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„Ich habe den Entschluss gefasst, keine Freundschaften auf der Tour zu schließen. Es gibt so viele Leute außerhalb der WTA, warum soll ich also ausgerechnet hier Freunde haben?“, sagte die Olympia-Siegerin Qinwen Zheng noch bei den WTA-Finals 2024 in Riad. Genau wie die ehemalige Nummer eins der Welt Maria Sharapova ist sie keine Verfechterin von engen Bindungen zu ihren Mitspielerinnen.

Sowieso: Vergleicht man die Damen- und die Herren-Tour kann es schnell den Eindruck erwecken, dass viele WTA-Spielerinnen Zhengs und Sharapovas Mindset diesbezüglich teilen. „Aus meinem Innersten hinaus: Wenn es sich um eine Freundin handelt, möchte ich, dass sie gewinnt und im Leben Erfolg hat. Das ist das Gegenteil von dem, was ich bei einem Tennisturnier denke“, begründet Zheng ihren Entschluss sich von ihren Konkurrentinnen zu distanzieren. Das scheinen auch Spielerinnen wie Iga Swiatek oder Elene Rybakina ähnlich zu sehen.

Aryna Sabalenka beschreibt ihre enge Freundin Paula Badosa als "Seelenverwandte".

Aryna Sabalenka beschreibt ihre enge Freundin Paula Badosa als "Seelenverwandte".

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Aryna Sabalenka: "Es ist wichtig, Freunde auf der Tour zu haben!"

Komplett anders sehen das allerdings Aryna Sabalenka und Paula Badosa. Beide sind nicht nur für ihre Stärken auf dem Tenniscourt bekannt, sondern lockern das angespannte Spielerinnen-Dasein auch gerne mit ihrer Freundschaft auf. Neben den Trainings- und Match-Courts scherzen sie herum, verbringen viel Zeit miteinander und unterstützen sich auch in schwierigeren Etappen ihres Lebens.

„Es ist sehr wichtig, Freunde auf der Tour zu haben. Wenn man jemanden findet, den man als Seelenverwandten betrachtet, ist das das Beste, was einem passieren kann“, sagte Sabalenka im vergangenen Jahr. Immer wieder treffen sich die beiden Top-20-Spielerinnen zum gemeinsamen Essen. Da ist es auch schon vorgekommen, dass Badosa ihre Freundin mit einer falschen Geburtstagsparty in einem Restaurant überraschte. Doch auch wenn es mal ernst wird, beispielsweise während der Rückenverletzung von Badosa seit 2022 oder Sabalenkas Schicksalsschlag im Frühjahr 2024, stehen sie sich zur Seite.

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Zur Seite stehen können sie sich allerdings am Donnerstag im Melbourne Park nicht. Denn ab 9:30 Uhr (deutscher Zeit) treffen die besten Freundinnen im ersten Halbfinale der Damen bei den Australian Open 2025 aufeinander. Es ist bereits die siebte Begegnung zwischen der Belarussin und der Spanierin. Im direkten Vergleich führt Sabalenka mit 5:2-Siegen. Im Jahr 2024 gewann sie gleich dreimal gegen ihre Freundin, worunter allerdings auch eine Aufgabe der Spanierin beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart fällt.

Beim Porsche Tennis Grand Prix im April 2024 in Stuttgart musste Paula Badosa verletzungsbedingt unter Tränen gegen Aryna Sabalenka aufgeben.

Beim Porsche Tennis Grand Prix im April 2024 in Stuttgart musste Paula Badosa verletzungsbedingt unter Tränen gegen Aryna Sabalenka aufgeben. 

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Wird es ihnen gelingen, für die Dauer ihrer Partie Privates und Berufliches zu trennen?

„Wir haben seit langem beschlossen, dass wir abseits des Platzes Freunde sind, aber auf dem Platz will sie unbedingt gewinnen und ich will unbedingt gewinnen. Also sind wir auf dem Court Rivalen, da ist kein Platz für Freundschaft“, gibt Sabalenka Einblicke in ihre Abmachungen.

Gleiches bestätigte auch Badosa in ihrer Pressekonferenz nach ihrem Viertelfinal-Sieg über Mitfavoritin Coco Gauff: „Es ist ziemlich entspannt. Wir können die Dinge sehr gut trennen. Wir haben schon so oft darüber gesprochen. Wir bewundern und respektieren uns gegenseitig. Natürlich wird es auf dem Platz ein Kampf sein, aber außerhalb ist es ganz normal.“

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Paula Badosa: "Das ist ein wahrgewordener Traum!"

