Constantin Frantzen im Interview: "Macht Spaß, zu zweit durch die Welt zu reisen!"

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Träumen Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene mit professionellen Ambitionen im Tennis von ihrer Zukunft, sehen sie sich meist dabei, wie sie beispielsweise in Wimbledon eine Trophäe in die Höhe stemmen und als neue Nummer eins der Einzel-Weltrangliste gefeiert werden. Vielleicht hatte auch Constantin Frantzen in seiner Jugend diesen Traum, doch anders als viele andere Profis wechselte er früh den Fokus. „Einzel war nicht richtig im Vordergrund“, gab er im Gespräch mit Tennis Channel DE zu. „Es war immer sofort der Gedanke, dass ich es im Doppel machen möchte.“

Grund dafür war unter anderem sein Bildungsweg. Mit 17 Jahren war ich ein guter Jugendspieler, würde ich sagen. Ich habe mein Abi gemacht, hatte mit der Schule aber damals noch zu kämpfen, konnte nicht so viele Turniere spielen und war vom Level her noch nicht bereit, das auf eine Karte zu setzen und Profi-Tennis zu spielen“, sagte er.

Frantzen entschied sich daher für einen Weg, den auch deutsche Spieler wie Yannick Hanfmann, Dominik Koepfer oder Andreas Mies gewählt hatten: das College in den USA. Er ging an die Baylor University im US-Bundesstaat Texas, studierte dort Marketing im Bachelor und schloss dann mit einem Master in Management ab. Nebenher spielte er Tennis – und das auf hohem Niveau.

Das College hat mir viel gegeben. Man konnte im Team zusammenspielen, auf einem hohen Level trainieren, Tennis spielen und man bekam viel Matchpraxis. Auf der anderen Seite gabs, dann noch die Ausbildung am Ende dazu.

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Constantin Frantzen: "Macht Spaß die Welt zu zweit zu bereisen!"

Diese Team-Atmosphäre am College, die auch viele Spieler vor ihm als prägend beschrieben hatten, führte schließlich zu dem Entschluss, sich auf Doppel zu konzentrieren – auch wenn er dem Einzel kurzzeitig eine Chance geben wollte. „Am Anfang habe ich noch ein bisschen Einzel gespielt. Aber das ging dann nach zwei Monaten recht schnell. Ich habe die Richtung gesehen, wohin es im Doppel geht und mich dann voll darauf konzentriert. Jetzt bin ich in meinem vierten Jahr“, schmunzelte er.

Dabei bringt der 27-Jährige auch die perfekten Grundlagen für ein gutes Einzelspiel mit: einen starken Aufschlag, taktische Raffinesse sowie ein solides Netzspiel. Dennoch hat er sich in der Doppelkonkurrenz etabliert. Warum? „Es ist der Teamgedanke. Klar, Tennis ist eine Einzelsportart, aber das hat mir schon am College so viel Spaß gemacht, dass man im Team für etwas zusammenspielt. Und natürlich macht es auch Spaß, zu zweit, die Welt zu bereisen“, stellte er lachend fest.

Hendrik Jebens (li.) und Constantin Frantzen (re.) werden ab sofort nicht mehr zusammen im Doppel antreten.

Hendrik Jebens (li.) und Constantin Frantzen (re.) werden ab sofort nicht mehr zusammen im Doppel antreten.

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2021 stieg der gebürtige Düsseldorfer ins Profi-Geschehen ein. Vorerst arrangierte er sich mit ständig wechselnden Partnern, bis er 2023 auf Hendrik Jebens traf – ebenfalls ein ehemaliger College-Spieler. Es funktionierte sofort. Bis Februar 2025 spielten die beiden zusammen, erreichten drei Endspiele auf ATP-Niveau und gewannen sieben Challenger-Titel.

Dann folgte die Trennung und Frantzen spielte bis Wimbledon mit seinem Kumpel Alexander Erler aus Österreich.

„Ich hatte einfach nicht mehr so viel Spaß an dem Ganzen und er auch nicht“, sagte Frantzen gegenüber der Augsburger Allgemeine. „Es war nötig, das so schnell wie möglich zu beenden.“ Grund dafür seien aber nicht grundlegende Streitigkeiten gewesen, sondern unterschiedliche Ideen vom Doppelspiel. „Außerhalb des Platzes haben wir uns sehr gut verstanden, aber wir beide hatten andere Ideen, wie man zusammen als Team spielen will. Das ist vom Trainingsplatz bis auf den Matchplatz hinübergeschwappt“, hieß es.

Wie viele andere Doppelprofis wollte Frantzen dennoch, einen langfristigen Doppelpartner finden und nicht von Woche zu Woche neu zu überlegen, mit wem er antreten könnte. Nach zwei Trennungen innerhalb weniger Monate nahm er es daher gelassener und plante die nächsten Turniere mit Robin Haase, einem ehemaliger Top-50-Einzelspieler aus den Niederlanden.

