Spain Tennis Davis Cup

Anders als beim Billie Jean King Cup (ehemals Fed Cup) gibt es beim Team-Wettbewerb der Herren, dem Davis Cup, keine übermächtige Dominanz einer einzigen Nation. Seit 1972 gewann die USA zwar neunmal die Trophäe, legte aber keine längere Siegesserie als zwei Jahre in Folge hin. Auf Rang zwei der meisten Titel folgt dann Schweden mit sieben Titeln zwischen 1975 und 1998, Platz drei teilen sich Spanien und Australien mit jeweils sechs Turniersiegen.

Spanien im Davis Cup: Die wohl dominanteste Nation

Dennoch könnte man die Herren aus Spanien als die hervorstechende Nation der 2000er Jahre sehen, denn Nadal & Co. holten alle sechs Titel zwischen 2000 und 2019. 2008 und 2009 schafften sie die Titelverteidigung, zuletzt waren sie 2019 erfolgreich.

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Dream-Team: Bereits bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris standen Carlos Alcaraz und Rafael Nadal gemeinsam im Doppel auf dem Platz.

Dream-Team: Bereits bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris standen Carlos Alcaraz und Rafael Nadal gemeinsam im Doppel auf dem Platz.

Vor genau fünf Jahren setzten sich Rafael Nadal, Roberto Bautista Agut, Feliciano Lopez und Marcell Granollers im Endspiel gegen die Mannschaft aus Kanada mit zwei Siegen im Einzel durch. Bautista Agut bezwang Auger-Aliassime in zwei Sätzen und Nadal wurde seiner Favoritenrolle gegen Denis Shapovalov gerecht, weshalb es schlussendlich nicht mehr zum entscheidenden Doppel kam.

Ein Clash der alten und jungen Generationen

Mit fast dem gleichen Aufgebot startet das Team aus Spanien auch in diesem Jahr bei den Davis Cup Finals in Málaga. Allerdings fand über die vergangenen fünf Jahre ein kleiner Generationenwechsel statt. Beispielsweise beendete Feliciano Lopez, der 2019 noch mit Spanien den Titel gewann, 2023 seine professionelle Karriere. Mit Carlos Alcaraz hat sich allerdings ein Profi der nächsten Generation einen festen Platz in der Mannschaft von Kapitän David Ferrer erspielt. Im Palacio de Deportes in Málaga ist neben Nadal, Alcaraz, Bautista-Agut und Granollers in diesem Jahr auch der 27-jährige Pedro Martinez am Start – quasi eine Mischung der älteren und der jüngeren Generation – besonders dann, wenn man auf Nadal und Alcaraz schaut, die bereits bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris gemeinsam im Doppel antraten.

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2004 gab Rafael Nadal sein Debüt für das spanische Davis Cup Team. 20 Jahre später beendet er bei den Davis Cup Finals seine Karriere.

2004 gab Rafael Nadal sein Debüt für das spanische Davis Cup Team. 20 Jahre später beendet er bei den Davis Cup Finals seine Karriere.

Während es für Alcaraz die erst dritte Nominierung im spanischen Team ist, wurde Nadal bereits 20-mal in die Mannschaft berufen, spielte 30 Einzel und gewann 29 von ihnen. Bei den Final 8 in Spaniens Süden wird er nun seine Karriere beenden. Genau deshalb lohnt es sich also bei den Davis Cup Finals 2024 einen Blick auf die Spanier zu werfen – nicht nur, weil der 14-fache French Open-Sieger hier von der Tour zurücktritt, sondern auch weil das Team mit vielen Topspielern und starker Präsenz in den vergangenen Jahren zu den Favoriten gehört.

Kanada beim Davis Cup: Beginn einer neuen Ära oder Zufallserfolg?

Ein weiteres Team, das durch seine Performance in den vergangenen Jahren überraschte, sind die Kanadier. Zwar haben sie erst einmal überhaupt, nämlich 2022 den Titel beim Davis Cup gewonnen, dafür sorgen Felix Auger-Aliassime, Denis Shapovalov, Milos Raonic & Co. aber immer wieder für Furore. 2019 erreichten sie mit Siegen über die USA und Italien in der Gruppenphase sowie weiteren Triumphen gegen Australien und Russland zum ersten Mal in der Davis Cup-Geschichte das Finale. Zum Sieg im Finale gegen Spanien (unter anderem mit Nadal) reichte es am Ende aber nicht, es war aber der erste Schritt für FAA & Co. die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

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Triste Gesichter: 2019 schlitterte das kanadische Team knapp an der Davis Cup Trophäe vorbei. Sie unterlagen Spanien mit 0:2 im Finale.

Triste Gesichter: 2019 schlitterte das kanadische Team knapp an der Davis Cup Trophäe vorbei. Sie unterlagen Spanien mit 0:2 im Finale.

Nach einem frühen Aus in den Covid-Jahren 2020/2021 folgte 2022 für das Team von Kapitän Frank Dancevic der endgültige Durchbruch: Ein 2:1-Sieg über Deutschland im Viertelfinale von Málaga sowie ein weiterer 2:1-Erfolg über Italien mit Matteo Berrettini im Halbfinale. Im Endspiel trafen FAA & Co. dann schließlich auf Australien, die bereits sechs Davis Cup Titel im Gepäck haben. Trotz der vermeintlichen Favoritenrolle der Herren aus Down Under setzten sich Shapovalov und Auger-Aliassime aber bereits in ihren Einzeln durch, um erstmal den Davis Cup Pokal, der auch gerne als die „hässlichste Salatschüssel der Welt“ bezeichnet wird, in den Händen zu halten.

