Alexander Zverev in Hamburg: "Brauche diese positiven Emotionen jetzt"

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HAMBURG — Eigentlich war alles anders geplant. Ebenso wie Lorenzo Musetti und Tommy Paul hätte auch Jannik Sinner in Hamburg aufschlagen sollen. Doch sie alle erreichten das Halbfinale in der ewigen Stadt und sagten somit auf ihre Teilnahme am Rothenbaum ab. Die deutsche Nummer eins Alexander Zverev hingegen war über die neue Terminierung der Bitpanda Hamburg Open eine Woche vor Roland Garros nicht gerade begeistert. Deshalb verzichtete der gebürtige Hamburger vorerst auf seine Meldung – und das, obwohl er vor zwei Jahren den Titel in seiner Heimatstadt holte und 2024 erneut im Finale stand.

Doch nachdem der 28-Jährige im Viertelfinale von Rom scheiterte und somit nicht seinen Titel verteidigen konnte, ergab sich eine neue Wendung. „Ich hab’s eigentlich nicht geplant“, gab Zverev zu, nachdem er vom Flughafen in den Pressekonferenzraum im Stadtteil Rotherbaum geeilt war. „Es war alles sehr, sehr spontan. Ich bin aus Rom zurückgekommen und hatte ein paar Tage frei.“

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Während Zverev also „Urlaub machte“, wie er selbst sagt, führte sein Team Gespräche mit dem Turnierdirektor der Hamburg Open. „Die Entscheidung kam dann am Freitag um 15:30 bzw. 16 Uhr.“ Wenige Minuten später folgte dann die Pressemitteilung der Veranstalter, die zwar einige Absagen verkünden mussten, aber gleichzeitig auch die überraschendste Nachricht für alle Hamburger-Tennisfans veröffentlichten.

Zurück in der Heimat & zurück bei den Wurzeln seiner Profi-Karriere. Alexander Zverev spielt auch 2025 wieder am Hamburger Rothenbaum.

Zurück in der Heimat & zurück bei den Wurzeln seiner Profi-Karriere. Alexander Zverev spielt auch 2025 wieder am Hamburger Rothenbaum.

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Alexander Zverev: Mit der Energie aus Hamburg nach Roland Garros

Als gebürtiger Hamburger und mehr als erfolgreicher Tennisspieler genießt Zverev nämlich ein großes Ansehen in der Stadt im Norden Deutschlands. Wenn sein Name auf der Meldeliste des Traditionsturniers auftaucht, strömen die Fans nur so auf die Anlage am Rothenbaum, um ihren Star zu feiern. Ein lockerer Spaziergang über die Anlage? Daran ist für Zverev nicht zu denken. Sobald nur eine Person den Weltranglisten-Zweiten erblickt, bildet sich eine riesige Menschentraube um ihn. Auch die Ränge sind immer prall gefüllt, sobald der Olympia-Sieger von 2021 den Centre Court betritt.

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Und das ist genau das, was Zverev nun kurz vor Roland Garros braucht. „Hamburg ist ein Ort für mich, der sehr viele positive Emotionen aus mir rausbringt und etwas in mich bringt, was ich jetzt gerade brauche.“ Was er meint? „Ich kann diese Positivität und die positive Emotionen von den Zuschauern sehr gebrauchen, auch für Paris.“

Ganz spontan reiste Zverev kurz vor Roland Garros noch in seine Heimat, um sich dort auf Paris bei den Bitpanda Hamburg Open vorzubereiten.

Ganz spontan reiste Zverev kurz vor Roland Garros noch in seine Heimat, um sich dort auf Paris bei den Bitpanda Hamburg Open vorzubereiten.

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Natürlich kommen diese Gefühle auch aus seinem gewohnten Umfeld. Schließlich kann der 28-Jährige während der Hamburg Open in seinem Kinderzimmer schlafen – in dem Haus, in dem er aufgewachsen ist. „Ich bin hier, weil ich den Ort liebe, es ist immer noch meine Heimat.“ Dazu trägt auch sein Umfeld bei: „Wir sind mit der ganzen Familie hier. Alle Kinder sind hier. Das wird eine schöne Woche werden“, freute er sich.

Das Besondere an dieser Gesellschaft? Sie sehen ihn als den Menschen, der er ist, behandeln ihn nicht wie einen der größten Sportler Deutschlands. „In meinem Haushalt kann ich mich frei bewegen. Da interessiert es keinen. Die drei Kinder, die zwei Hunde interessiert es nicht, dass ich vielleicht ein besserer Tennisspieler als manche andere bin – oder halt auch schlechter in letzter Zeit“, fügte er grinsend an. „Ich werde einfach meine Zeit im familiären Umfeld, zu Hause, in meinem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, genießen. Das wird mir gut tun“, war er sich sicher.

