Arthur Rinderknech hatte mit der Hitze bei US Open 2024 zu kämpfen.

Vier Stunden und neun Minuten spielte Arthur Rinderknech am Mittwochmittag in der New Yorker-Sonne gegen Andrey Rublev. Mit 2:0-Sätzen ging der Franzose in Führung. Es schien, als würde er für eine große Überraschung sorgen und den Top-Ten-Spieler Rublev aus dem Turnier kegeln.

Doch die Hitze brachte Rinderknech ins Straucheln. Das Thermometer zeigte am Mittwochnachmittag über 35 Grad Celsius an, hinzu kam eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Bei jedem Seitenwechsel versuchte der Franzose sich auf verschiedene Weisen abzukühlen, um sein Niveau halten zu können: „Wir haben einen Schlauch am Platz, der frische Luft bläst. Es fühlt sich gut an, aber es reicht nicht. Ich hatte einen Eisbeutel in der Eiswürfelschale nebenan sowie ein eiskaltes Handtuch, das ich mir bei jedem Seitenwechsel um den Hals legte“, sagte er der L’Equipe. „Ich habe, glaube ich, 15 Ein-Liter-Flaschen getrunken. Ich habe alles gegessen, was ich konnte, aber es ist so schwer zu essen, wenn es so heiß ist.“

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Schon häufig war es in der Vergangenheit zu Zwischenfällen aufgrund der Wetterbedingungen bei den amerikanischen Turnieren gekommen. In März diesen Jahres kollabierte Rinderknechs Landsmann Arthur Cazaux bei den Miami Open und musste im Rollstuhl abtransportiert werden. Dem Argentinier Tomas Martin Etcheverry, der nach einem Sieg über Francisco Cerundolo die dritte Runde bei den US Open erreichte, stieg die Hitze während seines Matches ebenfalls zu Kopf. Völlig unerwartet musste er sich nach einem Ballwechsel übergeben. "So ging es mir auch einige Male", bestätigte Rinderknech. "Es ist so heiß, dass man nonstop trinken möchte. Jeder Tropfen Wasser ist ein riesiges Glücksgefühl. Aber das Problem ist, dass man so durstig ist, dass man wie verrückt trinkt und zu viel Wasser im Körper hat. Es kommt automatisch hoch."

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Genau wie viele andere Spieler ließen auch die Kontrahenten Rublev und Rinderknech einen Physio und Arzt auf den Platz kommen. Während Rublev sich über einen vollen Bauch beschwerte: „Ich glaube, ich habe zu viel getrunken und gegessen. Es fühlt sich an, als hätte ich ein Baby im Bauch“, ließ Rinderknech sich immer wieder behandeln. Er erzählte: „Ich rief den Physio (für Massagen).“

Ich möchte anerkennen, dass der Schiedsrichter sehr verständnisvoll war. Er erlaubte uns eine weitere Pause. Sie sind nicht immer so gnädig.

In den Toilettenpausen verzog Rinderknech sich in die Katakomben der Tennisanlage: „Ich ging in die Umkleidekabine, legte die Beine hoch, schloss die Augen und versuchte zu atmen: Das habe ich achteinhalb Minuten gemacht. Es gab einen Ventilator, der Luft hineinblies. Wenigstens war da keine Sonne, die mir das Gesicht verbrannte. Mein Gesicht sagt alles: ich bin rot.“

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Weiter berichtete Rinderknech gegenüber der L’Equipe, dass ein Zuschauer auf den Rängen zusammengebrochen sei: „Es gab eine zehnminütige Unterbrechung. Warum es keine weiteren Zusammenbrüche gab, weiß ich nicht.“ Trotz der heiklen Zustände für die Spieler, lobte der Franzose den Schiedsrichter: „Ich möchte anerkennen, dass der Schiedsrichter sehr verständnisvoll war. Er erlaubte uns eine weitere Pause. Sie sind nicht immer so gnädig. Bei 4 Stunden und 15 Minuten Spielzeit in der totalen Hitze ist es gut, dass der Schiedsrichter angemessen gehandelt hat.“

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Rinderknech bei über 35 Grad Celsius: "Mir war kalt, weil es mir so schlecht ging. Im zweiten & dritten Satz habe ich gefroren. Ich habe vor Kälte gefroren."

Dass Rublev und Rinderknech sich keine Punkte schenkten und beiden ein Sieg enorm viel zu bedeuten schien, machte das Battle gegen die Hitze nicht unbedingt leichter. Im zweiten Satz, den Rinderknech trotz einem 1:3-Rückstand gewinnen konnte, duellierten sich die Profis mit einem Ballwechsel über 37 Schläge. Je länger der Ballwechsel dauerte, umso lauter stöhnte der Franzose. Als er den letzten Vorhandschlag von Rublev nicht mehr erreichen konnte, ließ sich der 29-jährige Top-100-Spieler auf den Platz fallen. Fast regungslos blieb er auf dem Rücken liegen.

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„Ich konnte einfach nicht mehr. Ich war von Kopf bis Fuß laktisch und konnte den Ball nicht mehr nach vorne bringen“, sagte der Franzose über seinen Gesundheitszustand nach dem langen Ballwechsel. Laktisch bedeutet in diesem Fall, dass der Milchsäure-Spiegel im Blut zu hoch war. Die Konsequenz dessen ist das Brennen und Ermüden der Muskulatur bis hin zu Krämpfen. Weiter erklärte er: „Es ist, als ob du einen 400-Meter-Lauf beendest, aber es ist dein 30. an diesem Tag. Du kannst nicht mehr. Mir war kalt, weil es mir so schlecht ging. Im zweiten und dritten Satz habe ich gefroren. Ich habe vor Kälte gefroren.“

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Daniil (Medvedev) hat einmal gesagt, dass eines Tages ein Kerl auf dem Platz sterben wird. Ich weiß nicht, ob er sterben wird, aber es wird etwas passieren.

Die 2:0-Satzführung, die Rinderknech gegen Rublev aufgebaut hatte, konnte er nicht halten. Die nächsten drei Sätze entschied der Russe deutlich für sich. Endstand: 4:6, 5:7, 6:1, 6:2, 6:2.  Dennoch kann sich der Franzose nichts vorwerfen, denn er hat alles versucht, um mit den Bedingungen zurechtzukommen.

Eine letzte Warnung sprach er dennoch aus: „Ich warte auf den Tag, an dem es kracht. Auf dem Platz sind wir alle Schrotthunde. Nicht ein Spieler lässt etwas liegen. Wir denken nicht nach, wir stürmen einfach los. Es ist 4000 Grad heiß und gefährlich“, sagte er über den Ehrgeiz der Profis. „Dieses Jahr haben sie die Bälle enorm verlangsamt. Also gibt es längere Ballwechsel, längere Matches. Und die Zeit zwischen den einzelnen Punkten wird immer kürzer! Daniil (Medvedev) hat einmal gesagt, dass eines Tages ein Kerl auf dem Platz sterben wird. Ich weiß nicht, ob er sterben wird, aber es wird etwas passieren.“