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Zum ersten Mal in der Geschichte holte sich der TC Großhesselohe den Titel in der Tennis Channel Bundesliga. Fünf von neun Begegnungen konnte das Team aus Bayern gewinnen, drei Spieltage endeten im Unentschieden, lediglich das erste Aufeinandertreffen gegen Kurhaus Lambertz Aachen ging verloren. „Der Titelgewinn war gar nicht unbedingt unser Ziel“, verrät der Team-Manager des TC Großhesselohe Christopher Kas im Gespräch mit Tennis Channel. Der 44-Jährige lässt die Saison noch einmal Revue passieren, erinnert sich zurück an seine persönlichen Highlights und erklärt, was den TC Grosshesselohe in diesem Jahr so stark gemacht hat.

Christopher Kas (li.) bei der Meisterschaftsfeier mit Lukas Neumayer und Max Wimmer.

Christopher Kas (li.) bei der Meisterschaftsfeier mit Lukas Neumayer und Max Wimmer.

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Christopher Kas: "Der Titelgewinn war nicht unbedingt unser Ziel"

Lass uns ganz vorne beim ersten Spieltag starten. Ihr habt auswärts bei Kurhaus Lamberts Aachen gespielt und euere einzige Begegnung mit 2:4 verloren. Wenn man so in eine Saison startet, denkt man dann am ersten Spieltag schon daran, dass man eventuell einen Titel gewinnen kann?

Man muss dazu sagen, dass der Titelgewinn nicht unbedingt das Ziel von uns war. Dafür ist die Liga viel zu stark und es gibt einige ambitionierte Mannschaften. Uns ist wichtig, uns wirklich vorne zu etablieren und so lange wie möglich vorne mitzuspielen. Wenn man mit einer 2:4 Niederlage startet, ist das erstmal ein Dämpfer, vor allem wenn man mit großen hat. Für das Wochenende danach war natürlich ein gewisser Druck da. Aber schon da konnten wir die Saison dann quasi drehen.

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Wir haben wirklich daran geglaubt, dass wir die Chance haben, deutscher Meister zu werden.

Was war dann der ausschlaggebende Punkt, die Wende zu schaffen?

Es gab zwei Situationen: Einmal der dritte Spieltag zu Hause, unser erstes Heimspiel gegen Gladbach. Gladbach hatte eine absolut großartige Mannschaft an dem Tag mit drei Top-50-Spielern, vier Top-100-Spielern: Sebastian Baez, Tallon Griekspoor, Fabian Maroszan und Botic van de Zandschulp. Dann hatten sie noch zwei gute Doppelspieler dabei, also ein absolutes Dreamteam. Eine der besten Aufstellungen, an die ich mich überhaupt in der Bundesliga erinnern kann. Und wir haben es geschafft, das Spiel 5 zu 1 zu gewinnen. Da haben wir gemerkt: „Wow, das war für uns nicht so zu erwarten“. Damit hatten wir dann diese Auftakt-Niederlage ausgemerzt und jetzt kann es definitiv in die richtige Richtung gehen.

Der zweite Moment war am vorletzten Wochenende, als wir wussten, wir spielen in Mannheim und danach zu Hause gegen Bredeney. Zwei verdammt starke Mannschaften! Und wir haben es geschafft, zweimal in hart umkämpften Matches ein 3:3 zu holen. In das letzte Wochenende sind wir dann sehr zuversichtlich gestartet. Wir haben daran geglaubt, dass wir die Chance haben, deutscher Meister zu werden.

Am letzten Wochenende waren vier Mannschaften im Rennen um den Titel. Ist man dann extra nervös? Wie geht man in diese „brandheißen“ Matches rein?

Nervös ist man nicht, sondern eher hoch konzentriert. Von unserer Seite war eine große Vorfreude auf das letzte Wochenende. Es ist etwas Besonderes, so eine spannende Saison zu haben mit vier Teams, die Meister werden können. Es war eine große Fokussierung auf dieses letzte Wochenende. Wir waren in einer guten Ausgangslage, weil wir ein gutes Matchverhältnis hatten. Also wussten wir, wenn wir es schaffen können, unsere zwei Matches zu gewinnen, haben wir gute Chancen, dass wir dann am Ende Meister werden.