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Alexander Zverev in Hamburg: Der Ort, an dem alles begann

Auch wenn Zverev sich auf seine vertraute Umgebung und eine Runde Golf im Golf und Country Club Treudelberg freut, steht für ihn nach wie vor der Sport im Fokus. Die knappe Terminierung vor Roland Garros bereitet ihm aber keine Sorgen. „Das Finale ist am Samstag, ich könnte dann immer noch zwei Tage frei haben und mich auf Paris vorbereiten“, so der 28-Jährige. Bis Samstag will Zverev auch sicher in seiner Heimat bleiben. „Ich werde nicht ein Turnier spielen, ins Viertelfinale kommen und sagen, dass es mir dann reicht. Das habe ich noch nie gemacht. Ich bin hier, um so viele Matches wie möglich zu gewinnen.“

Schon mehrfach haben ihm die Hamburg Open eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein beschert – und das nicht nur, als er 2023 seinen langersehnten ersten Titel in seiner Heimat gewann. Denn die Geschichte mit dem Turnier fing schon viel früher an, nämlich als Zverev 2014 mit 17 Jahren völlig überraschend ins Halbfinale einzog und dabei unter anderem Robin Haase, Mikhael Youzhny und einen weiteren Hamburger Tobias Kamke bezwang. Zwar hatte das junge Talent wenige Wochen zuvor seinen ersten Challenger-Titel in Braunschweig gewonnen, doch Hamburg öffnete ihm dann endgültig die Tür auf die ATP-Tour.

Vor seinem Sieg in Braunschweig stand der 17-Jährige noch auf Platz 665 im ATP-Ranking. Nach dem Challenger-Turnier und den Hamburg Open kletterte er schließlich unter die Top 200. Die Top 100 knackte er schließlich ein Jahr später, als er den nächsten Challenger-Titel in Heilbronn einfuhr.

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Alexander Zverev über Justin Engel: "Dann wird weltweit über ihn gesprochen!"

Im gleichen Alter, in dem sich Zverev bei seinem Hamburg-Halbfinaleinzug 2014 befand, ist auch die deutsche Nachwuchshoffnung Justin Engel, der ebenfalls eine Wildcard für die Hamburg Open erhalten hat. „Er ist ein super Talent. Er kann sehr, sehr gutes Tennis spielen. Das ist völlig klar. Das sieht man auch. Aber von den Resultaten sind andere Spieler einfach weiter als er“, analysierte Zverev den 17-jährigen Nürnberger. „Er hat das Talent und die Schläge sind da.“

Nichtsdestotrotz erinnert sich Zverev auch an seine Anfänge als Profi zurück: „Über mich hat man angefangen zu reden, als ich hier im Halbfinale gespielt habe. Nicht davor, als ich in der zweiten oder dritten Runde bei Challengern stand. Ich hatte diesen Sommer, als ich 17 Jahre alt war, einen Riesen-Challenger in Braunschweig gewonnen habe und direkt hier Halbfinale gespielt habe. Dann bin ich um 130 Plätze in der Welt gestiegen. Wenn er diesen Schritt auch macht, wann wird nicht nur in Deutschland, sondern weltweit über ihn gesprochen.“

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Es war, als hätte ich ein bisschen Burn-Out gehabt. Es war einfach zu viel für meinen Körper.

Doch wie Zverev häufig betont, liegt sein Fokus jetzt erst einmal auf ihm, seinem Spiel und seinem großen Ziel – dem ersten Grand-Slam-Titel. Dazu zählt auch den Frühling in Südamerika hinter sich zu lassen, der Zverev auch körperlich an seine Grenzen gebracht hatte. „Es war, als hätte ich ein bisschen Burn-Out gehabt. Nach Australien bin ich nach Hause geflogen und nach vier Tagen gleich nach Argentinien weitergereist. Es war einfach zu viel für meinen Körper“, gestand er auch in Hamburg zum wiederholten Mal.

Zwar will der Hamburger nun am Rothenbaum die bestmögliche Vorbereitung auf Roland Garros bekommen, dass der Weltranglisten-Erste Sinner aber nicht dabei ist, stört ihn jedoch nicht. „Den werde ich im Laufe des Jahres noch oft genug sehen, hoffe ich mal“, erklärte er lachend.

Wie Zverev selbst bestätigte, sind es aktuell eher die Matches in den frühen Runden, in denen er öfter mit seinem Spiel hadert. Wenn er dann aber im Turnier angekommen ist, „kann ich jeden schlagen“.

Alexander Zverev startet am Montag, den 19. Mai, gegen einen Qualifikanten in die Hamburg Open 2025.

Alexander Zverev startet am Montag, den 19. Mai, gegen einen Qualifikanten in die Hamburg Open 2025.

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Mit Francisco Cerundolo ist in Hamburg aber auch einer der Spieler am Start, der Zverev in den vergangenen Wochen gleich zweimal bezwingen konnte. Die gute Nachricht: Auf den Argentinier kann er erst im Finale treffen, da er in der anderen Hälfte der Auslosung steht. In seiner Hälfte stehen dafür alle weiteren deutschen Spieler: Daniel Altmaier, Jan-Lennard Struff, Justin Engel und Diego Dedura.

Das Sammeln der positiven Emotionen zurück bei seinen Wurzeln der Profikarriere beginnt für Zverev bereits am Montag, den 19. Mai, mit einem Match gegen einen Qualifikanten.