Davis Cup Final - Germany v Canada Quarter-Final_845106_Jan-Lennard Struff_Getty Images for ITF

Knapp zwölf Stunden nach dem Abschied von Rafael Nadal im Palacio de Deportes in Málaga, kehrte in beim Davis Cup langsam wieder Normalität ein. Zwar waren alle Plakate, Banner und Werbetafeln mit einer Zeichnung von Nadal und den Worten „Gracias Rafa“ noch immer überall präsent, die Euphorie über das spanische Team, dem die Einheimischen vorneweg aber den Sieg bei den Finals gegönnt hätten, war nach der 1:2-Niederlage gegen die Niederländer aber abgeklungen.

Das war auch zu merken, als die Tennisfans am Mittwoch ab 11 Uhr den Centre Court der Davis Cup Finals 2024 in der Jose Maria Martin Carpena Arena betraten. Nachdem der Ansturm auf Nadal, Alcaraz und das spanische Team riesig war – egal, ob bei Trainingseinheiten, Presseterminen oder auf ihrem Weg zum Auto – konnte das deutsche Team sich knapp 30 Minuten vor Spielbeginn ganz entspannt aufwärmen. Vereinzelt huschten ein paar Tennisfans über die Ränge und fragten Struff, Pütz & Co. nach einem Bild oder Autogramm, sonst blieb es ruhig.

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Jan-Lennard Struff und Yannick Hanfmann zählen wie 2022 auch zum Aufgebot gegen Kanada.

Jan-Lennard Struff und Yannick Hanfmann zählen wie 2022 auch zum Aufgebot gegen Kanada.

Kohlmann: "Sind durcheinander, dass Kevin & Tim so früh kommen"

Es ist aber genau das, was dem deutschen Team gefällt: nicht im Mittelpunkt stehen und den Fokus voll und ganz auf das Sportliche setzen. Dabei scheinen sie eines nie zu vergessen: entspannt zu sein und Spaß zu haben.

Genau das konnte man bereits ab Samstag beobachten, als die Mannschaft von Kapitän Michael Kohlmann in Málaga eintraf. Kevin Krawietz und Tim Pütz, die am Sonntag noch in Turin waren, um dort ihren ersten Weltmeister-Titel bei den Finals zu gewinnen, reisten erst am Montagabend an.

„Wir sind ein bisschen durcheinander, dass jetzt Tim und Kevin schon heute kommen, weil normalerweise kommen die immer erst am Tag vor dem Spiel“, scherzte Michael Kohlmann bei der Pressekonferenz des DTB-Teams. Was er meint: Bei den Gruppenspielen in Zhuhai/China war das deutsche Erfolgsdoppel erst eine Nacht vor dem ersten Spieltag angekommen, da sie zuvor das Endspiel der US Open bestreiten mussten. „Ich weiß gar nicht, was wir jetzt mit der Zeit machen. Aber gut, das werden wir auch irgendwie hinkriegen“, erklärte der Kapitän lachend weiter.

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Kevin Krawietz und Tim Pütz waren am Sonntag bei den ATP Finals in Turin erfolgreich.

Kevin Krawietz und Tim Pütz waren am Sonntag bei den ATP Finals in Turin erfolgreich. 

Mit Vorbereitungen auf dem Centre Court, den Trainingsplätzen, Fitnesseinheiten und Presseterminen war das Programm des DTB-Teams gut gefüllt. Dabei sollte aber der Spaß nicht zu kurz kommen, deshalb gingen Krawietz & Co. auch ihren traditionellen Gewohnheiten wie Kartenspielen nach. Ein weiterer Programmpunkt: Den Sieg des Doppels bei den ATP Finals sowie Pütz‘ 37. Geburtstag am Dienstag feiern. Vom DTB-Team wurde er mit einem Kuchen und witzigen Hüten überrascht. Am späten Nachmittag ging es dann für die Mannschaft in die Arena, um das letzte Match von Nadal zu schauen.

Bis zur Abschiedszeremonie des Spaniers blieben die Jungs aber nicht, schließlich mussten sie ausreichend Schlaf bekommen, um für die Partie gegen Kanada bestens vorbereitet zu sein.

