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Bei den Damen hatten viele auf ein Battle zwischen der Nummer eins und der Nummer zwei im Finale der Australian Open 2025 gehofft. Aryna Sabalenka und Iga Swiatek hätten dann um die Führung in der Weltrangliste gespielt. Doch es kam anders und Madison Keys schrieb die Geschichte um, besiegte Swiatek im Halbfinale und vermasselte auch Sabalenka ihren Titel-Hattrick.

Bei den Herren kommt es nun aber dem Szenario. Denn der Weltranglisten-Erste Jannik Sinner trifft im Melbourne-Endspiel auf seinen direkten Verfolger Alexander Zverev. Während Sinner als Titelverteidiger als glasklarer Favorit ins erste Major des Jahres startete, teilte sich Zverev die Rolle des „Mitfavoriten“ mit Carlos Alcaraz und Novak Djokovic. Am Ende war es aber der deutsche Topspieler, der sich von Runde zu Runde souverän in sein erstes Australian-Open-Endspiel kämpfte.

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Wenige Stunden vor dem großen Finale stellt sich nun die Frage: Wer ist der Favorit im Match-Up Sinner gegen Zverev? Ein Blick auf die Bilanzen mag im ersten Moment überraschen. Denn auch wenn Sinner als Weltranglisten-Erster und Australian-Open-Titelverteidiger der Topkandidat für einen Sieg ist, glänzt Zverev gegen den Südtiroler im direkten Vergleich deutlich.

Diese Argumente sprechen für einen Zverev-Sieg

Sechsmal trafen die beiden Finalisten bereits aufeinander; viermal setzte sich Zverev durch. Allerdings: Die letzte Partie entschied Sinner beim Masters-Turnier in Cincinnati mit einem knappen Drei-Satz-Sieg im Halbfinale für sich. Nichtsdestotrotz scheint Zverev in vielerlei Belangen die Nase ein kleines Stück vorne zu haben.

Denn der Deutsche stand deutlich weniger Stunden auf dem Court als sein Endspiel-Gegner. Obwohl Zverev im Halbfinale von der Aufgabe von Djokovic profitierte, konnte er in der laufenden Saison ebenfalls mehr Matchpraxis sammeln als Sinner, weil er vor Melbourne noch beim United Cup im Einsatz war – auch wenn beide in diesem Jahr mit einer makellosen Bilanz von Null Niederlagen glänzen.

Alexander Zverev gab auf seinem Weg ins Endspiel nur zwei Sätze ab. Er stand insgesamt 13 Stunden und 25 Minuten auf dem Matchcourt – knapp zwei Stunden weniger als sein Finalgegner Jannik Sinner.

Alexander Zverev gab auf seinem Weg ins Endspiel nur zwei Sätze ab. Er stand insgesamt 13 Stunden und 25 Minuten auf dem Matchcourt – knapp zwei Stunden weniger als sein Finalgegner Jannik Sinner.

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Alexander Zverev vs. Jannik Sinner im direkten Vergleich

Alexander Zverev

vs.

Jannik Sinner

27

Alter

23

1,98 Meter

Größe

1,91 Meter

90 kg

Gewicht

77 kg

2013

Auf der Profi-Tour seit…

2018

23

Karriere-Titel

18

8:0 (100 %)

Bilanz 2025

6:0 (100 %)

4

Direkter Vergleich

2

13:25

Stunden auf dem Court

15:26

Ein weiterer Punkt in dem Zverev die Nase etwas vorne haben könnte: bei den physischen Voraussetzungen. Zwar laborierte der 27-Jährige noch beim United Cup an einer Verletzung am Oberarm, die ihn zur Absage seiner Viertelfinal-Partie bei dem Teamwettbewerb zwang, seit er aber in Melbourne im Einsatz ist, scheint der Hamburger keinerlei Beschwerden mehr zu haben. Jannik Sinner hingegen schien während seiner Partien immer mal wieder ein Zwicken im Oberschenkel gespürt zu haben, wollte darüber nach seinen Partien aber nicht reden und deklarierte die Probleme als Krämpfe.

Jannik Sinner: "Das Mentale wird entscheiden!"

