Davis Cup: So ticken die deutschen Halbfinalisten

Mit einem Aufgebot von fünf Spielern ist Team-Kapitän Michael Kohlmann nach Málaga gereist. Seine Auswahl: Das Erfolgsdoppel Kevin Krawietz/Tim Pütz sowie Jan-Lennard Struff, Yannick Hanfmann und Daniel Altmaier. Wie sich in der Viertelfinal-Partie gegen Kanada herausgestellt hat, scheint der 50-Jährige eine intelligente Entscheidung in der Aufstellung getroffen zu haben. Denn sowohl Jan-Lennard Struff als auch Daniel Altmaier fuhren einen Sieg ein für Deutschland ein. Bedeutet: Mit dem 2:0-Triumph über Kanada erreichte die DTB-Mannschaft das Halbfinale, wo sie nun am Freitag ab 17 Uhr auf Kanada trifft.

Kohlmann über die Teamnominierungen: "Es tut schon weh, Leuten zu sagen, dass sie leider nicht dabei sind."

Allerdings ist ihm das nach der Davis Cup Gruppenphase in Zhuhai, China, nicht leichtgefallen, wie er im Gespräch mit Tennis Channel DE zugibt: „Das war ehrlicherweise nicht so leicht. Das sind Entscheidungen, die du als Trainer machen musst, aber nicht so gerne machst. Das kann ich zugeben“, meint er. Er erklärt: „Maxi Marterer zum Beispiel ist jetzt leider nicht dabei. Er ist in Ungarn kurzfristig gekommen und in Zhuhai hat er dazu beigetragen, dass wir hier bei den Finals jetzt dabei sind. Es ist nicht alles nur Friede, Freude Eierkuchen. Es tut schon weh, Leuten zu sagen, dass sie leider nicht dabei sind, obwohl sie eigentlich einen tollen Job gemacht haben in den Runden davor.“

Mit Daniel Altmaier ist nun ein Spieler im Aufgebot der Deutschen bei den Finals, der 2024 noch keinen Einsatz beim Davis Cup hatte. Deshalb hat er sich umso mehr gefreut, zu den fünf Startern zu zählen und das erste Einzel zu bestreiten. „Ich habe in der Woche vor dem Turnier in Antwerpen mit Kohle gesprochen“, erzählt der 25-Jährige gegenüber Tennis Channel DE. „Ich bin mega happy, hier zu sein, weil der Davis Cup für mich etwas Besonderes ist. Das ist ein Highlight zum Ende des Jahres.“

Mit dem Teamevent verbindet Altmaier vor allem Erinnerungen aus seiner Kindheit:

Ich habe als kleiner Junge damals Davis Cup geschaut. Jetzt hier zu sein, während kein anderes Event läuft, Rafael Nadal hier ist, die ganze Welt auf das Turnier schaut und man ein gutes Statement setzen kann, ist, glaube ich, für uns alle sehr, sehr wichtig.

Nachdem Hanfmann, genau wie Struff und Altmaier, über die Saison hinweg überwiegend im Einzel aktiv war, freut er sich auf Events wie den Davis Cup immer ganz besonders: „Mir bedeutet es sehr viel. Es ist ein Traum, immer wieder“, sagt der Top 100 Spieler. „Mir gibt es viel Energie, weil ich meist Einzel spiele. Gerade dieses Team-Tennis ist für mich wichtig, weil ich hier meinen Rhythmus finde, gute Vibes bekomme und mir die Interaktion mit der Mannschaft guttut.“

Im Rahmen der Davis Cup Finals 2024 bekam auch Tennis Channel DE die Team-Atmosphäre der deutschen Mannschaft zu spüren. Wie sie selbst übereinander denken und sich einschätzen, haben wir in einem schnellen Fragenfeuer herausgefunden.

Das DTB-Team im Tennis Channel Fragenfeuer

Was war dein Highlight der Saison?

Pütz: Das gewinnen bei den ATP Finals.

Krawietz: Der Sieg bei den ATP Finals.

