Alexander Zverev im Exklusiv-Interview mit Tennis Channel DE

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WATCH: Zverevs Exklusiv-Interview mit Matt Fitzgerald (auf Englisch) ⬆️

Die Enttäuschung stand Alexander Zverev nur so ins Gesicht geschrieben, als er sein drittes Grand-Slam-Finale Ende Januar verloren hatte. Nach der Drei-Satz-Niederlage gegen Jannik Sinner sagte er niedergeschlagen: „Ich bin einfach nicht gut genug.“

Nachdem er sich mit seinem Final-Rivalen im Anschluss ein Flug zurück nach Europa teilte und er noch ein Bild gemeinsam mit Sinner veröffentlichte, wurde es eher ruhig um den 27-Jährigen. Wie er im Interview mit Tennis Channel DE verriet, fokussierte er sich gleich wieder auf die wichtigen Dinge, wie sein Training – an eine Pause ohne Schläger war nicht zu denken!

Alexander Zverev ist dafür bekannt, akribisch auf dem Trainingsplatz zu arbeiten.

Alexander Zverev ist dafür bekannt, akribisch auf dem Trainingsplatz zu arbeiten.

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Doch nun kehrt Alexander Zverev in Südamerika auf die Tennistour zurück. Dort leitet er nämlich kurz vor dem Sunshine Double in Indian Wells und Miami schon mal die Sandplatzsaison ein. Allerdings machten seine Koffer einen Umweg über die Malediven, weshalb er in den ersten Tagen ohne Gepäck dastand.

Alexander Zverev beim Golden Swing: Von Buenos Aires, Rio & Acapulco bis nach Las Vegas

Aber warum entschied sich Zverev dazu, vor den Hartplatzturnieren auf den roten Untergrund zu wechseln? „Das hatte gleich zwei Gründe“, erklärte er nun kurz vor seinem Start in Buenos Aires. Nach dem 250er-Turnier in Argentiniens Hauptstadt wird der gebürtige Hamburger dann in Rio de Janeiro aufschlagen, bevor er wieder auf Hartplatz in Acapulco wechselt. Außerdem stehen noch ein Exhibition-Turnier in Las Vegas, der MGM Rewards Slam, sowie die Charity-Veranstaltung Desert Smash auf seiner Agenda.

Welche Intention hinter seinem veränderten Turnierkalender für 2025 steckt, wie er die Finalniederlage gegen Sinner in Melbourne weggesteckt und wie er sich mental in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat, verrät er im Exklusiv-Gespräch mit Tennis Channel DE.

Dieses Interview wurde am Montag, den 10. Februar, via Zoom geführt.

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Alexander Zverev: "Mein Hauptfokus ist Roland Garros"

Sascha, die erste Frage: Ist dein Gepäck mittlerweile in Buenos Aires angekommen?

Nein, noch nicht. Es ist vor mir in Urlaub geflogen (lacht). Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich meine, von Europa nach Argentinien, aber auf die Malediven? Das ist quasi die andere Seite der Welt. Aber anscheinend ist es möglich (lacht).

Erfolgreicher Sandplatz-Spieler: Zverev hat bereits acht ATP-Titel auf der roten Asche gewonnen.

Erfolgreicher Sandplatz-Spieler: Zverev hat bereits acht ATP-Titel auf der roten Asche gewonnen.

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Es ist ganz offensichtlich, dass du eine gute Bilanz auf Sand hast, wenn man an deine Masters-Titel und deine konstanten Leistungen in Roland Garros denkt. Dennoch war es eine interessante Entscheidung, dass du in diesem Jahr gleich zweimal den Belag von Hartplatz auf Sand wechseln wirst und nun bei den Turnieren in Buenos Aires und Rio de Janeiro aufschlagen wirst. Was hast du dir dabei gedacht?

Das waren zwei Dinge. Nummer eins: Ich habe immer gute Dinge gesehen und auch gehört über diesen Lateinamerika-Swing. Ich wollte diese Länder schon immer mal besuchen. Das war Punkt eins. Der zweite Grund: Wie vermutlich viele Leute wissen, habe ich im vergangenen Jahr nach Shanghai meinen Schläger gewechselt.

Ich wollte nun einfach so schnell wie möglich mit diesem neuen Schläger auf Sand spielen. Es ging mir darum herauszufinden, wie es sich anfühlt und was der Schläger mir gibt.

Denn es ist kein Geheimnis: Mein Ziel und mein Hauptfokus ist Roland Garros. Darauf schaue ich aktuell. Ich möchte ein Grand-Slam-Turnier gewinnen und meine beste Leistung bei diesen Turnieren bringen. Auf dieses Event schaue ich. Deshalb wollte ich so früh es ging, auf Sand spielen, um auch so viel es geht auf Sand spielen zu können. Denn ich will meinen Rhythmus auf diesem Belag finden.