Nach dem ersten Davis Cup Titel überhaupt für Kanada folgte dann allerdings im folgenden Jahr eine Rückkehr in die Realität. Denn bereits im Viertelfinale, für dass sie sich mit ihrem Sieg 2022 qualifiziert hatten, schieden sie gegen Finnland aus. Allerdings musste Teamchef Dancevic aber auch auf die beiden Topspieler verzichten.

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Im Jahr 2022 gewann das Team rund um Denis Shapovalov und Felix Auger-Aliassime zum ersten Mal überhaupt den Davis Cup.

Im Jahr 2022 gewann das Team rund um Denis Shapovalov und Felix Auger-Aliassime zum ersten Mal überhaupt den Davis Cup.

Auch in diesem Jahr wird Auger-Aliassime nicht in Málaga antreten, da er vermehrt mit Schulterbeschwerden zu kämpfen hatte. Shapovalov nach einer längeren Verletzungspause zurück im Team und bereit, mit Milos Raonic, Vasek Pospisil und Alexis Galarneau die erste Auftakthürde Deutschland zu nehmen.

Deutschlands Wohlfühl-Position: Unter dem Radar

Nach dem bitteren Viertelfinal-Aus im Jahr 2022 gegen Kanada will Deutschland 2024 aber die Revanche. Zwar müssen sie auf Topspieler Alexander Zverev verzichten, allerdings bewies die Mannschaft von Kapitän Michael Kohlmann schon mehrfach und erneut über die Saison 2024 hinweg, dass sie nicht auf die Auftritte der Topspieler angewiesen sind. Vor allem bei den Gruppenspielen in Zhuhai, wo die DTB-Starter sowohl auf Zverev als auch auf Jan-Lennard Struff und Dominik Koepfer verzichten mussten, bewiesen Yannick Hanfmann, Maximilian Marterer, Kevin Krawietz, Tim Pütz und Henri Squire wie wohl sie sich fühlen, nicht in der Favoriten-Rolle zu sein.

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Deutschland qualifizierte sich über die Gruppenphase in Zhuhai für die Davis Cup-Finals 2024 in Málaga.

Deutschland qualifizierte sich über die Gruppenphase in Zhuhai für die Davis Cup-Finals 2024 in Málaga.

Bei den Finals 2024 im vervollständigt dann Struff wieder das Team rund um Hanfmann, Krawietz, Pütz und Daniel Altmaier. Was bedeutet: Beide Mannschaften sind in der gleichen Ausgangsposition: Sie müssen auf ihre Topspieler verzichten, überraschen aber gleichzeitig ziemlich häufig mit unvorhergesehenen Leistungen – vielleicht zwei Geheimfavoriten?

Italien – die neue Durchschlagskraft?

Als Geheimfavorit kann man Italien mittlerweile nicht mehr bezeichnen. Zwar blieb die Nation 47 Jahre ohne Davis Cup-Titel, nachdem sie 1976 erstmals den Pokal gewonnen hatte, dafür überzeugte die Truppe von Kapitän Filippo Volandri aber in ganzer Bravour im vergangenen Jahr.

Jannik Sinner, der mittlerweile die Nummer eins der Welt ist, führte das Team mit Lorenzo Musetti, Matteo Arnaldi, Lorenzo Sonego und Simone Bolelli 2023 zum zweiten Davis Cup-Titel der Italiener überhaupt. Auf dem Weg zum Titel setzten sich Sinner & Co. mit 2:1 gegen die Niederlande im Viertelfinale und mit dem gleichen Ergebnis gegen Serbien im Halbfinale durch.

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2023 gewann Italien zum ersten Mal nach 37 Jahren den Davis Cup.

2023 gewann Italien zum ersten Mal nach 37 Jahren den Davis Cup.

Im Finale gegen Australier im Finale war lediglich das Einzel zwischen Arnaldi und Alexei Popyrin knapp. Der Italiener überzeugte schlussendlich aber mit einem 7:5, 2:6, 6:4-Sieg. Gegen Alex de Minaur spielte sich Sinner, der zu diesem Zeitpunkt auf Platz vier der Weltrangliste stand, zum wiederholten Mal richtig in Form und machte mit einem 6:3, 6:0-Sieg die Trophäe klar.

Als Titelverteidiger und mit einem Start-Up bestehend aus der Nummer eins der Welt, Sinner, Musetti, Flavio Cobolli, Andrea Vavassori und Simone Bolelli sind die Italiener in Málaga die offensichtlichen Favoriten. Allerdings hatte das beim Davis Cup in den vergangenen Jahren wohl wenig zu bedeuten, denn die letzte Titelverteidigung gelang der Tschechischen Republik 2012/2013. Aber vielleicht gelingt es dem italienischen Team 2024, diesen Bann zu brechen.

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Die Finals aus Malaga

Die Finals aus Malaga

Verfolge Team Deutschland, das beim Billie Jean King Cup und den Davis Cup Finals 2024 um Ruhm kämpft