Dayana Yastremska @Hamburg 2025

Die Ukrainerin Dayana Yastremska zählte noch vor wenigen Jahren zu den besten 21 Tennisspielerinnen der Welt. Sie galt als eines der großen Nachwuchstalente aus Europa, spielte 2019 sogar bei den WTA-B-Finals in Zhuhai. Aber immer wieder wurde sie von Verletzungen ausgebremst und zu Pausen gezwungen. 2024 meldete sie sich in beeindruckender Manier zurück, als sie als Qualifikantin bis ins Halbfinale der Australian Open 2024 stürmte.

„Eigentlich gehört sie in die Top 20“, sagte auch die Hamburger Turnierdirektorin Sandra Reichel über sie. Dass Yastremska das Spiel einer Top-20-Spielerin mitbringt, stellte sie nun zuletzt in Wimbledon unter Beweis, als sie in der ersten Runde Coco Gauff überraschend deutlich mit 7:6, 6:1 bezwang. Grund zur Freude hatte die Ukrainerin, doch überheblich werden wollte sie nach diesem Erfolg trotzdem nicht. „Weißt du, jeder Tag ist anders“, sagte sie gegenüber Tennis Channel DE.

Vielleicht gewinnst du an einem Tag eine Menge Selbstbewusstsein und am nächsten Tag fühlst du das nicht mehr. Das ist immer anders.

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In Hamburg setzte sich Dayana Yastremska in ihrem ersten Match in zwei Sätzen gegen Jule Niemeier durch.

In Hamburg setzte sich Dayana Yastremska in ihrem ersten Match in zwei Sätzen gegen Jule Niemeier durch.

Dayana Yastremska: "Es macht mich glücklich, dass ich die Möglichkeit habe zu leben, zu schlafen, zu essen..."

„Eigentlich interessiert es mich nicht, wer auf der anderen Seite des Netzes steht, weil sich mein Spiel mehr um mich selbst dreht und darum, wie ich die Dinge mache“, meinte die 25-Jährige. „Aber klar, das Match ist eine tolle Erinnerung und ein toller Tag, an den ich mich gerne zurückerinnere – wegen meines Spiels und meiner Gefühle.. Immerhin habe ich mich sehr frei gefühlt und ich konnte genau das auf dem Platz lassen. Ich konnte einiges aus dieser Erfahrung mitnehmen, was in mir bleiben wird.“ Sie hielt fest: „Man weiß nie, was als nächstes passiert – auch hier in Hamburg nicht – aber ich will einfach gechillt und entspannt bleiben und mich auf die Dinge fokussieren, die ich machen muss.“

Dabei hilft es ihr vor allem, ihr Leben Tag für Tag aufs Neue wertzuschätzen. Ein ausschlaggebender Punkt ist da auch der Krieg in ihrer Heimat, der Ukraine, die sie mittlerweile verlassen hat. Obwohl ein Teil ihrer Familie noch dort ist, residiert sie aktuell mit ihrer Schwester Ivanna in Monaco, wo auch ihr neues Trainingszentrum ist. „Ich weiß viele Sachen heute sehr zu schätzen, wie das Leben, das ich führe. Ich reise sehr viel, verbringe natürlich nicht viel Zeit zu Hause, besonders nicht in der Ukraine. Das ist etwas komplizierter“, sagte sie.

Manchmal sollten wir uns vielleicht nicht zu sehr auf diese mentalen Probleme versteifen und die positiven Dinge sehen, die wir haben.

Was sie meint: „Es macht mich glücklich zu sehen, dass meine Familie in Sicherheit ist, dass ich die Möglichkeit habe zu leben, zu schlafen, zu essen und diese Sachen zu machen, die ich mag. Ich kann jeden Morgen aufwachen und fühle mich gesund. Das ist das Wichtigste.“

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2020 belegte Dayana Yastremska bereits Platz 21 in der WTA-Weltrangliste. Heute steht sie auf Rang 39.

2020 belegte Dayana Yastremska bereits Platz 21 in der WTA-Weltrangliste. Heute steht sie auf Rang 39.

Dayana Yastremska über die US-Turniere: "Mochte sie am Anfang nicht!"

Dass sie währenddessen damit hadert, ein weiteres Visum für die Einreise in die USA zu bekommen, nimmt sie gelassen. „Mal sehen, ob ich dort spielen kann“, erklärte sie fast schon lachend. Nach dem Turnier in Hamburg wird sie mit ihrer Schwester gemeinsam nach Warschau reisen, um einen Termin bei den US-Behörden wahrzunehmen.

Zu Beginn ihrer Karriere wurde sie nicht wirklich warm mit den Turnieren in Amerika. „Um ehrlich zu sein, mochte ich sie am Anfang nicht“, gestand sie. „Seit letztem Jahr hat sich das geändert. Jetzt finde ich sie ganz nett.“

Der Grund dafür sind die großen Unterschiede zu den europäischen Turnieren, bei denen sie sich eher heimisch fühlt. „Amerika ist so viel größer, die Distanzen sind weiter, die Vereine größer. In Europa ist es etwas heimischer, fast schon süß. Alles ist kompakt, die Leute sind anders. Amerika ist einfach eine ganz andere Geschichte, man kann das nicht wirklich vergleichen.“

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Dayana Yastremska: Comeback in der Musik oder doch im Doppel mit ihrer Schwester?

Für die richtige Wohlfühl-Atmosphäre sorgt dann ihr Team, in dem sie immer wieder von ihrer Schwester begleitet wird. Ivanna war selbst professionelle Tennisspielerin, musste aber einen neuen Karriereweg einschlagen wegen Verletzungen am Knie und Rücken. Stattdessen widmet sich die 18-Jährige nun der Musik – ein Hobby, das auch ihre Schwester teilt. „Früher war sie etwas schüchtern, deshalb hat sie erst später angefangen zu singen. Jetzt singt sie professionell und hat gerade erst einen Song veröffentlicht. Es ist erst der Anfang, aber sie will damit weit kommen.“

„Sie schreibt ihre Songs selbst, wenn mir etwas gefällt, machen wir vielleicht mal ein Feature zusammen“, grinste Yastremska. Ein weiteres Feature, das die Schwestern noch planen, ist ein Comeback im Doppel. „Vielleicht kommt sie wieder zurück, um mit mir Doppel zu spielen. Sie trainiert weiterhin und versucht zu spielen. Aber jetzt hat sie erstmal andere Ziele.“

Das Ziel von Yastremska selbst, ist jetzt erstmal ihr bestes Tennis in Hamburg auf dem Platz zu zeigen. In ihrer ersten Partie gegen Jule Niemeier ist ihr das bereits gut gelungen, als sie sie in zwei Sätzen bezwang.

Nach Hamburg wird sie sich dann um ihr Visum kümmern, das ihr „hoffentlich“ die Chance gibt, in Amerika zu spielen und im Ranking wieder an ihre Bestform von vor fünf Jahren heranzukommen.