Auch wenn Sabalenka häufig davon spricht, in Badosa eine Seelenverwandte gefunden zu haben, die ihr selbst sehr ähnlich ist, so merkt man als Außenstehender, wie unterschiedlich beide in ihrer Match-Vorbereitung agieren.

Während Sabalenka fast schon tiefenentspannt wirkt, wenn sie mit der Presse spricht, ständig einen flotten Spruch auf den Lippen hat, herumscherzt und locker flockig neben den Tennisplätzen zu den aktuellen Tik-Tok-Trends tanzt, wirkt Badosa deutlich angespannter. Den Fragen der Pressevertreter stellt sie sich trocken und zeigt wenig Emotionen. Das mag aber vor allem auch daran liegen, dass die Ausgangspositionen der Freundinnen komplett verschieden sind. Seit über drei Jahren zählt Sabalenka zur elitären Weltspitze im Damentennis. Bei den diesjährigen Australian Open hat die Weltrranglisten-Erste die Chance, ihren Titel im dritten Jahr in Folge zu verteidigen.

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Badosa hingegen, die im April 2022 bereits auf Platz zwei der Weltrangliste stand, kämpfte sich in den vergangenen zwei Jahren nach einer längeren Verletzungspause wieder zurück in die Weltelite. „Es gab einen Punkt im letzten Jahr, an dem ich nah daran war, meine Karriere zu beenden, weil ich nicht auf dem Niveau gesehen habe und mein Rücken nicht gut mitspielte. Aber ich wollte einen letzten Versuch starten und jetzt stehe ich hier und bin wirklich stolz“, so die Spanierin. Für sie ist es das erste Mal überhaupt, dass sie ein Halbfinale bei einem Grand-Slam-Turnier erreicht hat. „Wieder an der Spitze zu stehen, ist ein wahr gewordener Traum.“

Doch auch wenn die Ausgangspositionen der beiden Freundinnen kaum unterschiedlicher sein könnten und Sabalenka auf dem Papier die klare Favoritin auf den Platz im Endspiel der Australian Open 2025 ist, hegen die Spielerinnen nichts als Respekt und Anerkennung gegenüber ihrer Freundin, die am Donnerstag zur ernsten Rivalin wird.

Völlig überwältigt: Bei den Australian Open 2025 erreichte Paula Badosa erstmals ein Grand-Slam-Halbfinale.

Völlig überwältigt: Bei den Australian Open 2025 erreichte Paula Badosa erstmals ein Grand-Slam-Halbfinale.

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„Sie hat viel durchgemacht, spielt wirklich aggressives Tennis, schlägt gut auf und kämpft um jeden Punkt. Sie ist definitiv eine Kämpferin“, beschreibt Sabalenka Badosa.

„Ich freue mich für sie, dass sie nach allem, was sie durchgemacht hat, wieder ihr bestes Niveau erreicht hat, vielleicht sogar besser als vor der Verletzung.“

Im Halbfinale will sie sich dann aber zu 100 Prozent auf ihr eigenes Spiel fokussieren: „Ich muss mich einfach auf mich selbst konzentrieren, aggressiv bleiben und sie unter Druck setzen. Ich freue mich wirklich darauf, im Halbfinale gegen sie anzutreten. Es wird auf jeden Fall ein tolles Battle.“

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Ähnlich blickt auch Badosa der Partie entgegen: „Aryna zeigt, warum sie die Nummer eins der Welt ist. Sie spielt gut, sehr intensiv und aggressiv. Ich erwarte, dass es ein harter Kampf wird. Aber ich freue mich auf die Herausforderung.“ Dabei will sie sich von ihrer negativen Bilanz gegen Sabalenka aber nicht beeinflussen lassen:

„Sie ist immer eine wirklich schwierige Gegnerin. Ich habe letztes Jahr gegen sie gespielt, aber ich glaube, ich war nicht in der Form, in der ich jetzt bin.“

Für alle Tennisfans steht aber fest: Am Donnerstag ab 9:30 Uhr deutscher Zeit kann man ein hochklassiges Semifinale zwischen zwei richtigen Powerfrauen erwarten. Und so viel ist sicher: Beide werden keine Kosten und Mühen scheuen, ins Australian-Open-Endspiel einzuziehen. Dabei werden sie aber niemals den Respekt voreinander verlieren.