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Alexander Zverev: "Ich werde immer wieder zurückkommen & versuchen, zu gewinnen!"

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Ich bereue, nach einem Grand-Slam-Finale gesagt zu haben, dass ich nicht gut genug bin.

Apropos Grand-Slams. Nach dem Australian-Open-Finale warst du sehr hart zu dir selbst, als du sagtest, dass du nicht gut genug wärst. Jetzt ist etwas Zeit vergangen. Wie schaust du jetzt auf deinen Start ins Jahr 2025?

Ich war offensichtlich mental total am Boden. Ich war super enttäuscht mit dem Finale und wie es gelaufen ist. Wenn ich jetzt zurückblicke, bereue ich, was ich gesagt habe. Ich bereue, nach einem Grand-Slam-Finale gesagt zu haben, dass ich nicht gut genug bin. Denn am Ende des Tages war ich im Finale nicht gut genug. Jannik war deutlich besser als ich und er hatte es verdient zu gewinnen. Er war der bessere Spieler.

Dennoch musst du weiter an dich selbst glauben. Du musst glauben, dass du es schaffen kannst, bei Grand Slams und auf großen Bühnen zu gewinnen. In diesem Moment habe ich mich von meinen Emotionen überrollen gelassen. Ich habe nicht die richtigen Dinge über mich und meine Zukunft gesagt. Aber weißt du, ich glaube, dass ich es noch kann. Jetzt sind ein paar Wochen vergangen. Ich glaube noch immer, dass ich in diesem Jahr einen Grand-Slam-Titel gewinnen kann und das auch tun werde. Dann hoffe ich, dass in den nächsten Jahren weitere Titel folgen.

Jannik Sinner besiegte Alexander Zverev mit 6:3, 7:6, 6:3 im Australian-Open-Finale 2025.

Jannik Sinner besiegte Alexander Zverev mit 6:3, 7:6, 6:3 im Australian-Open-Finale 2025.

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Alexander Zverev: "Vor allem wenn ich verliere, kann ich nicht ruhig bleiben."

Hast du dir selbst nach den Australian Open etwas Freizeit gegönnt, in der du keinen Schläger angefasst hast? Oder bist du gleich wieder ins Training gestartet?

Das kann ich nicht. Darin bin ich wirklich schlecht. Ich kann einfach keine Pause machen. Vor allem wenn ich verliere, kann ich nicht ruhig bleiben. Ich muss los und trainieren gehen. Ich muss etwas machen. Denn ich brauche das Gefühl, dass ich besser werde. Wenn ich nichts tue, habe ich das Gefühl, dass ich nicht besser werden kann. Also bin ich nach Hause geflogen und am Dienstagabend gelandet. Ich hatte am Mittwoch noch einige Dinge zu erledigen und am Donnerstag habe ich gleich wieder trainiert.

Nach dem Finale hast du ein Bild mit Jannik Sinner aus dem Flugzeug gepostet. Wie war eure gemeinsame Reise?

Das war lustig. Aber klar, wir waren beide erschöpft und haben viel geschlafen. Als wir wach waren, haben wir gemeinsam Zeit hinten im Flugzeug verbracht. Dort gab es einen Bar-Bereich. Tatsächlich war auch Thanasi Kokkinakis im gleichen Flugzeug wie wir, weil er nach Stockholm zum Davis Cup geflogen ist. Wir hatten viel Spaß, haben uns viel unterhalten, aber mehr über unsinniges Zeug, nicht wirklich über Tennis. Das würde die Fans nicht interessieren. Trotzdem hatten wir eine gute Zeit.

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Nach dem Golden-Swing in Lateinamerika steht für der MGM Rewards Slam in Las Vegas an. Dort spielst du unter anderem mit Jannik Sinner. Wie anders fühlt es sich an, in einem solchen Umfeld gegen deinen Rivalen zu spielen als in einem Grand-Slam-Finale?

Ich versuche immer, die Gesellschaft von großen Spielern und einzigartigen Persönlichkeiten zu genießen. Aber in Las Vegas sind wir natürlich für die Fans vor Ort, um sie zu unterhalten und einfach viel Spaß zu haben. Das ist ganz anders als bei Grand-Slam- oder anderen Turnieren. Jeder wird es genießen. Ich war einmal in Vegas, als ich acht Jahre alt war. Also weiß ich nicht mehr so viel davon. Ich konnte die Stadt nie erleben.

Deshalb freue ich mich darauf, vielleicht in ein oder zwei Casinos Halt zu machen, die Atmosphäre einzufangen und ein Gefühl für die Stadt zu bekommen.

Gleichzeitig will ich natürlich meine Zeit dort genießen.

