturnieren

Stabilität hat er gefunden, indem er in Rumänien geblieben ist. „Ich bin seit einiger Zeit in Bukarest stationiert“, sagt er. „Ich bin lieber zu Hause zwischen den Turnieren. Ich habe eine gute Gruppe von Trainern und Trainingspartnern. Wir pushen uns jeden Tag gegenseitig. Das ist eine solide Basis für mich.“

Trotzdem bleibt die finanzielle Belastung des Tourlebens ein ständiges Problem. „Das ist ein Hauptthema“, sagt Jianu offen.

Wir bekommen keine Unterstützung und es ist schwer für uns, Sponsoren zu finden. Wir müssen alles selbst stemmen. Es ist nicht einfach, man muss immer auf die Kosten achten und Opfer bringen, um reisen zu können. Man muss wirklich jede Ausgabe im Blick behalten.

Umso wichtiger ist für ihn die jüngste Zunahme an Turnieren in seinem Heimatland. „In den letzten Jahren haben sie damit angefangen“, sagt er.

„Das ist sehr wichtig für uns rumänische Spieler. Wir können zu Hause spielen und dadurch Geld sparen. Außerdem haben wir die Unterstützung der heimischen Fans. Wir haben auch das ATP-Turnier in Bukarest. Dort habe ich dieses Jahr eine Wildcard erhalten und mein Erstrundenmatch gegen Nishesh Basavareddy gewonnen, was mir wertvolle Weltranglistenpunkte eingebracht hat. Das hat mir sehr geholfen. Wenn es mehr solcher Turniere gäbe, würden viel mehr rumänische Spieler nach oben kommen.“

Advertising

Karriere-Highlights und Ziele

Das letzte Jahr war für Jianu geprägt von wichtigen Etappenerfolgen. „Ich habe mein erstes Grand-Slam-Turnier in Australien gespielt“, erinnert er sich. „In Roland Garros habe ich mein erstes Match gewonnen und die dritte Runde der Qualifikation erreicht, was eine sehr schöne Erfahrung war. Auch der Sieg beim ATP-Turnier zu Hause war sehr erfreulich, genauso wie die Teilnahme am Davis Cup. Mein Jahr hätte besser laufen können, aber es gab viele Highlights.“

Abseits des Platzes hält Jianu die Dinge einfach. Während der Turniere entspannt er gerne mit Serien oder Kartenspielen.

„In einer Turnierwoche schaue ich Serien oder spiele Rommé“, sagt er. „Im Moment schaue ich The Vampire Diaries, das ist zwar eine alte Serie, aber ich mag es, wenn man etwas hat, das man viele Stunden sehen kann. Wenn ich zu Hause bin, genieße ich ein gutes Abendessen und gehe spazieren. Andere Sportarten verfolge ich nicht wirklich.“

Sein Ziel für die Zukunft ist klar: „Ich möchte bis Ende des Jahres in die Top 200 kommen.“

Für einen Spieler, der seinen Weg Schritt für Schritt gehen musste - oft ohne die Ressourcen, die seine Rivalen genießen - ist das ein realistisches Ziel und ein weiteres Beispiel für die stille Entschlossenheit, die Filip Cristian Jianus Karriere prägt.