Beatriz Haddad Maia @Bad Homburg 2025

Wenn die ganze Welt von Tennis in Brasilien und den brasilianischen Fans und Erfolgen spricht, fällt aktuell fast ausschließlich der Name des 18-jährigen Joao Fonseca. Häufig gerät dann eine andere Brasilianerin, die schon seit Jahren erfolgreich auf der Tour spielt, etwas in Vergessenheit: Beatriz Haddad Maia.

Vier WTA-Titel gewann die 29-Jährige bereits, zuletzt war sie beim 500er-Turnier in Seoul im September 2024 erfolgreich. Zudem spielte sie sich 2023 ins Halbfinale von Roland Garros und 2024 ins Viertelfinale der US Open. Ihr Karrierehoch liegt auf Rang zehn (2023), aktuell wird sie auf Position 21 in der Damen-Weltrangliste geführt.

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Bei den US Open 2024 spielte sich Beatriz Haddad Maia bis ins Viertelfinale.

Bei den US Open 2024 spielte sich Beatriz Haddad Maia bis ins Viertelfinale.

Haddad Maia über Siegemund: "Wir ergänzen uns gegenseitig!"

Einigen deutschen Tennisinteressierten ist der Name Beatriz Haddad Maia aber vermutlich bekannt. Denn die Brasilianerin ist ebenfalls im Doppel aktiv – häufig an der Seite von Laura Siegemund. Erst zwei Wochen vor Wimbledon holte sich das brasilianisch-deutsche Duo den ersten gemeinsamen Titel beim 250er-Turnier in Nottingham.

„Wir ergänzen uns gegenseitig“, sagte Haddad Maia im Gespräch mit Tennis Channel DE über ihre deutsche Doppelpartnerin. „Ich agiere viel von der Grundlinie mit Aufschlägen und Returns. Sie ist immer präsent am Netz. Ich denke, dass es uns gelingt, viel Druck aufzubauen. Wir sind ein sehr aggressives Team und natürlich sehr ehrgeizig.“

Genau wie bei Siegemund auch, liegt ihr Fokus aber auf dem Einzelwettbewerb – auch wenn sie vom Doppel sehr viel lernen kann. „Doppel hilft mir sehr bei den Aufschlägen, Returns, Volleys und anderen Dingen, die ich in meinem Spiel verbessern will“, berichtete sie.

Es ist immer mein Anspruch, mein Spiel zu verbessern und 100 Prozent zu geben. Da spielt es keine Rolle, ob das im Einzel oder Doppel ist. Beides macht mir Spaß.

Dabei betonte sie aber: „Meine Priorität ist Einzel!“

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Zwei Wochen vor Wimbledon 2025 gewannen Beatriz Haddad Maia und Laura Siegemund in Nottingham ihren ersten gemeinsamen Doppeltitel.

Zwei Wochen vor Wimbledon 2025 gewannen Beatriz Haddad Maia und Laura Siegemund in Nottingham ihren ersten gemeinsamen Doppeltitel.

Neben ihrer Größe von 1,85 Metern, die ihr beim Aufschlag sehr hilft, profitiert Haddad Maia auch von einem weiteren seltenen Faktor: Sie ist Linkshänderin. „Man denkt immer, dass es schwer ist, gegen Linkshänder zu spielen, aber daran denken wir nicht wirklich“, erklärte sie. An welcher Stelle sie von ihrem linken Schlagarm profitiert? „Bei meinem Aufschlag!“

Genau dieser ist auch eine ihrer größten Waffen, wenn es zu Turnieren auf Rasen kommt – gepaart mit ihren kraftvollen Grundlinien-Schlägen. Doch wenn es um den Belagwechsel und die richtige Einstellung auf den schnellen Belag geht, spielen bei der Brasilianerin ganz andere Faktoren eine grundlegende Rolle. „Ich versuche gar nicht so viel darüber nachzudenken und geduldig zu sein. Es gibt Momente, wo Rasen dir in deinem Spiel hilft, und auch welche, wo das nicht der Fall ist. Da musst du bescheiden sein, jeden Punkt akzeptieren und dir selbst eine weitere Chance einräumen, dein Bestes zu geben.“ Sie fügte hinzu: „Nicht frustriert sein, sondern annehmen und genießen!“

Mit dieser Herangehensweise gewann Haddad Maia nicht nur den Titel mit Siegemund in Nottingham, sondern bezwang in Bad Homburg auch Ashlyn Krueger und Elina Svitolina, um sich einen Platz im Viertelfinale zu sichern.

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Beatriz Haddad Maia: "Ich habe ein großes Herz!"

Doch wie man bereits zwischen den Zeilen herauslesen kann, spielt eine positive und bodenständige mentale Einstellung für Haddad Maia eine große Rolle. Woher die kommt? Aus ihrem Heimatland Brasilien! „Ich versuche immer gute Laune zu haben, einen positiven Weg und positive Dinge zu sehen. Ich denke, Brasilianer sind so“, sagte sie. „Wir mögen es, Menschen zu empfangen, zu lächeln und einen Weg zu finden, dies oder das zu tun.“

Lächelnd ergänzte sie über ihre brasilianischsten Eigenschaften: „Ich habe ein großes Herz und das kommt, glaube ich, auch aus meiner Heimat.“

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Was ebenfalls für ihre Heimat Brasilien steht, ist die außergewöhnliche Fan-Kultur. „Egal, wo ich spiele, kann ich brasilianische Fans hören. Das ist toll“, stellte Haddad Maia fest. Woher diese Unterstützung kommt, erklärt sich die 29-Jährige wie folgt: „Wir haben eine absolute Fußball-Kultur. Die Menschen schreien, feuern die Spieler an, ganz egal, ob mit ‚Come on‘ oder ‚Vamos!‘ Wir sind ein großes Land mit mehr als 220 Millionen Einwohnern. Das ist eine Menge. Und Brasilianer mögen die Medien, sie beobachten die Spieler, besuchen die Turniere oder Veranstaltungen. Es gibt einfach überall Fans aus Brasilien“, analysierte sie.

Das erfüllt Haddad Maia mit großem Stolz. „Ich liebe es, Brasilianerin zu sein. Ich liebe es, mein Land zu repräsentieren.“

Was jetzt noch fehlt, ist eine bessere Struktur für das brasilianische Tennis. „Ich hoffe, wir können ein besseres Umfeld und bessere Turnierbedingungen schaffen, um so viele Spieler wie möglich zu begeistern.“

Mit Spielerinnen wie ihr, Fonseca, Thiago Seyboth Wild, Laura Pigossi, aber auch den Doppelprofis Marcelo Melo und Rafael Matos könnte das in Zukunft viele weitere Anreize schaffen. Deshalb wünscht sich die Top-30-Spielerin: „Ich hoffe, dass wir diesen guten Moment für das brasilianische Tennis nutzen!“