Coulibaly win

Ein unvergesslicher Moment für Eliakim Coulibaly – und ein echter Meilenstein für das afrikanische Tennis. Beim ATP Challenger Côte d’Ivoire Open 2 in Abidjan sicherte sich der 22-Jährige im vergangenen Monat mit einem packenden Finalsieg gegen den topgesetzten Aziz Dougaz seinen ersten Titel auf der ATP Challenger Tour – und das ausgerechnet auf heimischem Boden. Nach dem letzten Punkt fiel Coulibaly jubelnd auf den Rücken, während die Fans auf den Tribünen in Applaus ausbrachen.

Mit diesem historischen Erfolg wurde Coulibaly zum ersten Spieler von der Elfenbeinküste, der ein Challenger-Turnier gewinnen konnte. Der Triumph katapultierte ihn 53 Plätze nach oben auf Rang 271 der Weltrangliste – ein neues Karrierehoch.

„Es ist ein unglaubliches Gefühl, zu Hause zu gewinnen“, sagte Coulibaly im Anschluss. „Die Unterstützung während der ganzen Woche hat mir wirklich geholfen. Der Erste zu sein, dem das gelingt – das ist etwas ganz Besonderes.“

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Die Früchte harter Arbeit

Im Jahr 2021 gewann er seinen ersten Titel auf dem Pro Circuit. Es war sein erster von insgesamt neun Triumphen im tunesischen Monastir. Im November letzten Jahres hatte Coulibaly seinen ersten M25 Titel auf der ITF World Tennis Tour geholt.

Coulibalys Entwicklung als Spieler wurde über die Jahre von verschiedenen Förderprogrammen unterstützt, darunter auch durch seine Teilnahme am Player Development Pathway des internationalen Tennisverbands ITF.

Einen Großteil seiner Jugend verbrachte er im ITF/CAT-Trainingszentrum in Marokko – einem regionalen Hochleistungszentrum, das darauf ausgerichtet ist, aufstrebende Talente gezielt zu fördern und weiterzuentwickeln.

„Hier zu gewinnen sind auch die Früchte harter Arbeit und erfüllt mich mit Stolz“, erklärte Coulibaly.

Nun folgte also der nächste Schritt nach oben. Ein Erfolg, der weit über die persönliche Ebene hinausstrahlt – er steht für Aufbruch und Hoffnung auf einem ganzen Kontinent.

„Ich hoffe, dass durch meinen Heimerfolg der Tennissport auch etwas mehr weg vom Fußball in Richtung Tennis geht. Es soll auch den jungen Spielern zeigen, dass man etwas erreichen kann“, konstatierte der Ivorer und gab die Teilnahme an den Grand Slam Turnieren als großes Ziel aus.

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Arzel Mevellec: Challenger Tennis in Afrika

Dass es überhaupt wieder ein ATP Challenger Turnier in Afrika südlich der Sahara gibt, ist auch das Verdienst des französischen Turnierdirektors Arzel Mevellec. Mit Events in Kigali (Ruanda), Brazzaville (Republik Kongo) und nun auch Abidjan treibt er die Rückkehr des professionellen Tennis nach Zentralafrika voran – und das nach über 30 Jahren Pause.

„Ich habe mein Turnier in Quimper, einer Stadt an der Westküste Frankreichs in der Bretagne“, erzählte Mevellec im Rahmen der zweiten Ausgabe des Rwanda Challengers Anfang März. „Einer meiner besten Freunde war bei den French Open und hat dort einen Geschäftsmann aus Ruanda getroffen. Der fragte ihn, ob er jemanden kenne, der verrückt genug wäre, nach Kigali zu gehen und über die Organisation eines Tennisturniers nachzudenken. Ich habe sofort die ATP angerufen. Der Direktor rief mich zwei Minuten später zurück und sagte: ‚Wenn du hingehst, stellen wir das gesamte Preisgeld zur Verfügung und du musst keine Gebühr für die Turnierlizenz zahlen.‘ Die ATP hat in den letzten zwei Jahren mehr als 500.000 US-Dollar investiert.“

Zentralafrika sei, so Mevellec, ein idealer Ort für Tenniswachstum: „Afrika ist ein großartige Möglichkeit für die Entwicklung des Tennissports“, sagte er. „Nordafrikanische Länder wie Tunesien und Marokko sind gut an Europa angebunden. Sie haben einige Turniere und viele Spieler. Aber in Subsahara-Afrika? Nichts.“

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Das Turnier an der Elfenbeinküste ist eines von mehreren ATP-Challenger-Turnieren, die in dieser Saison in Afrika stattfinden.

