Kevin Krawietz und Tim Pütz stehen bei den US Open 2024 erstmals gemeinsam in einem Grand Slam-Finale.

Bereits am Montag waren alle Spieler der deutschen Davis Cup-Mannschaft in Tokio eingetroffen — vier Tage bevor das Duell gegen Japan startete. Ungewöhnlich ist es allerdings nicht, dass die Teams schon einige Tage vorher am Veranstaltungsort eintreffen. Denn so können sie sich gemeinsam auf die Partien vorbereiten, trainieren und auch die Freizeit zusammen verbringen.

„Wir spielen jeden Abend Karten, heute Nachmittag gehen wir vielleicht noch in einen Golf-Simulator. Sonst bereiten wir uns natürlich professionell vor“, erklärte Kevin Krawietz am Mittwoch in einer Auftakt-Pressekonferenz. Für ihn, seinen Doppelpartner Tim Pütz, Yannick Hanfman und Jan-Lennard Struff ist das ganze Davis Cup-Szenario nichts Neues. Denn über die vergangenen Jahre haben sie alle sich zum festen Stamm des DTB-Teams etabliert. Struff und Pütz glänzen dabei mit ganzen 16 bzw. 14 Nominierungen.

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Etablierte Davis Cup-Größe: Struff ist bereits zum 16. Mal für die deutsche Mannschaft nominiert.

Etablierte Davis Cup-Größe: Struff ist bereits zum 16. Mal für die deutsche Mannschaft nominiert.

Davis Cup: So bereitet sich Deutschland gegen Japan vor

Noch im vergangenen Jahr reisten Krawietz & Co. im September nach den US Open nach Zhuhai, um dort die Gruppenphase zu bestreiten. Im November ging es weiter zu den Finals in Málaga, bevor schließlich im Februar die erste Qualifikationsrunde in Litauen stattfand – einem neutralen Austragungsort, da in Israel aufgrund des Krieges nicht gespielt werden konnte.

Ein ständiges Ritual des deutschen Teams, das auch bei den Olympischen Spielen in Paris gemeinsam in einer WG wohnte, ist Kartenspielen. Das Spiel „Wizard“ zählte eine Zeitlang zu einer der beliebtesten Beschäftigungen der Jungs.

Etwas neu ist die ganze Situation aber für den 17-jährigen Justin Engel, der nach der Absage von Daniel Altmaier kurzfristig zum ersten Mal ins Team einberufen wurde. „Ich habe die anderen ja nicht erst vor drei Tagen kennengelernt. Ich kenne sie alle länger und sie mich auch“, sagte Engel über seine ersten Tage in Tokio. Anders sei hingegen, „dass wir öfter alle zusammen trainieren, dass wir als Team gewinnen wollen“, so der Nürnberger.

Normalerweise guckt jeder auf sich selbst, dass er perfekt vorbereitet ist. Jetzt schauen wir miteinander, dass wir perfekt vorbereitet sind. Das ist etwas sehr Schönes für mich. Ein super Gefühl, beim Davis Cup dabei zu sein. Ich kann es kaum erwarten, mein Team hier anzufeuern.

Die Premiere bei dem Teamwettbewerb muss dementsprechend aber auch zelebriert werden. Immer wieder schmücken Engels Kollegen ihn daher mit dem Ausdruck „Rookie“, also einem Neuling. Spaß auf Kosten des jungen Spielers gab es zur Genüge. „Wir waren gestern in einem Kunstmuseum und haben uns ein bisschen weitergebildet — auch abseits des Sports. Das war uns sehr wichtig. Auch für Justin war das sehr wichtig, dass er auch in den jungen Jahren den Horizont erweitert“, scherzte Krawietz über den Besuch in der digitalen Kunstausstellung.

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Rookie-Rituale für Justin Engel: "Muss ich singen, oder was?"

Neben kleinen Neckereien gehört selbstverständlich auch ein Aufnahmeritual dazu. Vor ziemlich genau einem Jahr musste Henri Squire bei seiner Premiere am Team-Abend ein Ständchen vor allen Mannschaften singen. „Der hatte aber auch Pech, weil es Gruppenphase war. Das heißt, es waren viele Teams da. Jetzt sind nur die Japaner da und die verstehen es auch nicht“, lachte Hanfmann in Erinnerung an Squires Performance von „The Lion Sleeps Tonight“.

„Also muss ich dann singen, oder was?“, fragte Engel sichtlich geschockt.