Mit dem 38-Jährigen gelang auf Anhieb der Sprung ins Viertelfinale der US Open. Nun sind sie auch gemeinsam für die Turniere in Asien gemeldet. Doch wie langfristig die weitere Zusammenarbeit angedacht ist, bleibt offen.

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"Krawietz und Mies haben den Trend vorgegeben!" – Frantzen über die Doppel-Euphorie in Deutschland

Frantzen ist jedoch bei Weitem nicht der einzige Deutsche, der sich voll und ganz auf Doppel spezialisiert hat. „Ich denke mal, dass damals Kevin Krawietz und Andy Mies mit ihren zwei Paris-Titeln den Trend vorgegeben und den Anstupser gegeben haben“, vermutete der 27-Jährige über das steigende Interesse am Doppel. „Dadurch ist vielleicht in Deutschland ein bisschen die Euphorie gekommen, Doppel zu spielen. Hendrik und ich haben letztes Jahr ganz gut gespielt, dann kommen Jakob Schnaitter und Mark Wallner und immer mehr Spieler von unten hoch.“

Jetzt lesen: Kevin Krawietz & Tim Pütz im Interview über den Doppel-Trend in Deutschland & ihr Potenzial

Mit Kevin Krawietz und Tim Pütz stehen aktuell zwei Deutsche in den Top 20, mit Schnaitter/Wallner, Frantzen sowie Jebens folgen weitere in den Top 100. Aber auch Spieler wie Andreas Mies, Yannick Hanfmann, Jan-Lennard Struff und Dominik Koepfer gehören zu den starken Doppelspielern, wobei die drei Letztgenannten weiterhin primär auf Einzel setzen.

Mit Platz 42 erreichte Constantin Frantzen im Juni 2025 sein bisher bestes Doppel-Ranking.

Mit Platz 42 erreichte Constantin Frantzen im Juni 2025 sein bisher bestes Doppel-Ranking.

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Doch wie im Einzel gilt auch im Doppel: Der Weg nach oben braucht Zeit, Geduld, harte Arbeit – und die richtige Harmonie im Team. Diese entwickelt sich idealerweise über die kleineren Tour-Ebenen.

Frantzen über die ATP-Challenger-Tour: "Das hilft dir auf dem nächsten Level!"

Frantzen startete auf der Challenger-Tour, wo er bis heute immer wieder mitspielt. „Es ist recht schwierig, sich im Doppel auf die ATP-Tour hochzuspielen und sich zu etablieren. Man muss quasi sechs bis acht Challenger-Turniere im Jahr gewinnen, um nach oben zu kommen – es sei denn, du bekommst eine Wildcard bei anderen Turnieren. Aber das Level bei den Challengern ist sehr hoch.“

Die Herausforderung liegt für ihn darin, überhaupt ins Feld der ATP-Turniere zu kommen, ohne auf Wildcards angewiesen zu sein. Denn wie er festgestellt hat, ist die Leistungsdichte enorm gestiegen: „Man sieht es immer mal wieder, dass die Challenger-Teams es schaffen, die ATP-Doppel zu ärgern“, meinte er. Hinzu kommen Einzelspieler, die Doppel nutzen, um Matchpraxis zu sammeln – etwa Alexander Zverev mit Marcelo Melo oder Hanfmann und Koepfer, die 2024 das Halbfinale der Australian Open erreichten

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Auch wenn der Weg über die Challenger-Tour mühsam war, hat Frantzen dort viel gelernt. „Ich würde sagen, ich habe meine Routinen dort etabliert. Man adaptiert von Woche zu Woche, von Monat zu Monat neu, probiert neue Sachen aus und streut diese in die Routinen ein. Und auf der Challenger-Tour habe ich angefangen, die Routinen so richtig in meinen Alltag einzubauen.“

Zudem stärkte er dort sein Selbstvertrauen:

Diese Erfolge, die du dort sammelst, geben dir Selbstvertrauen und Bestätigung, dass du es auf dem Level geschafft hast. Das hilft dir dann auch auf dem nächsten Level.

Nach knapp vier Jahren im Profi-Geschehen erreichte Frantzen im Juni 2025 seine bisherige Bestmarke mit Platz 42 der Doppel-Weltrangliste. Wenn es nach ihm geht, darf es noch weiter nach oben gehen – etwa vorerst in die Top 30. „Das sagt man so im Doppel. Das ist der Cut, den man haben sollte, dass man jedes 1000er-Turnier spielen kann.“

Denn der Plan sei, 2026 „alle großen Turniere spielen zu können. Das ist das Ziel.“