Alexander Zverev steht zum ersten Mal im Finale der BOSS OPEN

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„Ich habe sowas von keinen Bock auf Tennis gerade. Ich gehe Golf spielen!“, sagte Alexander Zverev nach seinem Viertelfinal-Aus in Roland Garros.

So sah das am Samstag auf dem Centre Court der BOSS OPEN in Stuttgart nicht mehr aus. Zverev zeigte sich im Halbfinale gegen Ben Shelton von Anfang bis Ende äußerst konzentriert und machte nicht nur dem Publikum, sondern auch der Konkurrenz klar: Auf Rasen fühlt sich die deutsche Nummer überaus wohl, der „Bock“ ist wieder da. Anfang des zweiten Satzes wackelte Zverev zwar kurz – insgesamt kann der Deutsche mit dem 7:6(8), 7:6(1) sehr zufrieden sein.

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Bei über 30 Grad in Stuttgart gingen die beiden Kontrahenten in der Mittagshitze auf den Court. Zverev mag solche heißen Temperaturen. Sheltons ohnehin schon krachendem Aufschlag gefällt die Hitze, die die Bälle noch einmal beschleunigt, aber auch. So brachte der US-Amerikaner sein erstes Aufschlagspiel direkt zu Null durch – ohne dass Zverev einen Return ins Feld spielen konnte.

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Im Laufe des ersten Satzes konnte sich Zverev aber immer besser auf den schnellen Aufschlag Sheltons einstellen. Während der Deutsche seine eigenen Aufschlagspiele stets souverän durchbrachte, keinen einzigen Breakball, noch nicht einmal einen Einstand zuließ, schnupperte er bei Service Shelton immer wieder am Break.

Tiebreak muss im ersten Satz die Entscheidung bringen

Immer, wenn Zverev einen Aufschlag ins Feld zurückspielte, schien Shelton in der Anfangsphase des Matches überrascht. Sobald Zverev ihn bei seinem Aufschlag in tatsächliche Ballwechsel verwickeln konnte, wurde es eng für den Amerikaner, der in der kommenden Woche erstmals unter den Top-10 der ATP stehen wird.

Den ersten Breakball erspielte sich Zverev beim Stand von 1:1, Breakball Nummer zwei bei 3:3. Immer, wenn es aber brenzlig für Shelton wurde, konnte er sich aber auf seinen Aufschlag verlassen und er servierte sich aus diesen Drucksituationen heraus. Logisches Resultat: Ein Tiebreak musste im ersten Satz die Entscheidung bringen.

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Dort gelangen Zverev früh zwei Mini-Breaks: Drei Satzbälle hatte der Deutsche beim Stand von 6:3 und eigenem Aufschlag. Dann mussten die deutschen Fans aber den Atem anhalten. Zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt ließ der Fokus bei Zverev nach. Zwei Vorhände segelten unerzwungen ins Aus, den dritten Satzball wehrt Shelton stark ab, plötzlich drehte sich der Tiebreak und Shelton fehlte nur noch ein Punkt zum Satzgewinn: 7:8. Sheltons anschließender Return verfehlt nur knapp die Linie, Katastrophe abgewendet. Letztendlich geht ein Serve-And-Volley-Versuch von Shelton bei zweitem Aufschlag schief und Zverev kann passieren. Satzführung Zverev mit seinem fünften Satzball – 10:8 im Tiebreak!

Zverev auch im zweiten Satz konzentriert

Nun hatte Zverev Blut geleckt. Shelton eröffnete den zweiten Durchgang und war direkt wieder unter Druck: Es zeigte sich wieder einmal: Wenn es in die Rallys ging, hatte Zverev meist die Oberhand. Traf Shelton den ersten Aufschlag, sah das Spiel ganz anders aus. Weil er genau das nun aber nicht mehr immer tat, erspielte sich Zverev direkt wieder zwei Breakbälle. Shelton blieb aber mutig: Wieder einmal Serve-And-Volley beim zweiten Aufschlag und eine pfeilschnelle Vorhand auf die Linie ließen den Amerikaner den Aufschlag halten.