„Singen, tanzen, ein Gedicht aufsagen, wir überlegen uns was. Es wird etwas Unangenehmes sein. Aber das muss normalerweise jeder machen“, entgegnete Pütz trocken. Der 37-Jährige blickte zurück auf seine Anfänge: „Früher war das schlimmer, als es noch das offizielle Dinner mit den anderen Mannschaften gab. Da wurde man normalerweise auf ein Podest geben. Manche haben gesungen, manche mussten eine Rede halten. Yannick und ich mussten zusammen eine Rede halten.“

Hanfmann lachte weiter:

Wir haben Glück gehabt. Das war völlig in Ordnung. Aber der Henri Squire war unglaublich gut. Der hat das gut gemacht, gut gesungen und durchgezogen.

Was den 17-Jährigen aber genau in den nächsten Tagen erwarten wird, ließ das Team unbeantwortet.

„Eine Überraschung“, sagte Krawietz nur. „Wir müssen uns noch was einfallen lassen. Das war bisher sehr harmlos für den Rookie, da kommt sicher noch was.“

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Davis Cup: Team Deutschland und der Kampf mit dem Jetlag

Der Altersunterschied vom jüngsten zum ältesten Teammitglied machte vor allem Pütz, dem ältesten Spieler der Mannschaft, zu schaffen. „Ich habe schon überlegt, wie alt meine Kinder sind, wie alt Justin ist und wie alt ich bin. Wenn man das auf einem Zeitstrahl aufmalen würde, wäre das sehr frustrierend für mich“, lachte er.

Auch sprachlich lernen die erfahrenen Spieler etwas dazu: „Justin bringt neue Wörter ins Abendessen. Was hast du gestern gesagt? ‚Das schmeckt ass‘?“, fragte Krawietz in Richtung Engel. Bedeuten sollte das wohl, dass ihm das Essen nicht geschmeckt hatte. Aber Engel grinste nur: „Die sind halt alt!“

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Der 17-jährige Justin Engel ist zum ersten Mal beim Davis Cup dabei.

Der 17-jährige Justin Engel ist zum ersten Mal beim Davis Cup dabei.

Fest steht: Die Stimmung im deutschen Team ist gut, Gründe zu lachen finden die fünf Jungs und ihr Kapitän Michael Kohlmann immer wieder. Und trotz des Altersunterschiedes verbindet sie auch etwas: Die Probleme mit dem Jetlag.

„Für mich war Jetlag gerade das Problem“, gab Engel zu. Und auch Struff, der nach seinem US Open-Run von der Qualifikation bis ins Achtelfinale kurzzeitig in die Heimat reiste, um knapp eine Woche später in Japan zu sein, machte der Wechsel der Zeitzonen zu schaffen. „Mit der Zeitverschiebung ist es ein bisschen anders“, gestand der 35-Jährige.

Die erste Nacht war nicht so super. Aber jetzt war es ganz gut, Training und Schlafen waren super. Das ist eine Herausforderung für uns alle.

Sieben Stunden beträgt die Differenz zu Deutschland, nach New York sind es weitere sechs Stunden. Die Umgewöhnung braucht also bei allen Spielern Zeit. Dementsprechend versucht Kapitän Kohlmann die Trainingseinheiten anzupassen.

„Wir versuchen das trainingsmäßig etwas zu dosieren. Aber ansonsten muss man die ersten Tage in Kauf nehmen, dass es ein bisschen härter wird. Wir versuchen Rücksicht zu nehmen und uns trotzdem schnellstmöglich an die Zeit zu gewöhnen. Im Endeffekt müssen wir am Freitag versuchen, zumindest bei 100 Prozent zu sein.“

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Andere Aktivitäten, die Kraft oder Energie kosten könnten, fallen daher eher geringer aus – was sinnvoll scheint, denn Engel gestand: „Ich war in den letzten zwei Tagen bei 70 Prozent. Für mich ist das ein bisschen schwierig. Aber es ist ja normal, dass man nicht gleich bei 100 Prozent ist. Wir haben lange genug Zeit.“

Krawietz‘ Tipp zum Umgang mit Jetlag ist daher ganz simpel: „Nicht drüber nachdenken! Denn wenn man drüber nachdenkt, wie viel Uhr jetzt in Deutschland oder New York wäre, finde ich es immer schwierig, den Rhythmus zu finden.“

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Bis Freitag, wenn der erste Spieltag startet, will das Quintett dann also wieder in Bestform sein. „Es wird jeden Tag ein bisschen besser“, versprach Hanfmann optimistisch. Denn das Ziel ist klar: „Wir werden ordentlich ready sein, um die Japaner zu schlagen!“