Nach einem Zusammenstoß mit Zizou Bergs ging Cristian Garin verletzt zu Boden.

Immer wieder hagelt es reichlich Kritik am neuen Davis-Cup-Format. Zugegeben, in den vergangenen Jahren hat es sich ständig geändert. Heim- und Auswärtsspiele wurden immer seltener – ein Grund, weshalb beispielsweise Alexander Zverev auf die Teilnahme bei dem Teamwettbewerb verzichtet.

Bemängelt wird von den Spielern häufig die veränderte Stimmung, wenn man eben nicht zu Hause oder bei den direkten Gegnern, sondern auf neutralem Boden spielt. Aber an diesem Wochenende, als die Qualifikationspartien der ersten Runde in 13 verschiedenen Städten in Home- and Away-Ties ausgetragen wurden, gab es reichlich Emotionen. Diese kamen aber weniger vom Publikum oder von spektakulären Ballwechseln. Denn vielmehr waren es die Spieler, die unbedingt gewinnen wollten und dabei ihre Emotionen nicht immer im Griff hatten.

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Pure Emotionen – dafür ist der Davis Cup bekannt. Hier jubelt Zizou Bergs.

Pure Emotionen – dafür ist der Davis Cup bekannt. Hier jubelt Zizou Bergs.

Die ersten Videos, die am Wochenende durch die Tenniswelt gingen, kamen aus Frankreich. Hier trafen Ugo Humbert, Arthur Fils & Co. auf die Davis-Cup-Mannschaft aus Brasilien mit Thiago Seyboth Wild und Nachwuchstalent Joao Fonseca. Dass Frankreich für eine phänomenale Stimmung bei Mannschaftswettbewerben bekannt ist, hat sich auch mit den Anpassungen im Format nicht verändert.

Im Palais des Sports Jean Ros in Orleans war es also bereits richtig laut, als Arthur Fils und Thiago Seyboth Wild für das zweite Einzel am Samstag, den 1. Februar, den Court betraten. Zuvor hatte sich Humbert gegen Fonseca mit 7:5, 6:3 durchgesetzt. Für Fils ging es also darum, die Führung der Franzosen weiter auszubauen, sodass am nächsten Tag nur noch ein Spiel gewonnen werden musste, um in die zweite Quali-Runde einzuziehen.

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Seyboth Wild wirft Fils "Unsportlichkeit" vor

Die erste Aktion, die sowohl die Spieler als auch das Publikum in Aufruhr versetzte, ereignete sich, als Fils bereits mit 6:1, 4:4 führte und einen Breakball zum 5:4 hatte. Seyboth Wild lockte Fils mit einem Stoppball ans Netz und rückte selbst auf. Nach einem kurzen Schlagabtausch am Netz zog der Franzose voll durch und spielte dem Brasilianer auf den Körper, der irgendwie versuchte auszuweichen. Allerdings landete der Ball von Fils weit hinter der Grundlinie. Die Brasilianer dachten also, dass sie den Breakball noch mal abgewehrt hatten.

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Doch plötzlich monierte der Schiedsrichter, dass Seyboth Wild den Ball am Netz berührt habe und der Punkt somit an Frankreich gehe. Fils nahm diese Entscheidung dankend an, während die brasilianische Mannschaft fassungslos anfing zu diskutieren – erfolglos.

Nur wenige Minuten später schlug Fils dann zum Matchgewinn auf, als während des Returns ein Ruf erklang. Der Franzose deutete diesen als „Challenge-Call“ seines Gegners und hörte auf zu spielen. Dem stimmte auch der Unparteiische zu, was zu weiteren Diskussionen führte, denn Seyboth Wild stritt ab, etwas gerufen zu haben.

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Als Fils schließlich die Partie mit 6:1, 6:4 für sich entschied und die Kontrahenten sich zum Handschlag am Netz trafen, wurde die Situation brenzlig. Der Brasilianer zog seinen Gegner schnell an sich und sie diskutierten sie hitzig – so hitzig, dass die Coaches dazwischen gehen mussten. Seyboth Wilds Vorwurf an Fils: „Unsportlichkeit“.