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Zum ersten Mal in dieser Konstellation: Im Viertelfinale traf das Team rund um Michael Kohlmann auf Kanada.

Zum ersten Mal in dieser Konstellation: Im Viertelfinale traf das Team rund um Michael Kohlmann auf Kanada.

Um 9:30 Uhr ging es dann am Mittwochmorgen zur ersten Trainingseinheit auf den Centre Court, die zweite Einheit folgte von 11:00 Uhr bis 11:30 Uhr. Dabei ging es aber eher darum, in den Schlag zu finden, ein paar Grundlinienschläge, Volleys und Aufschläge zu machen. Trotz ernsten Gesichtern und vollem Fokus vor dem Match gegen Kanada, das bei Team Deutschland böse Erinnerungen an 2022 geweckt hatte, scherzten die Teammitglieder zum Abschluss der Session herum. Sie wollten herausfinden, ob der Cube, also die große Anzeigentafel an der Decke der Arena hohl ist, weshalb sie Bälle versuchten, hineinzuspielen. Die Challenge war aber schnell vorbei, denn Krawietz hatte beim ersten Versuch Erfolg. Also ging es zurück in die Katakomben, um die finalen Vorbereitungen zu treffen.

Der 26-jährige Daniel Altmaier war der erste Spieler, der nach der Eröffnungszeremonie, in der die Spieler vorgestellt und die Nationalhymne gesungen wird, auf dem Platz bleiben durfte. Lange war nicht klar, wer das zweite Einzel neben Struff bestreiten würde, Hanfmann oder Altmaier. Eine Stunde vor Spielbeginn waren dann die Aufstellungen beider Mannschaften bekannt und so bekam es der Spieler mit der einhändigen Rückhand aus Deutschland mit dem drei Jahre jüngeren Gabriel Diallo zu tun.

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Daniel Altmaier gewann im Viertelfinale von Málaga sein zweites Match für das deutsche Davis Cup Team.

Daniel Altmaier gewann im Viertelfinale von Málaga sein zweites Match für das deutsche Davis Cup Team.

Daniel Altmaier: "Ich war super nervös"

In der Weltrangliste trennen beide nur zwei Plätze, Diallo belegt Rang 86, Altmaier steht auf 88. Alles versprach also eine ausgeglichene Partie zu werden. Ausgeglichen war auch das Publikum. Beide Teams hatten einen eigenen Fanclub, der der Deutschen war zwar um einiges größer, was aber nicht bedeutete, dass die Kanadier nicht ordentlich Lärm machen konnten. Vorallem Altmaier schien die Atmosphäre besonders zu genießen. Immer wieder feuerte er sich selbst an oder ballte die Faust. Bis zum Tiebreak war der erste Satz auf Augenhöhe. Doch dann gewann Altmaier nach und nach die Überhand über die Partie, servierte sicherer und glänzte mit seinem eleganten Grundlinienspiel. Diallo hingegen wurde immer fehleranfälliger.

Nach einer Stunde und 53 Minuten verwandelte Altmaier dann seinen ersten Matchball, riss zufrieden die Arme in die Höhe und ballte die Fäuste. Der erste Schritt in Richtung Halbfinale war gemacht. Deutschland ging mit 1:0 in Führung.

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Nach der Partie gab er zu: „Vor dem Match war ich super nervös. Aber es hat mir geholfen, dass ich mit Michael Kohlmann offen darüber reden konnte.“ Wie er berichtet, habe sich die Nervosität aber im Laufe der Partie gelegt, spätestens als er im Tiebreak des ersten Satzes in Führung ging.

Das nächste Duell versprach noch hitziger zu werden. Dort begegneten sich dann nach einer kurzen Pause Struff und Denis Shapovalov. Bereits vor zwei Jahren trafen die beiden beim selben Turnier am gleichen Ort, ebenfalls im Viertelfinale aufeinander. Das enge Dreisatz-Match entschied „Struffi“ damals knapp mit 6:3, 4:6, 7:6 für sich. Anders als vor zwei Jahren ging aber nicht Struff in Führung, sondern Shapovalov. Mit 20 Assen und einem selbstbewussten Auftritt sicherte sich der Kanadier die 6:4-Führung.

