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Völlig niedergeschlagen beobachtete Alexander Zverev das große Szenario in der Rod Laver Arena. Während sein Final-Gegner bei den Australian Open 2025, Jannik Sinner, sich vom Publikum und seinem Team feiern ließ, nahm der Deutsche auf seiner Bank Platz, blickte aufgelöst durchs Stadion und zog sich ein Handtuch vors Gesicht.

Für Zverev war es die bereits dritte Final-Teilnahme bei einem Grand-Slam-Turnier. „Aller guten Dinge sind drei“, dachten sich viele und spekulierten auf einen Sieg des 27-Jährigen. Doch obwohl der gebürtige Hamburger über das komplette Turnier hinweg gute Leistungen gezeigt hatte und bewies, warum er zurecht auf Platz zwei der Weltrangliste steht, folgte am Sonntag seine dritte Niederlage in einem Major-Finale. Sinner war einfach zu gut.

Während Sinner sich nach seinem zweiten Australian-Open-Sieg von seinem Team feiern ließ, grübelte Zverev enttäuscht auf der Bank.

Während Sinner sich nach seinem zweiten Australian-Open-Sieg von seinem Team feiern ließ, grübelte Zverev enttäuscht auf der Bank.

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Alexander Zverev: "Ich war am Boden!"

Wie schwer es sein muss, nach so einer Enttäuschung vor über 14.000 Tennisfans im Stadion – und tausenden mehr weltweit vor den Fernsehern – die richtigen Worte zu finden und eine Rede zu halten, kann sich vermutlich jeder vorstellen. Kein Wunder also, dass Zverev, als er zur Siegerehrung den Platz betrat, etwas hilflos aussah. Das bemerkte auch der frisch gebackene Australian-Open-Sieger Jannik Sinner, der gerade seinen Titel verteidigt hatte. Doch statt sich selbst zu feiern, ging der Südtiroler auf Zverev zu, richtete ein paar aufmunterte Worte an ihn und schloss ihn in die Arme.

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„Ich war am Boden. Zu diesem Zeitpunkt war ich sehr emotional“, gab Zverev später zu, als er auf der Abschluss-Pressekonferenz darauf angesprochen wurde. „Ich denke, er (Anm. d. Red Jannik Sinner) hat das gesehen. Er hat mir gesagt, dass ich definitiv irgendwann in meiner Karriere einen dieser Pokale gewinnen werde. Ich wäre zu gut, das nicht zu tun. Das waren seine Worte“, berichtete Zverev.

Er führte seine Gefühlslage weiter aus: „Das war ein harter Moment für mich, weil ich ins Finale gegangen bin, auch mit der Vorbereitung heute, und wirklich dachte, dass ich gute Chancen haben werde, weil ich mich wirklich gut gefühlt habe. Ich hatte den Ball gut im Schläger und hatte das Gefühl, ich kann mithalten.“

An seinen Gedanken, die ihm im Moment der Siegerehrung durch den Kopf schossen, ließ er die anwesenden Journalisten teilhaben: „Jetzt, zum dritten Mal, sehe ich, wie jemand die Trophäe in die Höhe hält, während ich danebenstehe, obwohl ich mir nichts mehr wünsche, als diesen Pokal selbst in den Händen zu halten.“

Kurz vor der Siegerehrung richtete Jannik Sinner ein paar Worte an seinen Finalgegner Alexander Zverev.

Kurz vor der Siegerehrung richtete Jannik Sinner ein paar Worte an seinen Finalgegner Alexander Zverev.

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Zverev: "Ich werde weiterhin alles geben!"

Nachdem Zverev in den vergangenen Monaten so hart an sich selbst, seinem Tennis und seiner Fitness gearbeitet hatte, saß – auch während seiner Finalisten-Rede – die Frustration tief. „Ich weiß nicht, ob ich jemals so eine Trophäe hochhalten werde“, sagte er in der Rod Laver Arena. Was er auch von sich gab: „Ich bin einfach nicht gut genug!“

Aber glaubt Zverev wirklich, dass das seine letzte Chance war? „Ich glaube, es ist sehr schwierig, eine Rede zu halten, nachdem man ein Grand-Slam-Finale verloren hat“, gestand er später. „Ich tue alles, was ich kann. Ich arbeite so hart wie nie zuvor. Ich mache alles neben dem Platz richtig, ich denke, dass ich richtig trainiere und dennoch verliere ich in drei Sätzen. Ich meine, das sind Fakten“, erklärte er enttäuscht.

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Dennoch will Zverev weiterhin seinen Traum verfolgen. Ans Aufgeben denkt er gar nicht.

Ich möchte meine Karriere nicht als der beste Spieler, der nie einen Grand-Slam-Titel gewonnen hat, beenden. Das ist sicher. Ich werde weiterhin alles geben, um eine der Trophäen zu gewinnen.

Was der 27-Jährigen aber trotz seiner großen Enttäuschung immer wieder betonte: Sinner war am Sonntag der bessere Spieler. „Er hat mich komplett ausgespielt. Von hinten vom Platz, hat er mich überrannt. Ich glaube zwar, dass ich besser aufgeschlagen habe als er, aber das war’s“, so Zverev.

„Er hat alles andere besser gemacht als ich. Sich besser bewegt, die Vorhand besser getroffen, eine bessere Rückhand geschlagen und besser returniert. Außerdem waren seine Volleys besser. Am Ende des Tages gibt es im Tennis fünf oder sechs wichtige Faktoren. Vier oder fünf davon beherrscht er besser als ich. Deshalb hat er gewonnen. Er hatte es verdient, zu gewinnen.“

Jannik Sinner besiegte Alexander Zverev mit 6:3, 7:6, 6:3 im Australian-Open-Finale 2025.

Jannik Sinner besiegte Alexander Zverev mit 6:3, 7:6, 6:3 im Australian-Open-Finale 2025.

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Einen kleinen Hoffnungsschimmer hatte Zverev aber trotzdem im zweiten Satz gespürt. „Ich hatte das Gefühl, ich könnte den zweiten Satz gewinnen. Das war ein guter Ballwechsel. Wer auch immer diesen Satz gewinnen würde, würde das Momentum auf seine Seite ziehen“, dachte der Hamburger. „Bei einem 1:1 Satzausgleich hätte ich vielleicht eine Chance gehabt. Bei 2:0… Aber ich habe nicht aufgehört, zu kämpfen. Ich habe nicht aufgehört, zu glauben.“

Welchen Verlauf die Partie schlussendlich annahm, haben wir mitbekommen. Dennoch geht Alexander Zverev mit einem guten Beispiel voran: Denn eben diese harten Rückschläge und Enttäuschungen haben ihn in den vergangenen Monaten noch stärker gemacht. Es folgen also drei weitere spannende Grand-Slam-Turniere für Zverev im Jahr 2025, in denen er nach wie vor zu den Favoriten zählen wird. Und auch wenn der 27-Jährige in Melbourne seinen Traum nicht erfüllen konnte, so hat er dennoch bewiesen: Platz zwei der Weltrangliste hat er mehr als verdient!