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Nein, die Partie zwischen Alexander Zverev und Novak Djokovic war bei den Australian Open 2025 ehrlich gesagt nicht das Match, auf das alle hin gefiebert hatten. Das Highlight-Match für viele Tennisfans fand bereits eine Runde zuvor zwischen Djokovic und dem Roland-Garros- und Wimbledon-Champion Carlos Alcaraz statt. „Ich wünschte das wäre das Finale gewesen“, sagte Djokovic noch am Dienstag, nachdem er nach großem Kampf den Spanier in vier Sätzen bezwungen hatte.

Allerdings konnte der ehemalige Weltranglisten-Erste das Match nur unter Schmerzmitteln beenden, überlegte sogar zwischenzeitlich aufzugeben. Als er nun aber am Freitag die Rod-Laver-Arena gegen Alexander Zverev betrat, waren sich viele Experten sicher: Djokovic geht nur auf den Court, wenn er sich gut fühlt. Es schien also alles in Ordnung zu sein.

In seinen Aufschlagspielen agierte Alexander Zverev im Halbfinale gegen Novak Djokovic deutlich konstanter als sein Gegner.

In seinen Aufschlagspielen agierte Alexander Zverev im Halbfinale gegen Novak Djokovic deutlich konstanter als sein Gegner.

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Ein überraschendes Ende nach einem engen ersten Satz

Gleiches dachte auch der Weltranglisten-Zweite Alexander Zverev, der sich mit dem Serben einen heftigen Schlagabtausch nach dem nächsten lieferte. Zwar wirkte es teilweise so, als würden beide Spieler ihren Rhythmus nicht ganz finden und bräuchten noch Zeit sich an die Gegebenheiten und ihren Gegner richtig anzupassen, dennoch war es ein Match, in dem es schwer war, einen klaren Favoriten auszumachen.

Wobei: Zverev war bei eigenem Aufschlag deutlich präsenter als Djokovic – ein Vorteil für den Deutschen. Im Spielstand und der Spieldauer machte sich das allerdings nicht bemerkbar. Nach sage und schreibe 71 gespielten Minuten kamen Djokovic und Zverev im Tiebreak an. Den ein oder anderen könnte die Dauer des ersten Satzes an die Partie zwischen Zverev und Rafael Nadal im French-Open-Halbfinale 2022 erinnert haben.

Schließlich war es Alexander Zverev, der nach 82 Minuten seinen ersten Satzball zum 7:6(5) verwandelte. Doch ganz zur Überraschung aller Tennisfans in der Rod Laver Arena sowie zu Hause vor dem Fernseher, ging Djokovic nicht zurück zu seiner Bank, sondern reichte Zverev die Hand am Netz. Das Zeichen für: „Danke für das Match! Gut gespielt.“

Wegen einer Verletzung im Oberschenkel gab Novak Djokovic im Halbfinale gegen Alexander Zverev nach dem ersten Satz auf.

Wegen einer Verletzung im Oberschenkel gab Novak Djokovic im Halbfinale gegen Alexander Zverev nach dem ersten Satz auf.

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Alexander Zverev: "Dachte, es war ein erster Satz auf hohem Niveau"

Und plötzlich stand Zverev nach einer Stunde und 22 Minuten im Finale der Australian Open. Die Aufgabe von Djokovic erschrak nicht nur Zverev, denn während der Schiedsrichter verkündete: „Leider musste Djokovic wegen einer Verletzung aufgeben“, starrte ein Teil der über 14.000 Tennisfans ungläubig auf den Court. Wiederum andere buhten und pfiffen durch das Stadion. Als Djokovic dann den größten Court im Melbourne Park mit gepackter Tasche verließ, nahmen die negativen Rufe zu.

„Zuallererst möchte ich sagen: Leute, bitte buht keinen Spieler aus, wenn er den Platz mit einer Verletzung verlässt“, wandte sich Zverev gleich an die Fans.

Ich weiß, jeder hat für die Tickets gezahlt und gehofft, ein tolles Fünf-Satz-Match zu sehen. Aber ihr müsst verstehen: Novak Djokovic ist jemand, der diesem Sport in den letzten 20 Jahren absolut alles von seinem Leben gegeben hat. Er hat dieses Turnier mit einem Muskelfaserriss im Bauch gewonnen, er hat das Turnier mit einem Riss im Oberschenkel gewonnen. Wenn er ein Tennismatch nicht weiterspielen kann, dann bedeutet das, dass er wirklich nicht weitermachen kann. Also bitte, seid respektvoll und zeigt ihm etwas Liebe.

Von den Problemen, die Djokovic während der Partie hatte, schien der Deutsche allerdings nichts mitzubekommen. „Ehrlicherweise dachte ich, das war ein erster Satz auf wirklich hohem Niveau“, lachte er. „Aber klar, das ist schwierig. Je länger man weiterspielt, desto schlimmer wird es. Im Tiebreak hat er sich dann nicht mehr so gut bewegt, wie im ersten Durchgang. Aber dennoch war ich der Meinung, dass wir sehr lange und physische Rallyes hatten.“

Nach einer Stunde und 22 Minuten Spielzeit reichte Novak Djokovic Alexander Zverev und dem Schiedsrichter die Hand, um das Match zu beenden.

Nach einer Stunde und 22 Minuten Spielzeit reichte Novak Djokovic Alexander Zverev und dem Schiedsrichter die Hand, um das Match zu beenden.

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Novak Djokovic: "Es war zu viel."

Über seine eigene Leistung sagte Zverev schulterzuckend: „Ich habe gerade vermutlich meinen besten Satz in dem ganzen Turnier gespielt. Ich habe 7:5 im Tiebreak gewonnen – und das, obwohl er verletzt war.“

In seiner abschließenden Pressekonferenz räumte Djokovic knapp eine halbe Stunde später dann ein: „Zum Ende des ersten Satzes hin, habe mehr Schmerzen gespürt. Es war zu viel." Er gab auch zu: „Hätte ich den ersten Satz gewonnen, hätte ich es vielleicht weiter versucht für ein paar Spiele.“

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Auf wen Zverev am Sonntag im Endspiel treffen wird, stellt sich am Freitagmorgen ab 9:30 Uhr deutscher Zeit heraus, wenn der Titelverteidiger Jannik Sinner im zweiten Halbfinale auf Ben Shelton aus den USA trifft. Fest steht, Djokovic wird seinen Kumpel anfeuern: „Ich wünsche Sascha nur das Beste. Er verdient seinen ersten Grand-Slam-Titel. Ich werde ihn anfeuern und hoffen, dass er ihn endlich gewinnt.“

Für Zverev selbst schien noch gar nicht ganz deutlich zu sein, dass er nun in seinem ersten Australian-Open-Endspiel steht. „Natürlich freue ich mich“, sagte er. Mit einem Blick auf seine Gegner legte er aber wieder zum Scherzen an und reagierte auf die Frage hin, was er denkt, was in dem Match zwischen Sinner und Shelton passieren wird, gewohnt unterhaltsam: „Ben wird mit 240 km/h servieren und Jannik wird diesen Aufschlag returnieren, als wäre er ein Schmetterling. Nein, es sind beides tolle Spieler. Jeder der in einem Halbfinale bei einem Major steht, verdient es dort zu sein. Es wird mit Sicherheit ein gutes Match.“

Der Deutsche hat nun einen Tag Verschnaufpause bis er am Sonntag im Finale ab 9:30 Uhr entweder gegen Sinner oder Shelton nach seinem ersten Major-Titel greifen kann.