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Alexander Zverev und Novak Djokovic waren zwei der Spieler, hinter denen vor ihrem Start bei den Australian Open 2025 ein großes Fragezeichen klaffte. Denn der Deutsche sagte aufgrund einer Armverletzung seine Viertelfinal-Partie beim United Cup ab und Djokovic kehrte nach einer langen Pause mit seinem neuen Coach Andy Murray zurück auf die große Tennisbühne.

Um sich wieder zu erholen, startete Zverev mit wenig Trainingspraxis ins Turnier – und war dabei durchaus erfolgreich. Über die ersten drei Runden, in denen er auf Lucas Pouille, Pedro Martinez und Jacob Fearnley traf, gab er keinen Satz ab. Doch auch wenn die folgenden zwei Partien gegen Ugo Humbert und Tommy Paul deutlich nervenzehrender und enger waren, zeigte der 27-Jährige starke Nerven und musste nicht einmal über die volle Distanz von fünf Sätzen gehen.

„Im letzten Jahr habe ich nur einen klaren Drei-Satz-Sieg eingefahren. Das ist schon ein großer Unterschied“, verglich Zverev seinen diesjährigen Einzug ins Australian-Open-Halbfinale mit dem aus dem Vorjahr. „Diesmal will ich aber zwei Schritte weitergehen und mir hoffentlich die Chance geben, um den Titel zu spielen.“

Im Head-2-Head führte Paul mit 2:0 gegen Zverev. Diese Statistik hat der Deutsche mit seinem Sieg am Dienstag bei den Australian Open nun verbessert.

Im Head-2-Head führte Paul mit 2:0 gegen Zverev. Diese Statistik hat der Deutsche mit seinem Sieg am Dienstag bei den Australian Open nun verbessert.

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Novak Djokovic gibt zu: "Ich bin beunruhigt"

Doch auch Djokovic zeigte unter Murray klar, dass er nach wie vor zu den großen Favoriten auf den Titel gehört. Genau wie Zverev musste er maximal über vier Sätze gehen. Dabei beeindruckte der Serbe vor allem in der Viertelfinal-Partie gegen Carlos Alcaraz, die er mit 4:6, 6:4, 6:3, 6:4 für sich entschied.

Länger als knapp dreieinhalb Stunden stand keiner der beiden Spieler in einem einzelnen Match auf dem Platz. Während Zverev auf eine Gesamt-Spielzeit von zwölf Stunden und drei Minuten kommt, steht Djokovic bei 13 Stunden und 39 Minuten.

Aber dennoch gibt es einen großen Unterschied zwischen beiden Spielern – vor allem, was die physischen Voraussetzungen angeht. Während Zverev nämlich topfit zu sein scheint und ihn seine Verletzung im Arm nicht weiter beeinträchtigt, konnte Djokovic sein Match gegen Alcaraz nur durch die Einnahme von Schmerzmitteln zu Ende spielen.

„Ich bin beunruhigt“, gab er nach seinem Sieg über den Spanier in der Pressekonferenz zu. Genau wie 2023 war es wieder der Oberschenkel, der dem ehemaligen Weltranglisten-Ersten zu schaffen machte. Das war vermutlich auch der Grund dafür, dass Djokovic seine Trainingseinheit am Donnerstag sausen ließ. Denn mit einer umfangreichen Erholungsphase erhoffte er sich für das Match gegen Zverev gewappnet zu sein. „Mental und emotional mache ich mir keine Sorgen. Physisch könnte es Probleme geben. Aber ich habe jetzt einen zusätzlichen Tag ohne Match, also werde ich jede Stunde des Tages und der Nacht nutzen, mich auf das Halbfinale vorzubereiten“, so Djokovic noch am Dienstag.

Djokovic spielte mit einem bandagierten Bein sowie unter Schmerzmitteln gegen Carlos Alcaraz – und er war trotzdem in vier Sätzen gegen den Spanier erfolgreich.

Djokovic spielte mit einem bandagierten Bein sowie unter Schmerzmitteln gegen Carlos Alcaraz – und er war trotzdem in vier Sätzen gegen den Spanier erfolgreich.

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Alexander Zverev & Novak Djokovic im direkten Vergleich

Alexander Zverev

vs.

Novak Djokovic

27

Alter

37

Alexander Zverev senior

Coach

Andy Murray

2013

Auf der Tour seit…

2003

23

Karrieretitel

99

2

Aktuelles Ranking

7

7:0 (100%)

Gewinn-Quote in diesem Jahr

7:1 (85%)

12:03

Stunden auf dem Court in Melbourne

13:39

5

Direkter Vergleich

8

Rein auf der physischen Ebene scheint es aktuell so, als wäre der deutsche Topspieler Djokovic um Meilen überlegen. Aber: Diese Annahme wird man wohl auch über Carlos Alcaraz gehabt haben, bevor er gegen Djokovic im Viertelfinale ausschied.

Alexander Zverev mit klarem Ziel

Wie allerdings so viele Coaches und Experten immer sagen, ist Tennis ein Sport, der in den meisten Fällen auf der mentalen Ebene entschieden wird. Und hier wird es spannend zu beobachten sein, ob vor allem Zverev mittlerweile genau diese Top-Klasse an mentaler Reife erreicht hat. Über viele Jahre hinweg, war das vermutlich einer der ausschlaggebenden Punkte dafür, dass der Hamburger noch keinen Major-Titel gewinnen konnte.