Bei so vielen Anzeichen, die für einen Vorteil von Zverev im Endspiel in der Rod-Laver-Arena sprechen könnten, muss man aber auch sehen, dass Sinner mit zwei Grand-Slam-Titeln dem vier Jahre älteren Zverev zwei große Erfolge voraushat. Der Südtiroler weiß nicht nur, wie man Grand-Slam-Endspiele gewinnt, sondern war auch bereits vor einem Jahr im größten Stadion im Melbourne Park erfolgreich. Zverev hingegen musste in seinen bislang zwei Major-Finals jeweils zwei bittere Niederlagen einstecken – 2020 gegen Dominic Thiem bei den US Open, wo er eine 2:0-Satzführung verspielte und 2024 im Finale von Roland Garros gegen Carlos Alcaraz, wo ihm am Ende die Puste ausging.

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Auch Jannik Sinner verlor lediglich zwei Sätze auf seinem Weg ins Australian-Open-Endspiel. Nun hat er am Sonntag die Chance, seinen Titel zu verteidigen.

Auch Jannik Sinner verlor lediglich zwei Sätze auf seinem Weg ins Australian-Open-Endspiel. Nun hat er am Sonntag die Chance, seinen Titel zu verteidigen.

Aber für beide Spieler gilt: Die Zahlen auf dem Papier, die Prognosen der ganzen Tennisexperten sowie alle Anzeichen, die auf einen Sieg oder eine Niederlage deuten könnten, werden mit dem Start des Australian-Open-Finals am Sonntagmorgen ab 9:30 Uhr zurückgesetzt. Denn dann haben Zverev und Sinner die Chance, die Karten neu zu mischen.

„Das Mentale wird entscheiden“, ist sich Sinner sicher. „Wir haben schon ein paarmal gegeneinander gespielt, das wird hart für uns beide. Ich erwarte ein physisches Match.“

„Jannik war der beste Spieler der Welt über die vergangenen zwölf Monate. Daran gibt es keine Zweifel“, meint Zverev. „Er hat zwei Grand-Slam-Titel gewonnen und war in diesem Hinblick einfach sehr, sehr stabil.“

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Zverev vs. Sinner: Keine Ablenkungen vor dem Endspiel

Für Zverev geht es nun also darum, seine physische Raffinesse, die er mit hartem Training in den vergangenen Monaten ausgebaut hat, auch gegen Sinner auf den Court zu bringen. Seine Herausforderung liegt auch darin, Sinners ausgeklügeltes Spiel auf Hartplatz zu durchbrechen. „Auf Hardcourts hat er kaum Matches verloren, vielleicht zwei oder drei im letzten Jahr“, erinnert sich der Deutsche. „Es ist offensichtlich, dass er ein schwieriger Gegner ist, der enorme Kraft hat, gewaltige Grundschläge und eine unglaubliche Beinarbeit. Also ein sehr schwieriger Gegner.“

Sinner muss es im Gegenzug schaffen, sich von Zverevs übermütigem Ehrgeiz nicht beeinflussen zu lassen. „Er ist ein unglaublicher Spieler und hat unfassbar gespielt, um ins Finale zu kommen. […] Er will sein erstes Major gewinnen. Es wird also viel Anspannung geben“, ist sich der Weltranglisten-Erste sicher.

Um genau dieser Anspannung zu entgehen, kapselt sich der Italiener von seiner Außenwelt ab. Nicht nur wollte er nach seinem Sieg über Ben Shelton im Halbfinale nicht weiter über die Prognosen für das Endspiel sprechen, vielmehr wollte er die Zeit nutzen, sich auf sich zu fokussieren. „Ich versuche mich, ein bisschen zurückzuziehen, um auf dem Platz ich selbst zu sein. Das macht es mir etwas leichter, gerade an den Tagen, an denen ich mehr Probleme habe“, so Sinner.

Gleiches tut aber auch der Weltranglisten-Zweite Zverev, der während der Australian Open vollends auf den Umgang mit Social Media verzichtete, um sich von seinem eigentlichen Fokus, seinem ersten Grand-Slam-Titel, nicht abbringen zu lassen.

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Wer wird also entspannter in das Endspiel starten? Kann Zverev seinen Final-Fluch bei Grand-Slam-Turnieren endlich brechen? Kann Sinner den Deutschen kurz vor seinem Ziel noch aus der Bahn werfen?

All das sind Fragen, die dann am Sonntag ab 9:30 Uhr beantwortet werden können. „Ich bin glücklich, wieder im Finale zu stehen und um den Pokal zu spielen. Aber andererseits: Am Sonntag kann alles passieren“, prognostiziert Sinner.

Und das könnte eben der Satz sein, der die Vorschau für das Herren-Finale treffend zusammenfasst: „Alles ist möglich!“