Struff: München, der Turniersieg.

Hanfmann: Wahrscheinlich Davis Cup in China.

Altmaier: Das wird diese Woche in Málaga sein, würde ich jetzt mal tippen. Aber spielerisch, glaube ich, hatte ich in Wimbledon eine sehr schöne Woche.

Kohlmann: Als Coach, mit Sicherheit die Olympische Spiele, das ist was ganz Besonderes mit allen Spielern vor Ort zu sein. Als Tennis-Fan waren es die ATP-Finals mit dem großen Erfolg von Tim und Kevin, die ja auch ihren Ursprung irgendwo im Davis Cup hatten. Das mitzuerleben und vielleicht so einen minimalen Anteil daran zu haben, da freut man sich ganz besonders.

In einem Satz: Was hast du 2024 gelernt?

Pütz: Von Kevin haben wir gelernt: Ich weiß alles. Aber im Ernst: Was habe ich denn gelernt? Keine Ahnung. Ich bin ein besserer Skatspieler geworden.

Krawietz: Enge Situationen besser zu handeln. (Pütz wirft ein: „Skat kann auch besser.“)

Struff: Sehr, sehr viel, schwierig das auf einen Satz runterzubrechen, ist schwierig, oh Gott.

Hanfmann: Dass Tennis nicht immer schön ist.

Altmaier: Viel über mich selber, über mich als Person, wie man mit Emotionen vor allem umgehen soll. Ich habe die Tenniswelt ein bisschen besser kennengelernt.

Kohlmann: Dass man nicht immer nur anhand von Medaillen Erfolge messen sollte, sondern dass die Leistungen sehr, sehr vielschichtig sind und dass da ganz viele Sachen mit reinspielen.

Beschreibe dein Davis Cup Team in drei Worten.

Tim Pütz: Gute Freunde, gute Tennisspieler, geiles Team. Das sind sechs, aber gut.

Kevin Krawietz: Spaß, Emotionen, Freude.

Struff: Lustig, Zusammenhalt, Spaß und coole Typen.

Altmaier: Guter Teamgeist, alle haben viel Bock und, wie soll ich es sagen? Ich versuche, irgendwas Interessantes zu sagen. Ich glaube, wir sind alle sehr intelligente Jungs.

Kohlmann: Loyal, lustig und sehr kämpferisch.

Wähle ein Teammitglied aus, dem du es zutraust, zum Davis Cup Sieg auszuservieren.

Pütz: Das traue ich allen zu. Das kann jeder schaffen. Der Weg dahin dauert noch, aber... der Struffi, dann Mr. Davis Cup. Er soll das machen.

Krawietz: Beim Servieren würde ich den Struffi nehmen. Beim Returnieren vielleicht meinen Partner.

Struff: Allen.

Hanfmann: Doppel, Kevin Krawietz.

Altmaier: Tim Pütz.

Kohlmann: Struffi.

Von wem im Team, würdest du gerne mal gecoacht werden? (An Kohlmann: Wen könntest du dir als Coach an deiner Seite vorstellen?)

Pütz: Da ist der Struff weit hinten auf der Liste (lacht). Der ist mir zu hektisch. Ich wähle Hanfmann.

Krawietz: Ich würde den Hanfi nehmen.

Struff: Tim Pütz unbedingt.

Hanfmann: Tim Pütz.

Altmaier: Für ein Match vom Struff. Mich interessiert, wie der Tennis so sieht.

Kohlmann: Tim Pütz.

Mit wem aus deinem Team würdest du gerne mal eine Off-Season verbringen?

Pütz: Da nehme ich den Kevin raus. Es langt jetzt auch, es war lang genug jetzt (lacht). Mit dem Struffi und dem Hanfi, glaube ich. Mit denen bin ich eng und dicke, das wäre schön.

Krawietz: Ich würde vielleicht den Struffi nehmen. Das wäre lustig.

Struff: Tim Pütz. Haben wir noch einen Tim Pütz?

Altmaier: Mit Sascha, glaube ich.