BJK Cup: Idole, Frauenpower und Tennisfieber

Tennistaschen, Tennisschläger, Bälle, Logos, Plakate und Anzeigentafeln – schon am Flughafen in Málaga (AGP) gibt es kein Vorbeikommen an dem bevorstehenden Großevent im Palacio de Deportes: dem Billie Jean King Cup und dem Davis Cup. Schon am Gepäckband, an dem alle Reisenden nach und nach ihre Koffer einsammeln, erspäht man immer wieder eines Tennistasche und kurze Zeit später dann eine Spielerin. Anna-Lena Friedsam, Laura Siegemund und Taylor Townsend konnte man am Montag zwischen den ganzen Passagieren entdecken.

Auf dem Weg zum Taxi-Stand in die 22 Grad warme Sommerluft Spaniens folgen dann Plakate der Veranstaltungen, digitale Werbebanner und schick gekleidete Damen und Herren mit Billie Jean King Cup Schildern, die die Spielerinnen vom Flughafen abholen. Auf dem Weg in Richtung Innenstadt zieren immer wieder kleine und große Reklame den Fahrbahnrand. Entweder zeigen sie die Spielerinnen wie Swiatek, Badosa oder Paolini, die am Billie Jean King Cup teilnehmen, oder die Sternchen des Herrentennis mit Jannik Sinner oder Carlos Alcaraz.

An Straßenlaternen tauchen immer wieder kleine Werbeplakate auf, auf denen Rafael Nadal, der in Málaga sein letztes Profi-Match bestreiten wird, zu sehen ist. Daneben steht geschrieben „Gracias Rafa“ also „Danke Rafa“. In wirklich jeder Ecke der Stand findet man entweder ausgelegte Flyer in Geschäften, die für das kombinierte Damen- und Herren-Event werben, oder überdimensional große Tennisbälle, die mit einem QR-Code dazu einladen, Tickets zu kaufen.

Málaga im Tennisfieber

Der Palacio de Deportes selbst, eine Veranstaltungsstätte mit zwei Hallen, ist kunterbunt in den Farben des Damen- und des Herrenwettbewerbs kreiert. Neben Essensständen, Tischtennisplatten, Mini-Tennis-Courts einer Bühne und Live-Musik gibt es zahlreiche Aussteller rund um den Tennissport, die für Programm und Unterhaltung sorgen. Das Highlight verbirgt sich allerdings im Hintergrund, genauer gesagt in sichtbarer Ferne des Fan-Village. Denn die Fassade eines Fußballstadions wurde in eine riesige Werbetafel verwandelt, die ebenfalls eine Zeichnung von Rafael Nadal zeigt mit denselben Worten wie die Plakate: „Gracias Rafa“.

Das Tennisfieber in Málaga ist nicht zu übersehen, was wohl unter anderem an Nadals Rücktritt liegt. Die Veranstalter scheuten in diesem Jahr keine Kosten und Mühen, Tennis an die verschiedensten Orte der Stadt zu transportieren: An den Flughafen, den Straßenrand, in die Lokale, Geschäfte, vor Sehenswürdigkeiten sowie an Straßenlaternen. Kein Wunder also, dass es scheint, als wäre Tennis aktuell eines der größten Gesprächsthemen im Freizeitbereich in Spaniens Küstenstadt.

Iga ist unsere Lieblingsspielerin!

Und auch wenn der Fokus zum Großteil auf Rafael Nadal und dem spanischen Team liegt, ist das Interesse am Billie Jean King Cup und den Damen groß. „Spanien mit Paula Badosa spielt am Mittwoch, richtig?“, fragte ein Taxi-Fahrer beispielweise interessiert. „Ich kann leider nicht zuschauen, weil ich arbeiten muss, aber ich wäre gerne da.“

Zwei junge Herren aus Polen, die aber in Málaga leben, tanzten gut gelaunt durch das Village. Sie erzählen: „Wir sind wegen Iga hier. Sie ist unsere Lieblingsspielerin. Es ist so toll, sie endlich live zu sehen!“ Wiederum andere Fans erspähten bereits den Ein- und Ausgang für die Spielerinnen und warten hier mit wachsamen Augen, einem großen Tennisball und einem Stift auf die Chance, ein Autogramm zu erhaschen.

Als die Namensgeberin des Damen-Team-Wettbewerbs selbst, Billie Jean King, am Samstag ihre Runden im Palacio de Deportes zog, war die Aufruhr groß. Begleitet von bis zu fünf Security-Guards verließ sie die Katakomben der Arena, und schaute sich im Village um. Während den Sicherheitskräften die Anspannung deutlich anzumerken war, als die Fans zur der 81-jährigen Tennislegende gelaufen kamen, blieb die US-Amerikanerin ganz entspannt. Immer wieder bremste sie ihre Begleiter vom Sicherheitsdienst aus und gab ihnen zu verstehen, dass sie ausreichend Zeit habe, um Autogramme zu schreiben, Fotos zu machen und sogar das ein oder andere Gespräch zu führen. Stress? – Der war bei Billie Jean King nicht zu spüren.

Etwas mehr unter Druck standen die Spielerinnen selbst. Doch was man gleich merkte: Der Team-Gedanke beim Billie Jean King Cup brachte mehr Lockerheit in die Tennisprofis. Immer wieder liefen Katie Boulter, Jasmine Paolini oder Moyuka Uchijima lachend mit ihren Teamkameradinnen durch die Hallen Arenen.

Tanzeinheit als Warm-Up

Selbst wenn es dann richtig zu Sache ging und die Damen kurz vor ihrem großen Auftritt auf dem Centre Court standen, schienen sie losgelöst. Die Japanerin Uchijama beispielsweise tanzte beim Warm-Up gemeinsam mit ihrem Fitnesscoach zu dem Song APT von ROSÉ und Bruno Mars, wenige Minuten bevor sie ihre Tasche packte und gegen Jasmine Paolini den Platz betrat.

Von jenen Fans, die vor der Tennishalle noch auf Autogramme gewartet hatten, bekamen die Billie Jean King Cup Teams dann später lautstarke Unterstützung bei ihren Matches. Besonders ausgeprägt war vor allem die britische Fan-Gemeinschaft, die mit Fahnen, Trompeten, Trommeln und natürlich blau-weiß-roten Kostümen angereist war. „Es war so laut, dass ich die Mädels auf der Bank nicht mehr gehört habe. Deshalb musste ich immer öfter den Blickkontakt suchen“, berichtete Jule Niemeier nach ihrer Partie gegen Emma Raducanu. „Aber mir hat es sehr viel Spaß gemacht, auf dem Platz zu stehen.“

Apropos Spaß: Das ist nämlich das, was bei Teamevents wie dem Billie Jean King Cup oder Davis Cup im Fokus steht: Spaß mit dem Team, Spaß mit den Fans und Spaß auf dem Platz – natürlich gleichgestellt mit dem Erfolg. Und genau diesen Spaß mit dem Tennissport und einer einzigartigen Veranstaltung zusammenzuführen, scheint den Veranstaltern der Finals 2024 in Málaga mehr als gelungen zu sein.