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Davis Cup Drama: Zorniger Abgang zwischen Seyboth Wild & Fils

Nach einer Beruhigungspause äußerte sich Fils aber gegenüber der Presse und sagte: „Es gibt keine Probleme zwischen mir und ihm. Wir haben uns danach ausgesprochen." Also alles geklärt.

Frankreich gewann die Partie gegen Brasilien schlussendlich mit 4:0, denn auch das Doppel Pierre-Hugues Herbert und Benjamin Bonzi sowie Giovanni Mpetshi Perricard fuhren weitere Siege gegen Brasilien ein.

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Nach der hitzigen Auseinandersetzung mit Thiago Seyboth Wild berichtete Arthur Fils, dass die beiden sich ausgesprochen haben.

Nach der hitzigen Auseinandersetzung mit Thiago Seyboth Wild berichtete Arthur Fils, dass die beiden sich ausgesprochen haben.

Davis Cup in Belgien: Garin mit geschwollenem Auge nach Bergs Jubel

Mindestens genauso spannend verlief das Aufeinandertreffen von Belgien und Chile, das in der Sporthal Alversberg in Hasselt in Belgien stattfand. Hier ging es etwas spannender zu, denn nach Tag eins lautete der Zwischenstand 1:1. Sander Gille und Joran Vliegen hatten gerade ihr Doppel gewonnen und Belgien mit 2:1 in Führung gebracht, als es im Anschluss zwischen Zizou Bergs und Cristian Garin richtig spannend wurde.

Bergs gewann den ersten Durchgang, Garin den Zweiten. Ob Belgien gewinnen oder Chile eine fünfte Partie erzwingen würde, sollte sich also im dritten Satz entscheiden. Hier stand es gerade 5:5 als Bergs seinem Gegner ein Aufschlagspiel abknüpfte und voller Energie jubelnd zur Bank eilte. Dabei sprang er unabsichtlich mit der Schulter in das Gesicht seines Gegners Garin, der schnell zu Boden ging.

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Davis Cup: Der Zusammenstoß von Zizou Bergs & Cristian Garin

Garin ließ sich behandeln, forderte aber gleichzeitig gemeinsam mit seinem Team eine Strafe für die Gegner ein. Nachdem die Ärzte das „Go“ gaben, dass Garin bereit wäre, wieder auf den Court zurückzukehren, weigerte sich dieser. Die Konsequenz: Er erhielt einen Spielabzug, der im Sieg für Belgien endete.

Später postete der Chilene dann ein Bild von seinem geschwollenen Auge. Dazu schrieb er via Instagram: „Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie uns disqualifiziert haben, dass mich der Oberschiedsrichter zwang, nach zwei Stunden und 40 Minuten Spielzeit bei hoher Intensität mit Schwindelgefühlen und Sehstörungen weiterzuspielen.“

Seit Jahren liebe ich diesen Sport und schaue mir Millionen von Spielen an. Ich hätte nie gedacht, so etwas zu erleben. Sehr schade nach all der Anstrengung und Teamarbeit der ganzen Woche.

Außerdem teilte er einen Seitenhieb an die ITF, die Veranstalter des Davis Cup, aus: „Danke für die ITF, die Null Sorge um meine Gesundheit zeigt.“

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Wir fordern die internationalen Sportbehörden auf, diesen Fall mit Ernsthaftigkeit und Objektivität zu prüfen!

In einer abschließenden Pressekonferenz äußerte sich auch der chilenische Davis-Cup-Teamchef Nicolas Massu zu der Situation: „Eineinhalb Stunden später haben wir noch immer keine Entschuldigung von irgendjemandem gehört. Keine einzige Person hat gefragt, ob Cristian in Ordnung ist.“

Mittlerweile kündigte der chilenische Tennisverband an, Maßnahmen zu ergreifen, um den Fall prüfen zu lassen und „Gerechtigkeit zu erlangen und unsere Interessen zu verteidigen“. Denn sie stellten auch die Neutralität des behandelnden Arztes infrage.

„Schließlich fordern wir die internationalen Sportbehörden auf, diesen Fall mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und Objektivität zu prüfen, um sicherzustellen, dass sich Situationen wie diese in Zukunft zum Wohle aller nicht wiederholen“, hieß es in der Erklärung, die auch via Instagram veröffentlicht wurde.