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Das war für mich echt interessant zu sehen. Denn das sind alles Einzelsportler. Dass man in der Mannschaft dann so einen Fokus hat, kenne ich eigentlich nur vom Davis Cup.

Wie hast du die letzten zwei Spieltage persönlich erlebt?

Am Freitag hatten wir ein Heimspiel gegen Versmold. Da wussten wir, dass wir leicht favorisiert sind. Aber Versmold hat eine super Truppe, nicht nur eine sehr sympathische Mannschaft, sondern auch eine Mannschaft, die nicht einfach zu spielen ist. Also ein sehr ausgeglichenes Team. Wir sind da sehr professionell rangegangen, haben versucht uns auf den Spieltag bestmöglich vorzubereiten und haben dann diesen ersten Schritt mit einem 5:1-Sieg gemacht. Nach dem Spiel gegen Versmold war klar, wir fahren zu einem richtigen Endspiel nach Frankfurt. Denn die Konstellation nach dem Freitagsspiel war so, dass wir dann wussten, wenn wir gewinnen, sind wir Meister. Am Freitag war das noch nicht klar. Bei der Anreise nach Frankfurt, hat man dann gemerkt, dass es ein unglaublicher Fokus war, eine große Konzentration in der Truppe, sehr konzentriertes Training. So zehn Minuten bevor es am Sonntag dann losging, habe ich gemerkt, wie speziell die Atmosphäre ist, also wie sehr es jeder will, und wie konzentriert jeder war. Das war für mich echt interessant zu sehen. Denn das sind alles Einzelsportler. Dass man in der Mannschaft dann so einen Fokus hat, kenne ich eigentlich nur vom Davis Cup. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich dann ein sehr gutes Gefühl, dass wir uns das nicht mehr nehmen lassen. In Frankfurt haben wir vier Einzelpunkte geholt, was so nicht zu erwarten war. Frankfurt war gut aufgestellt. Aber es war dann umso schöner dann nach den Einzeln schon den Titel zu holen und nicht noch Doppel spielen zu müssen.

Der TC Großhesselohe feierte 2024 den ersten Tennis Channel-Bundesliga-Sieg.

Der TC Großhesselohe feierte 2024 den ersten Tennis Channel-Bundesliga-Sieg.

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In diesem Jahr ist alles eingetroffen. Jeder hat im Endeffekt seinen Teil erfüllt und abgeliefert. Der Zusammenhalt in der Mannschaft hat mir am meisten Spaß bereitet.

Was hat den TC Großhesselohe in dieser Saison so stark gemacht, auch im Vergleich zu den Vorjahren?

Die Mannschaft hat eine sehr positive Entwicklung durchgemacht. Da hat sich in den letzten zwei, drei Jahre wirklich etwas aufgebaut, sich ein Stamm herauskristallisiert. Wir hatten Spieler wie Jozef Kovalik, Kamil Majchrzak, die seit vielen Jahren dabei sind. Kamil ist schon mit uns aufgestiegen. Lukas Neumayer, der als Neuzugang kam, hat viel gespielt am Ende und hat eine großartige Saison abgeliefert. Wir hatten eine gute Mischung aus jungen, ambitionierten Spielern, wie Lukas Neumayer und Zsombor Piros, aber auch aus erfahrenen Spielern. Die Mischung hat es im Endeffekt ausgemacht. Luciano Darderi müssen wir noch erwähnen. In der Liga ist es immer so, dass du hoffst, dass deine Weltklassespieler wie Darderi oder Carballes Baena, ihre Leistung von den Turnieren in der Bundesliga bringen. Bei Spielern wie Piros oder Neumayer, hoffst du, dass sie vielleicht sogar über ihrem Leistungsvermögen spielen. In diesem Jahr ist alles eingetroffen. Jeder hat seinen Teil erfüllt und abgeliefert. Der Zusammenhalt in der Mannschaft hat mir am meisten Spaß bereitet.

Wer war für dich der Spieler der Saison?

