Daniil Medvedev und Alexander Zverev beim Laver Cup 2024 in Berlin.

„Er ist einer der unfairsten Spieler der Welt“ oder „Ich bin von ihm als Athlet extrem enttäuscht“ – das waren nur zwei Zitate von Alexander Zverev über seinen Tourkollegen Daniil Medvedev. Medvedev entgegnete diesen Pfeilspitzen ebenfalls gegenüber der Presse trocken: „Er soll in den Spiegel schauen!“

Es war eine der Konversationen, die zwischen den Top-Ten-Spielern im Jahr 2023 im Rahmen des Masters-Turniers in Monte Carlo entfachte. Nun teilen beide beim Laver Cup 2024 in Berlin die Spielerbank, denn sie treten für die gleiche Mannschaft an: Team Europe mit Team-Kapitän Björn Borg. Mit Zverev und Medvedev spielen auch Profis wie Carlos Alcaraz, Stefanos Tsitsipas und Casper Ruud im Team. „Normalerweise treffen wir immer in den letzten Runden eines Turniers aufeinander und geben alles, um gegeneinander zu gewinnen. Jetzt sind wir hier als Team und haben ein Ziel: den Laver Cup gewinnen“, analysierte Zverev bereits vor Turnierstart.

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Daniil Medvedev: "Wir unterstützen uns so viel, wie nie zuvor!"

Aber wie gehen Zverev und Medvedev jetzt mit der Situation um, quasi den ganzen Tag miteinander verbringen zu müssen? Versuchen sie sich aus dem Weg zu gehen? Oder werden sie zu Freunden?

Angesprochen auf die Streitereien mit Zverev, aber auch mit Stefanos Tsitsipas, äußerte sich Medvedev zu der Situation: „Mir fällt es nicht schwer, die anderen zu supporten“, sagte der 28-Jährige. „In der Vergangenheit haben wir ein paar Matches gespielt, es gab Streitereien und jemand hat etwas dazu in Pressekonferenzen gesagt. Und das ist in Ordnung“, so der Russe. „Aber einen Monat später ist es vergessen!“

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Auf der ATP-Tour treten Struff, Medvedev, Zverev und Tsitsipas normalerweise gegeneinander an. Beim Laver Cup 2024 in Berlin verfolgen sie die gleichen Interessen: gemeinsam den Pokal gewinnen.

Auf der ATP-Tour treten Struff, Medvedev, Zverev und Tsitsipas normalerweise gegeneinander an. Beim Laver Cup 2024 in Berlin verfolgen sie die gleichen Interessen: gemeinsam den Pokal gewinnen.

Medvedev erklärte aber auch, dass aus seiner Sicht verschiedene Situationen über die Sozialen Medien nochmal extra aufgeheizt werden. „Social Media liebt es, wenn etwas passiert. Zum Beispiel wenn ich einen Schiedsrichter anschreie, ist das nicht gut. Aber wir sehen es dann zehn Jahre lang bei TikTok und Instagram. Dann legen sie Musik unter das Video und übertreiben die Dinge.“

Dennoch räumte Medvedev auch ein: „Wir sind nicht die besten Freunde. Das ist die Realität.“ Einem gemeinsamen Laver Cup-Wochenende, das besonders von Spaß und Teamgeist geprägt sein sollte, steht trotzdem nichts im Wege. „Wir haben alle Respekt voreinander und unterstützen uns zu 100 Prozent – so sehr wie noch nie zuvor“, betonte Medvedev. Abschließend fügte er schmunzelnd an: „Das ist schon ein witziges Gefühl!“

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Coaching ist nicht mein Ding. Ich schaue lieber zu und observiere!

Den größten Support allerdings hatte Medvedev mitunter von Grigor Dimitrov erfahren, der während des ersten Einzels am Samstag zwischen Medvedev und Frances Tiafoe regelmäßig den Weg zur Spielerbank suchte. „Wir haben darüber gesprochen, wohin ich aufschlagen kann. Denn Tiafoe hat meinen Aufschlag ziemlich gut gelesen“, gab Medvedev nach seiner verlorenen Partie zu. „Auch wenn ich das Match verloren habe, möchte ich manchmal danach noch darüber diskutieren. Das haben wir gemacht.“

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Grigor Dimitrov coachte Daniil Medvedev durch das Match gegen Frances Tiafoe. Dennoch musste sich der Russe am Ende mit 6:3, 4:6, 5:10 geschlagen geben.

Grigor Dimitrov coachte Daniil Medvedev durch das Match gegen Frances Tiafoe. Dennoch musste sich der Russe am Ende mit 6:3, 4:6, 5:10 geschlagen geben.

Er selbst hingegen, hielt sich in den Matches von Zverev & Co. als Coach zurück. „Das ist nicht so mein Ding“, sagte er. „Ich schaue lieber zu und observiere.“, sagte er. Die Rollen im Team Europe scheinen also klar verteilt zu sein. Zwar liegen Zverev und Medvedev mit ihrem Team nach Ende des zweiten Spieltages mit 4:8 zurück. Diesen Rückstand können sie aber mit dem gegenseitigen Respekt und Support, den für jedes einzelne Teammitglied hegen, am Sonntag wieder ausgleichen – denn alle Streitereien scheinen beseitigt.