Struff mit Déjà-Vu-Spiel gegen Denis Shapovalov

Aber Struff blieb standhaft, spielte weiter aggressiv und offensiv und schaffte so das Comeback. Als Struff zur 6:5-Führung breakte, gingen mit dem Kanadier kurzzeitig die Nerven durch, er warf seinen Schläger. Diese Frustration nutzte Struff schließlich zum 7:5-Satzgewinn und Satzausgleich.

Satz Nummer drei entwickelte sich schließlich zum Nervenkrimi, erst ging Struff mit einem Break zum 5:4 in Führung, was dazu führte, dass Shapovalov seine Emotionen erneut an seinem Schläger ausließ. Damit hatte er aber Erfolg, denn als Struff zum Matchgewinn servierte, war der Kanadier fokussiert und attackierte die Aufschläge des 1,98-Meter Mannes. Statt einem Matchball gab es also das Rebreak und den 5:5-Ausgleich. Es kam also so, wie bereits vor zwei Jahren: Der Tiebreak musste über den Sieg entscheiden.

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Und wie schon im ganzen Match waren es am Ende nur kleine Bruchteile, die über den Sieg entschieden. Welche das genau waren, konnte auch der spätere Sieger Jan-Lennard auch nicht genau sagen. Mit 4:6, 6:4, 7:6(5) tüte er dann nach knapp zwei Stunden den Sieg ein.

„Ich bin immer drangeblieben, war aggressiv. […] Auch vor zwei Jahren ging es gegen Shapovalov in den Tiebreak“, erinnert sich Struff. „Daran habe ich im Match ein bisschen gedacht. Aber das Match habe ich am Ende gewonnen, vielleicht hat mir das heute ein bisschen geholfen.“

Team Deutschland: Entspannt und gelassen, aber zielstrebig

Mit dem Sieg des zweifachen Vaters war das 2:0-Endergebnis gesichert, das Doppel fand also nicht mehr statt. Im Halbfinale am Freitagnachmittag ab 17 Uhr treffen Struff & Co. nun auf die Niederlande, die Bezwinger der spanischen Mannschaft mit Rafael Nadal. „Die Niederlande sind ein extrem schwierig zu spielender Gegner. Sie sind genauso eine Mannschaft wie wir, denen das Format entgegen kommt: Zwei ausgeglichen gute Einzelspieler und ein starkes Doppel“, blickt Michael Kohlmann voraus. „Ich freue mich auf das Duell, aber heute mache ich mir darum erstmal noch keine Gedanken.“

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Nach einem frühen Feierabend für das deutsche Team vor 18 Uhr in Málaga wollen sie den noch jungen Abend und den freien Tag am Donnerstag entspannt angehen. „Wir genießen das jetzt, dass wir es geschafft haben, endlich wieder ins Halbfinale zu kommen.“

Zum Genießen gehört aber auch die typische Arbeit einer Tennismannschaft, die nicht ausschließlich Entspannung enthält: „Wir gehen jetzt in den Team-Bereich und lassen alle behandeln. Dann werden wir früh ins Bett gehen, da kommen wir nämlich selten in den Genuss zu, weil wir immer spät spielen. Morgen werden wir dann länger schlafen, uns ein bisschen an alles gewöhnen und eine Trainingseinheit absolvieren, locker anschwitzen und uns auf Freitag vorbereiten- Relativ entspannt eigentlich“, so der Teamchef.

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Mit genau dieser lockeren Einstellung überzeugte die deutsche Mannschaft bereits in vielen anderen Partien. Zum großen Davis Cup Coup hatte es aber seit 1993 nicht mehr gereicht. Genau diesen haben Kohlmann und seine Truppe aber im Blick: „Vielleicht habe ich ja eine rosarote Brille auf, weil wir vor zwei Jahren gegen Kanada verloren haben und sie später das Turnier gewonnen haben. Wir sind schon kurz davor, den Pokal zu sehen.“

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Die Finals aus Malaga

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Verfolge Team Deutschland, das beim Billie Jean King Cup und den Davis Cup Finals 2024 um Ruhm kämpft