Es ist in so einer homogenen Mannschaft unglaublich schwer, wen herauszupicken. Aber natürlich war Constantin Frantzen absolut außergewöhnlich. Sieben Mal gespielt, sieben Mal gewonnen, extrem wichtige Doppel gewonnen. Er war auch für den Team-Spirit sehr wichtig. Er war ein Spieler, der uns in so vielen Bereichen was gegeben hat, nicht nur durch seine sieben Siege, sondern durch die spezielle Energie. Deshalb war Constantin Frantzen definitiv ein Schlüsselspieler bei uns.

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Christopher Kas über das Erfolgsrezept des TC Großhesselohe in der Tennis Channel Bundesliga

Was macht den Team-Geist von Großhesselohe aus?

Wir haben einen großen Zusammenhalt untereinander. Daraus resultierende eine große Verantwortung der Spieler. Jeder wollte für jeden sein Bestes geben, jeder wollte seinen Beitrag leisten, dass wir das am Ende gewinnen können. Es war eine große Sehnsucht diesen ersten Titel zu gewinnen für den Verein, weil wir schon seit einigen Jahren mit großen Ambitionen spielen. Im Umfeld und in der Mannschaft war es spürbar, wie wichtig es war, jetzt diesen letzten Schritt zu. Für mich war das Spezielle, die Bedeutung, die der Erfolg für die Spieler selbst hatte.

Wie habt ihr den Tennis Channel Bundesliga-Titel gefeiert? Welche Bedeutung hat der Sieg?

Der Titel hat eine sehr große Bedeutung für alle Spieler. In den letzten Wochen hat sich viel entwickelt, weil es eine große Bereitschaft der Spieler gab. Nicht nur wenn sie da waren, sondern auch zu kommen. Ein paar Spieler haben mal ein Turnier nicht gespielt oder haben irgendwie noch versucht den Turnierplan so anzupassen, dass sie das ein oder andere Ligaspiel machen können.

Auf die Sieger-Feier waren wir aber nicht vorbereitet, weil alle total im Fokus waren. Als Lukas Neumayer das letzte Einzel gespielt hat, waren wir schon ein bisschen in Gedanken im Doppel. Erst als der Luki dann gewonnen hat, wussten wir: Jetzt sind wir Meister. Wir haben dann ins Blaue hinein gefeiert. Es war von den Spielern nichts geplant oder vorbereitet, von Vereinsseite im Hintergrund dann schon. Wir haben am Club gefeiert und sind noch ein bisschen in die Stadt in Frankfurt. Dort waren wir mit dem gesamten Team bis in die frühen Morgenstunden. Am Montag sind alle dann wieder weitergeflogen, entweder nach Hause, zu den Turnieren oder nach Amerika.

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Wir hatten selbst in Großhesselohe einen Zuschauer-Rekord mit knapp 1.500 Zuschauern am Spieltag gegen Bredeney. Das hat uns sehr gefreut.

Wie hast du die Fans in diesem Jahr erlebt? Wie war die Atmosphäre bei den verschiedenen Matches?

Eine tolle Atmosphäre! Wir hatten super Auswärtsspiele. Mannheim ist immer hervorzuheben, eines der toughsten, aber auch eines der schönsten Auswärtsspiele. Dort sind viele Zuschauer und eine wunderschöne Anlage. Aber auch in Frankfurt am letzten Spieltag waren viele Zuschauer und eine tolle Atmosphäre. Wir hatten selbst in Großhesselohe einen Zuschauer-Rekord mit knapp 1.500 Zuschauern am Spieltag gegen Bredeney. Das hat uns sehr gefreut. Es waren viele junge Fans und Zuschauer auf der Anlage, viele Kinder. Es ist schön zu sehen, wie gut es im Verein angenommen wird und dass man die nächste Generation für Tennis begeistern kann.

Als Ex-Profi und Coach hast du auch gute Einblicke, um einen Vergleich von der Profi-Tour zur Bundesliga zu ziehen. Was unterscheidet die Bundesliga vom Tour-Alltag?

Das Spezielle an der Bundesliga ist, dass die Spieler nahbarer sind. Sie sitzen auf der Club-Terrasse, man kann sich mit ihnen unterhalten. Vielleicht fühlen sich die Spieler auch einen Tick wohler als auf Turnieren, weil sie eben dieses Zusammengehörigkeitsgefühl haben. Sie gehören zu einem Team dazu und das alles zusammen macht die Bundesliga so speziell.