Aber der 27-Jährige scheut sich nicht, seine Ziele klar und offen auszusprechen. Auf die Frage hin, was passieren müsste, dass Zverev die Australian Open als erfolgreiches Turnier für sich ansieht, entgegnet er deutlich: „Ich würde gerne gewinnen, das ist sicher. Ich denke, dass ich auf diesem Level angekommen bin, wo ich genau das als Erfolg bezeichnen würde. Davon bin ich noch zwei Matches entfernt, aber ich hoffe, dass ich das schaffe.“

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Zverev physisch fitter – Djokovic motiviert von Kritikern und Murray

Während Zverev also von seinem Ziel vom Grand-Slam-Titel angetrieben wird, gibt es bei Djokovic zwei ganz andere Faktoren, die ihn jeden Tag aufs Neue motivieren, seine Bestleistungen abzurufen: Kritiker und sein neuer Coach Andy Murray. „Viele Leute zweifeln mich schon mein ganzes Leben lang an. Sie versuchen dauernd die Dinge zu zerstören, die ich erreicht habe. Das ist ein Teil der Karriere eines erfolgreichen Athleten“, sagte Djokovic am Dienstag. „Das ist allerdings nichts, was mich schwächt. Ganz im Gegenteil: Es motiviert mich, den Leuten zu beweisen, dass ich noch immer in den größten Stadien, bei den größten Turnieren, auf dem besten Level der Welt gewinnen kann.“

Genau das scheint Djokovic auch seinem ehemaligen Konkurrenten und mittlerweile neuen Teammitglied Murray beweisen zu wollen. Denn der Serbe ist nicht nur sehr geschmeichelt, dass Murray ihn begleitet, sondern hat auch das Gefühl eine immer tiefere Bindung sowie ein besseres Verständnis zu ihm aufbauen zu können. „Ich fühle mich mit Andy von Tag zu Tag mehr verbunden“, beschrieb Djokovic das Verhältnis nach dem Sieg über Alcaraz. „Wir stehen jeden Tag vor Herausforderungen. Die Leute sehen das natürlich nicht. Aber ich versuche, das Beste aus jedem Tag zu machen und gemeinsam mit ihm zu wachsen. Er hat sich so sehr, wie er nur konnte, für meine Karriere und dieses Turnier eingesetzt.“

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2024 beendete Andy Murray seine Karriere. Nun begleitet er Novak Djokovic als Coach. "Ich bin sehr dankbar, dass er hier ist", sagte der Serbe über seinen neuen Weggefährten.

2024 beendete Andy Murray seine Karriere. Nun begleitet er Novak Djokovic als Coach. "Ich bin sehr dankbar, dass er hier ist", sagte der Serbe über seinen neuen Weggefährten.

Mit Coach Andy im Rücken und einer langen Erholungspause von fast zwei Tagen will Djokovic dann gegen Zverev am Freitag ab 04:30 Uhr deutscher Zeit angreifen. „Zverev ist in guter Form und er strebt seinen ersten Grand-Slam-Titel an. Ich habe ihn spielen gesehen und mit ihm trainiert. Ich glaube, er liebt diese Bedingungen“, analysierte Djokovic. „Er hat einen starken Aufschlag und ist auf diesem Belag ein sehr schwieriger Gegner.“

Auch Zverev blickt mit größtem Respekt auf seinen Tourkollegen, der nun zu seinem Halbfinal-Gegner bei den Australian Open wird. „Er hat das Turnier zehnmal gewonnen, also weiß er bestens, was es braucht, um hier zu gewinnen“, so Zverev. „Wir hatten hier einige intensive und gute Matches, deshalb freue ich mich sehr, auf diese Herausforderung.“

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Noch vor Start der Australian Open traten Zverev und Djokovic in der Opening-Week gegeneinander an.

Noch vor Start der Australian Open traten Zverev und Djokovic in der Opening-Week gegeneinander an.

Zwar ist Zverev dem Serben vermutlich rein physisch deutlich überlegen, dafür profitiert Djokovic von der Ansetzung der Partie. Denn Zverev liebt es eigentlich am Abend zu spielen, da die Bedingungen ihm besser liegen: „Hier in Australien hat man das Gefühl, wenn man tagsüber spielt, dass es fast langsamer ist als nachts, weil der Ball nachts durch den Platz geht und tagsüber hochspringt.“

Aber bereits gegen Tommy Paul im Viertelfinale konnte Zverev diese Hürde überwinden, sein Spiel finden und gewinnen. Mit Djokovic wartet nun allerdings ein deutlich erfahrenerer Spieler auf den Deutschen, der nicht nur im direkten Vergleich, sondern auch mit seinen außerordentlich guten Auftritten in Melbourne vor Zverev liegt. Die Frage ist nur: Kann ein physisch schwächerer aber erfahrener Djokovic einen hochmotivierten Alexander Zverev von seinem Weg ins Australian-Open-Endspiel abbringen?