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Alexander Zverev: "Habe sehr viel Zeit damit verbracht, mental stärker zu werden"

Ein anderes Thema. Deine Landsfrau Andrea Petkovic hat über dich gesagt, dass sie glaubt, dass du einer der mental-stärksten Spieler bist und sie niemandem zustimmen würde, der etwas anderes behauptet. Wie reagierst du auf eine solche Aussage?

Das war nicht immer so. Ich hatte meine mentalen Schwächen über die letzten Jahre, vor allem zu Beginn meiner Karriere, als ich noch oft nervös geworden bin. Außerdem habe ich meine Emotionen häufig die Überhand gewinnen lassen: Ich habe Schläger zerstört, was ich heute nicht mehr tue.

Ich musste das also erst entwickeln. Das kam mit der Zeit oder vielleicht sogar mit dem Alter. Ich habe das Gefühl, dass ich mich über die Jahre als Mensch sehr verändert habe.

Das US-Open-Finale 2020 habe ich verloren, weil ich mental nicht stark genug war. Ich habe mit 2:0-Sätzen geführt, hatte ein Break Vorsprung im dritten Durchgang. Dann habe ich zum Satzgewinn im fünften Satz serviert, war nur zwei Punkte vom Sieg entfernt. Deshalb muss ich gestehen, dass ich verloren habe, weil mir die mentale Stärke gefehlt hat. Das hat sich mittlerweile geändert. Denn die letzten zwei Endspiele habe ich nicht deshalb verloren. In Roland Garros gegen Carlos bin ich müde geworden. In Australien war Jannik einfach besser als ich.

Deswegen habe ich das Gefühl, dass ich diesen Part deutlich verbessert habe. Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, mental stärker zu werden. Und wenn das in der Außenwelt so wahrgenommen wird, dann freut mich das sehr. Ich freue mich auch, dass meine eigenen Entscheidungen das möglich gemacht haben.

Mental gefestigt: Der 27-Jährige hat in den vergangenen Jahren hart an seiner mentalen Einstellung gearbeitet. "Wenn das in der Außenwelt so wahrgenommen wird, dann freut mich das sehr", sagt er.

Mental gefestigt: Der 27-Jährige hat in den vergangenen Jahren hart an seiner mentalen Einstellung gearbeitet. "Wenn das in der Außenwelt so wahrgenommen wird, dann freut mich das sehr", sagt er.

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Alexander Zverev über die NBA-Trades: "Einfach verrückt!"

Du bist ein großer Basketball-, vor allem NBA-Fan und unterstützt Miami Heat. Was denkst du darüber, was in den vergangenen Tagen in der NBA passiert ist?

Die NBA ist verrückt! Ich habe natürlich viele europäische Fans, die sich aber eher für Fußball interessieren. Was in der NBA abgeht, muss man dann erstmal erklären, zum Beispiel, wie es sein kann, dass ein Spieler zu einer anderen Mannschaft wechselt, ohne dass er ein Mitspracherecht hat. Der Handel von Luka Doncic und Anthony Davis war absolut wahnsinnig, einfach verrückt. Dennoch versteht niemand in Europa, wie genau das funktioniert, dass dort kein Geld fließt. Es geht nicht ums Geld? – Nein, es ist kein Geld im Spiel (lacht).

Diese Off-Season war vermutlich eine der verrücktesten. So etwas hat man vielleicht noch nie zuvor gesehen.

Unglaublich, wie viele Veränderungen stattgefunden haben. Natürlich: Jimmy Buttler, ein Freund von mir, ist von Miami zu den Golden State Warriors gewechselt. Dann gab es einige Veränderungen in Dallas und L.A. Es war viel los, aber es hat für Fans auch viel Spaß gemacht, das Ganze mitzuverfolgen.

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Auch dein olympischer Mitstreiter, Dennis Schröder, hat ein neues Team.

Gleich in der Sekunde, als ich gelesen habe, dass er nach Miami gehandelt wurde, habe ich ihm geschrieben: ‚Du bist bei Miami Heat. Auf geht’s!‘ Aber fünf Minuten später habe ich die News gesehen, dass er weiter zu einem anderen Team transferiert wurde und in Detroit gestrandet ist. Alleine in diesem Jahr hat er vier oder fünfmal das Team wechseln müssen. Ich wünsche ihm einfach, dass er ein beständiges Team findet und eine Mannschaft, die ihn wirklich zu schätzen weiß. Wenn das Detroit ist, dann ist das super! Ich war etwas enttäuscht, dass Miami ihn so einfach gehen lassen hat, weil ich dachte, dass das gut gewesen wäre. Und natürlich mag ich ihn einfach. Deshalb hoffe ich einfach, dass er diesen Ort findet, wo er und seine Arbeit geschätzt werden.