Zverev zeigt sein Können beim Sieg über Shelton

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Danach plätscherte das Spiel etwas vor sich hin, weil sich keiner mehr bei eigenem Aufschlag irgendeine Blöße gab – bis zum zehnten Spiel des Satzes: 5:4 aus Sicht Zverevs, Shelton servierte gegen den Matchverlust. Ein seltenes Bild führte zu weiteren zwei Breakbällen: Zverev tauchte plötzlich am Netz auf, Shelton wollte einen Passierball spielen, traf den Ball aber nur mit dem Rahmen: 15:40. Unter freundlicher Mithilfe eines Platzfehlers und dank eines klassischen Leftie-Aufschlags wehrte er die ersten beiden Matchbälle des Spiels aber noch ab.

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Im Tiebreak ging es dann auf einmal schnell. Zverev war nach wie vor voll in seinem Film, ließ sich nicht von seinem Ziel ablenken. Shelton dagegen wurde wieder einmal ungeduldig, spielte mit Risiko und wollte nicht in längere Ballwechsel gehen: Eine Rückhand flog ins Seiten-Aus, nach einem geschobenen Angriffsball hatte Zverev mit seinem Passierschlag leichtes Spiel, einen Serve-And-Volley-Versuch Sheltons konterte Zverev mit einem schönen geblockten Return – 6:0! Am Ende war es der insgesamt vierte Matchball bei 6:1 im Tiebreak, bei dem sich Zverev mit einem Ass selbst ins Finale schickte.

Finale am Sonntag gegen Angstgegner Fritz

Sichtlich gelöst und zufrieden gab Zverev sich anschließend auch im On-Court-Interview. Direkt morgen steht das Finale an. Wie werde er heute den Rest des Tages verbringen?

„Ich gehe wahrscheinlich ins Gym. Wir werden sehen, was ich tun werde. Vielleicht gehe ich auch einfach an den Pool, um ein bisschen zu chillen. Vielleicht verdiene ich das einmal in der Woche!“ Und angesprochen auf seine Vorbereitung auf das Turnier in Stuttgart – ein Golf-Kurzurlaub auf Mallorca – scherzte er mit einem Grinsen:

Ich werde dasselbe für Wimbledon tun. Ich werde nach Mallorca gehen, ein bisschen Urlaub machen, und dann Wimbledon spielen.

Für Zverev ist es das erste Finale in Stuttgart überhaupt und sein erstes Finale auf Rasen seit acht Jahren: 2017 verlor er das Endspiel in Halle gegen Roger Federer. Damals konnte Zverev nur vier Spiele holen: "Ich glaube dass ich mehr als vier Spiele morgen gewinnen werde", frotzelte er in der anschließenden Pressekonferenz als Aussicht auf das Endspiel.

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Im Finale von Stuttgart wartet am Sonntag Taylor Fritz auf Zverev. Der US-Amerikaner setzte sich im anderen Halbfinale mit 6:4, 7:6(5) gegen Felix Auger-Aliassime durch.

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Auch wenn es Zverev selbst vielleicht nicht so bezeichnen würde: Die Zahlen zeigen, dass Fritz durchaus ein Angstgegner für die deutsche Nummer eins ist. 7:5 führt der aktuell beste US-Spieler im direkten Vergleich. Die letzten vier Begegnungen im vergangenen Jahr hatten alle das bessere Ende für Fritz. Er gewann 2024 in Wimbledon, bei den US Open, im Laver Cup und bei den ATP Finals gegen Zverev.

"Das letzte Jahr war jetzt nicht sonderlich erfolgreich für mich gegen Taylor", erinnerte sich Zverev nur ungern an die vergangenen Begegnungen. "Er ist ein sehr sehr guter Spieler, hat sich unfassbar weiterentwickelt, im letzten Jahr vor allem."

Ihr könnt das Match am Sonntag LIVE auf Tennis Channel verfolgen! Um 12 Uhr geht das Endspiel los.

In der kommenden Woche ebenfalls im Programm bei Tennis Channel DE: die Terra Wortmann Open in Halle (ATP 500) und die Berlin Tennis Open (WTA 500). Diese beiden deutschen Turniere starten am Montag (16. Juni) ins Hauptfeld.