Das Turnier an der Elfenbeinküste ist eines von mehreren ATP-Challenger-Turnieren, die in dieser Saison in Afrika stattfinden. 

Kleine Herausforderungen – große Wirkung

Doch die Umsetzung bringt eigene Herausforderungen mit sich – kulturelle, logistische, alltägliche.

„In Frankreich kann man Turniere komplett ohne Verbindung zu den Clubs organisieren. In Afrika muss man mit den lokalen Clubs vernetzt sein. Ich denke, das ist einfach eine Frage der Kultur. Wir haben mit Details zu kämpfen – zum Beispiel mit dem Essen. Für die Einheimischen ist das oft nicht so wichtig, aber für die Spieler müssen wir bestimmte Dinge bereitstellen. Manchmal ist es schwer, das zu bekommen, was wir brauchen. Wir müssen zu lange warten“, erklärte Mevellec.

Ich gehe jeden Tag ins Spielerrestaurant und erkläre, dass die Pasta verkocht ist. Das ist in Europa einfach umzusetzen, aber hier müssen sie das erst lernen – und sie wollen es auch lernen. Das ist sehr wichtig.

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Die große Vision: Eine afrikanische Turnierserie

Mevellec plant bereits weiter. Er will eine komplette Turnierserie in Ostafrika aufbauen – und auch an der Westküste neue Standorte etablieren.

„Afrika wird immer mehr zum Fokus“, sagte er. „Ich hoffe, einen Sandplatzswing in Ostafrika zu schaffen – sechs Wochen am Stück mit Äthiopien, Tansania, Kenia, Ruanda und Uganda nach den Australian Open, mit Clubs, die über gute Infrastruktur verfügen. An der Westküste möchten wir Hartplatzturniere aufbauen. Ich hoffe, dass Brazzaville in Zukunft auch auf Hartplatz gespielt wird. Es wäre großartig, Turniere in Gabun, Togo, der Elfenbeinküste und Senegal zu etablieren – zum Beispiel parallel zur europäischen Sandplatzsaison.“

Dabei möchte er mittelfristig Verantwortung abgeben: „Ich hoffe, dass mein lokaler Partner in den nächsten Jahren selbst Turnierdirektor wird. Ich hoffe, ich komme dann nur noch, um die Fortschritte zu sehen – dass sie das Turnier eigenständig weiterentwickeln können“, sagte Mevellec. „Früher waren die Franzosen gut darin, überall auf der Welt Ratschläge zu erteilen. So bin ich nicht.

Ich möchte meine Erfahrung mit den lokalen Leuten teilen, weil es hier viele gibt, die sehr talentiert sind.

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Arzel Mevellec möchte, dass eine komplette Turnierserie in Afrika stattfindet.

Arzel Mevellec möchte, dass eine komplette Turnierserie in Afrika stattfindet.

Ein Symbol für die Zukunft

Eliakim Coulibalys Triumph in Abidjan ist deshalb mehr als ein sportlicher Erfolg. Er steht symbolisch für die neue Ära des afrikanischen Tennis – und für die wachsenden Chancen, die sich für junge Talente eröffnen.

„Ich nutze die Unterstützung der ATP als Einkommen, was bedeutet, dass ich in all diesen Ländern Geld ausgegeben habe, aber nie welches von ihnen erhalten habe“, resümierte Mevellec. „Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Die Spieler sind glücklich. Die Fans sind glücklich. Und wir beweisen, dass es funktionieren kann.“